Treten zukünftig gemeinsam aufs Gas: Der Vorstand der Taxizentrale Stuttgart, Iordanis Georgiadis (l.) und Christoph Weigler, Deutschland-Chef von Uber. Foto: Lg/Leif Piechowski

Jahre lang waren das Taxigewerbe und Uber erbitterte Konkurrenten. Nun arbeiten beide Transportanbieter in Stuttgart zusammen – zum ersten Mal in Deutschland.

Es ist eine außergewöhnliche Liaison. Aus den bisherigen Konkurrenten im Kampf um Fahrgäste werden nun Partner. Die Taxi Auto Zentrale Stuttgart (TAZ) und der Fahrdienstanbieter Uber haben eine Kooperation vereinbart – erstmals in Deutschland. Ab sofort können Kunden über die Mobilitätsplattform Uber beide Angebote abrufen. Von der gesteigerten Transparenz würden beide Seiten profitieren, ist Iordanis Georgiadis, der Vorsitzende des Taxiverbands Stuttgart, überzeugt: „Die Fahrer, aber vor allem auch die Kunden.“

Mitte März protestierten die Taxifahrer noch

Von einem wichtigen Schritt, „um die Zusammenarbeit mit der Taxibranche partnerschaftlich auszubauen“ spricht Christoph Weigler, Deutschland-Chef von Uber. Das war bei Weitem nicht immer so. Seit dem Start in der Region Stuttgart im November 2019 wurde der amerikanische Fahrdienstanbieter kritisch beäugt. Vor allem die gängige Praxis, dass die Fahrzeuge als Mietwagen dienen und deshalb anders besteuert werden, ruft immer wieder großen Protest hervor. Die Bestimmungen des Transportwesens sehen dabei vor, dass diese nur auf Bestellung losfahren dürfen und im Anschluss an den Standort zurückkehren müssen. Die gängige Praxis sieht laut Branche aber anders aus. Viele Fahrer würden ohne konkreten Auftrag am Straßenrand auf Kundschaft lauern. Der Konkurrenzkampf gipfelte Anfang des Monats in einer Protestfahrt der Taxifahrer durch Waiblingen. Das zuständige Landratsamt im Rems-Murr-Kreis reagierte umgehend und verhängte Mitte März in einer konzertierten Aktion Rekord-Bußgelder an Mietwagen-Unternehmen in bis zu fünfstelliger Höhe.

Für Georgiadis aber kein Grund, vor der Partnerschaft zurückzuschrecken. Von einem generellen Konflikt zwischen Taxigewerbe und Uber will er nicht sprechen, der Protest habe sich lediglich auf die „Schwarzen Schafe in der Mietwagenbranche gerichtet“. Dazu passt ins Bild, dass auch Uber seinen Anteil an Taxifahrten deutlich ausbauen will. Inzwischen vermittele man deutschlandweit bereits Aufträge an mehr als 5000 Taxifahrer.

Neue Zielgruppen mit Digitalisierung ansprechen

Nun also die von beiden Seiten als Neuanfang bezeichnete Kooperation in Stuttgart. Mehr als 50 Prozent der rund 900 Taxifahrer in Stuttgart und der Umgebung wurden bereits im Umgang mit der Uber-App geschult. Bis in rund zwei Wochen soll die Umstellung komplett vollzogen sein. Dann können Fahrgäste über die Plattform von Uber gleich aus vier Angeboten wählen, wie Weigler betont: „Neben den bekannten Vermittlungsoptionen mit Mietwagen, wie Uber X, finden Nutzer auch Taxis der Stuttgarter Zentrale in der Option ‚UberTaxi’“.

Einen Rückgang der Nachfrage durch den Konkurrenzdruck mit dem in der Regel etwas günstigeren Angebot des amerikanischen Unternehmens befürchtet Georgiadis für die Taxifahrer nicht – „so selbstbewusst sind wir“. Ganz im Gegenteil erhofft man sich durch die damit verbundene, fortschreitende Digitalisierung, „neue Zielgruppen anzusprechen“. Im Blickfeld stehen Geschäftsreisende, die die digitale Order aus anderen Ländern kennen, und vor allem die jüngere Generation, um zusätzliche Fahrten zu generieren und Wartezeiten zu minimieren.

Für Uber ist die prestigeträchtige Kooperation mit einer solch traditionsreichen Taxigenossenschaft eine Art von Legitimation, endlich in der Branche ernst genommen zu werden. Und bei Stuttgart soll es auf Dauer nicht bleiben. So könnte das Modell auch auf die Kooperationspartner der Taxizentrale in der Region wie etwa in Fellbach, Waiblingen, Aalen, Kitzingen, Heilbronn, Ludwigsburg oder Göppingen ausgeweitet werden.

Kein Preiskampf erwartet

Preiskämpfe erwarten beide Kooperationspartner bei dem neuen Modell nicht. Vielmehr setzen beide dabei auf die Forderung nach einem flexiblen Festpreis in Stuttgart, wie bereits in anderen deutschen Großstädten wie Berlin und München. Die zusätzliche Transparenz an festgelegten Vorabpreisen schaffe mehr Vertrauen bei den Kunden. Laut einer von Uber in Auftrag gegebenen Studie würden 56 Prozent der Befragten häufiger Taxi fahren, wenn sie bereits bei der Buchung den genauen Preis kennen würden.

Georgiadis sieht es pragmatisch: „Am Ende des Tages geht es um den Kunden. Er soll bekommen, was er möchte“ – und wie er sich letztendlich entscheidet, wird in Stuttgart die nunmehr erste Partnerschaft zwischen Uber und der Taxibranche in Deutschland zeigen.