Der Düsseldorfer Schauspieler Ron Iyamu geht mit Vorwürfen des Rassismus an die Öffentlichkeit. Foto: dpa/Thomas Rabsch

Der Schauspieler Ron Iyamu beklagt Rassismus und eine Kultur des Schweigens am Düsseldorfer Schauspielhaus. Die Politik fordert Aufklärung und Handeln.

Düsseldorf - Nach Rassismus-Vorwürfen gegen das Düsseldorfer Schauspielhaus haben die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Landeshauptstadt eine konsequente Aufarbeitung der Vorfälle gefordert. „Dass ein Schauspieler am Schauspielhaus rassistisch behandelt und diskriminiert wird, ist nicht tolerierbar“, erklärten NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) und der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) am Montag in einer gemeinsamen Mitteilung. „Es ist notwendig, dass das Schauspielhaus die Vorfälle konsequent aufarbeitet, entsprechende Konsequenzen zieht und Maßnahmen ergreift, dass sich dies nicht wiederholen kann.“

Die Bühne wird vom Land und der Stadt getragen, OB Keller ist Aufsichtsratsvorsitzender. Intendant Wilfried Schulz entschuldigte sich und kündigte einen Verhaltenskodex an.

Kultur des Schweigens

Der Schauspieler Ron Iyamu, der nigerianische Wurzeln hat und seit 2019 Ensemblemitglied ist, hatte die Vorwürfe im WDR öffentlich gemacht. Auf Instagram und Facebook schrieb er später, dass er seit zweieinhalb Jahren Rassismus erlebe. „Rassistische und sexistische Strukturen“ seien am Schauspielhaus ein Dauerzustand. „Sie äußern sich in Besetzungen, Beleidigungen und einer Kultur des Schweigens.“ Immer wieder sei ihm versprochen worden, darüber zu reden, aber bis heute sei nichts passiert.

Daher habe er sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen. „Es geht mir dabei nicht darum, einen Shitstorm heraufzubeschwören. Es geht mir darum, dem Düsseldorfer Schauspielhaus zu zeigen, dass Rassismus keine Empfindlichkeit ist, die so hingenommen werden kann.“ Er wolle das Gespräch in die Öffentlichkeit ziehen, „da ich mich hinter den Fassaden des Schauspielhauses allein gelassen und machtlos fühle“.

Bedauern über das „N-Wort“

Konkret warf Iyamu dem Intendanten Schulz vor, im Schauspielhaus weiterhin Regisseure arbeiten lassen, obwohl ihm bekannt sei, dass diese „rassistische und sexistische Sprüche“ über Mitarbeiter machten. Unter anderem habe ihn ein Regisseur mit dem „N-Wort“ beleidigt, schrieb Iyamu auf Facebook.

Schulz und das Leitungsteam entschuldigten sich in einer öffentlichen Stellungnahme bei Iyamu für die entstandenen Verletzungen. „Wir bedauern sehr, dass wir den Vorfällen nicht konsequenter begegnet sind. Das war ein Fehler.“ Das Haus habe die persönliche Betroffenheit Iyamus, das Ausmaß der Verletzungen und vor allen Dingen die Aufarbeitung falsch eingeschätzt.

Verhaltenskodex geplant

Das Schauspielhaus engagiere sich seit vielen Jahren gegen Rassismus – auf und jenseits der Bühne, schrieb Schulz. Es gebe auch seit 2019 einen Diversity-Beauftragten und Anti-Rassismus-Fortbildungen. Die Vorfälle zeigten aber eindeutig, „dass wir noch sehr viel mehr an unseren internen Strukturen arbeiten müssen, um Missstände zu erkennen und zu beseitigen (...).“ Das Schauspielhaus werde daher einen Verhaltenskodex einführen, „mit dem wir unsere Haltung, Werte und unser Handeln innerhalb unserer Institution beschreiben“. Künftig werde es auch Ansprechpartner geben, an die sich Betroffene unmittelbar wenden könnten.

Der in Hannover geborene Iyamu studierte am Mozarteum Salzburg. Der 29-jährige Schauspieler gehört aktuell zum Ensemble des Jungen Schauspielhauses. Iyamu ist außerdem Musiker und hat sich den Künstlernamen Ron Nox gegeben. Er schrieb über seine Rassismus-Erfahrungen in der Schauspielszene 2020 auch seine Diplomarbeit.