Mit Mendelssohns „Elias“ brillieren die Festo Air Voices und der Geislinger Singkreis in der Esslinger Frauenkirche. Foto: /Rainer Kellmayer

Der Festo-Chor Air Voices und der Geislinger Singkreis haben in der Esslinger Frauenkirche Mendelssohns „Elias“ aufgeführt. Damit unterstützen sie die EZ-Weihnachtsspendenaktion.

Das Thema könnte aktueller nicht sein: In der von Kriegen und Konflikten überschatteten Zeit, trifft die alttestamentarische Geschichte um den Propheten Elias den Nerv. Da tritt jemand kämpferisch für seine Überzeugung ein, stößt auf Widerstände, besteht jedoch charakterstark in all den Wirren. Ein aus Festo Air Voices und Geislinger Singkreis bestehender Großchor setzte sich – getragen vom instrumentalen Fundament der Jungen Süddeutschen Philharmonie Esslingen – in zwei packenden Aufführungen mit Felix Mendelssohn Bartholdys biblischem Oratorium „Elias“ auseinander. Die Ausführenden stellten sich in den Dienst einer guten Sache: Beide Konzerte in der Esslinger Frauenkirche unterstützen die EZ-Weihnachtsspendenaktion.

In der musikalischen Schilderung der Ereignisse um den kämpferischen Propheten, der um 912 vor Christus im Ostjordanland geboren wurde, unterstreicht Mendelssohns Partitur mit farbigen, äußerst expressiven Bildern den Fanatismus des Elias: Machtvoll, und zuweilen recht herb in der Klangformung. Doch nicht nur dramatische Momente bestimmten in der Frauenkirche die Szene – auch der lyrische Gehalt des Oratoriums wurde beleuchtet.

Präzision und Klangschönheit

Was die Choristen an Präzision, Klangschönheit und weiten dynamischen Gängen boten, verriet eine sorgfältige Probenarbeit: Eberhard Klotz, der Dirigent der Festo Air Voices, und der Geislinger Bezirkskantor Thomas Rapp hatten ihre Chöre auf den Punkt hin fit gemacht. Nach einer klangprächtigen Eröffnung durch den in der Rolle des Elias stimmgewaltig auftrumpfenden Bassisten Jens Hamann setzten die Sängerinnen und Sänger im Eröffnungschor „Hilf, Herr!“ markante Akzente.

Die Stimmverläufe blieben transparent, die Balance stimmte, und auch die Intonation war weitestgehend sauber ausgesteuert. In „Aber der Herr sieht es nicht“ bestimmten vokale Wucht und gewaltig aufschwellende crescendi die Szene. Einen aggressiven Touch erhielt der Chorklang im aufbrausenden “Wehe ihm, er muss sterben!“, und nach all den Wirrungen und expressiven Ausbrüchen stimmte der Chor in der Schlussfuge „Herr unser Herrscher“ in hellem D-Dur das Lob Gottes an.

Eberhard Klotz hielt die Fäden fest in der Hand. Er animierte den Chor mit klarer Gestik zu expressivem Gesang, sorgte für eine austarierte Balance zwischen Chor, Orchester und Solisten und hielt den Spannungsbogen über die gesamte Aufführungsdauer von zweieinhalb Stunden durch.

Klotz feuerte die Süddeutsche Philharmonie Esslingen zu leidenschaftlichem Orchesterspiel an. Die Nuancen der Partitur erklangen detailliert, und das dynamische Spektrum wurde vom hauchzarten Pianissimo bis zu den lautesten Stärkegraden voll ausgelebt. Immer wieder sorgte die hervorragend disponierte Blechbläsergruppe für Strahlglanz, setzte auf Klangwucht und gewaltige Akzente. Während sich die Holzbläser gelegentlich in der Intonation marginal neben der Idealspur bewegten, überzeugten die Streicher durch Homogenität und präzises Spiel.

Solopartien mit Strahlglanz

Bei der Auswahl der Gesangssolisten hatte Eberhard Klotz eine glückliche Hand. In den Ensembles überzeugten die Vokalisten durch Klangverschmelzung und stimmliche Eleganz, und in den Solopartien ließen sie Strahlglanz aufleuchten – allen voran der Bassist Jens Hamann in der Titelrolle. Ob im zwischen viriler Kraft und lyrischer Emphase changierenden „Gib mir her deinen Sohn!“, den geschmeidigen Melodielinien in „Herr, Gott Abrahams“ oder den resignativen Tönen von „Es ist genug“ – Hamann bot die gesamte Palette seiner Gesangskunst. Dem stand Marion Eckstein in nichts nach: Mit dunkel gefärbter, fein timbrierter Altstimme füllte sie ihre Partie mit Wohllaut. Helle Sopranspuren legte Andrea Lauren Brown, etwa in „Was hast du an mir getan“, oder in der Arie „Höre Israel“, wo sie den Spagat zwischen geschmeidiger Legatokunst und expressiven Aufschwüngen mühelos schaffte.

Für tenoralen Schmelz war Dennis Marr zuständig. Seine Rezitative punkteten durch klare Textverständlichkeit, und in den Tenorarien schwang sich Marr mühelos in vokale Höhen hinauf. Eine kleinere Rolle war der Sopranistin Elena Sophie Müller übertragen. Mit glockenheller Stimme sang sie von der Kanzel herab den Part des Knaben, und beim wunderschönen A-cappella-Terzett der drei Engel „Hebe deine Augen auf“ sorgte sie – in bester Abstimmung mit Andrea Lauren Brown und Marion Eckstein – für einen vokalen Höhepunkt.

Die Interpreten

Festo Air Voices
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Esslinger Firma Festo gründeten 2006 die Air Voices. Inzwischen besteht der Chor aus 40 Vokalisten. Musical-Projekte stehen ebenso auf der Agenda wie Konzerte mit Filmmusik. Zum zehnjährigen Bestehen meisterte der Chor Georg Friedrich Händels „Der Messias“.

Geislinger Singkreis
Der Konzertchor wurde 1948 gegründet. Heute ist der Singkreis, der ursprünglich an der Geislinger Stadtkirche beheimatet war, ein überkonfessioneller Verein. Überwiegend widmet sich der von Bezirkskantor Thomas Rapp geleitete Geislinger Singkreis der geistlichen Chormusik.

Eberhard Klotz
Der begeisterte Sänger und Dirigent, der seit 2006 die Air Voices leitet, arbeitet bei der Firma Festo im Vertrieb. Seit dem 15. Lebensjahr singt der heute 58-Jährige in Chören. Sein besonderes Anliegen sind die „Ensemblesingen“ in Ruit, bei denen Motetten bedeutender Komponisten aufgeführt werden.