In Russland baut Daimler Truck in zwei Werken Bauteile aus Wörth zu Lastwagen zusammen. Foto: dpa/Daimler Truck

Die EU hat bei den Sanktionen Politiker und Finanzinstitutionen im Blick. Die Produktion des Stuttgarter Lkw-Bauers ist nicht betroffen.

Stuttgart - Derzeit richten sich die EU-Sanktionen, die wegen des Ukraine-Konfliktes gegen Russland verhängt werden sollen, gegen Personen im Umfeld der Regierung und die russische Finanzindustrie. Ob später andere Wirtschaftsbereiche getroffen werden, ist noch nicht absehbar.

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Dennoch ist klar, dass die Eskalation durch Russland im Ukraine-Konflikt in der Zentrale von Daimler Truck in Leinfelden-Echterdingen genau verfolgt wird. Der Lastwagenhersteller produziert in zwei Werken in Russland Fahrzeuge für den russischen Markt. Daimler Truck kooperiert mit dem russischen Lastwagen-Hersteller Kamaz. Die Unternehmen haben vor elf Jahren ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Die beiden Fabriken sind etwa 1000 Kilometer östlich von der russischen Hauptstadt Moskau in Nabereschnyje Tschelny angesiedelt. In der 500 000-Einwohner-Stadt gibt es bereits mehrere Werke des russischen Herstellers Kamaz.

LKW kommen als Bausatz

Die Bauteile für die Lastwagen werden zunächst im Daimler-Stammwerk in Wörth produziert, dann verpackt und und nach Russland verschifft. In Nabereschnyje Tschelny werden die Teile dann ausgepackt und zu fertigen Lastwagen für den russischen Markt aufgebaut. Seit 2019 werden in einem zweiten Werk die Kabinen für die Lastwagen gebaut. Im Rahmen des Joint Venture werden mehrere Modelle mit dem Stern wie etwa der Actros, der Arocs und der Unimog gebaut. Seit 2015 werden dort auch leichte Lastwagen der Marke Mitsubishi Fuso gebaut. Die Stückzahlen sind allerdings überschaubar: Insgesamt hat Daimler Truck in Russland bisher rund 35 000 Lastwagen ausgeliefert. Etwa zwei Drittel davon waren von der Marke Mercedes-Benz, das andere Drittel von Mitsubishi Fuso. Der russische Markt steht etwa für ein Prozent des weltweiten Absatzes des Lkw-Herstellers. Die Lastwagensparte Daimler Truck wurde im Dezember unabhängig von der Pkw-Sparte, die Aktie wird seit Mitte Dezember gehandelt und dürfte noch in diesem Quartal in den Leitindex Dax aufgenommen werden.

Absatz legt um ein Fünftel zu

Daimler Truck hat 2021 rund 455 000 Lastwagen ausgeliefert. Das ist eine Steigerung um 20 Prozent. 162 000 Fahrzeuge wurden von den US-Marken im Konzern verkauft, die Kernmarke Mercedes-Benz lieferte 141 000 Fahrzeuge aus, die asiatischen Marken kamen auf 143 000 Stück.

Auch der Lastwagenhersteller hat 2021 unter dem Chipmangel gelitten und hätte deutlich mehr Fahrzeuge verkaufen können. Das Unternehmen mit rund 100 000 Mitarbeitern gilt weltweit als der größte Hersteller von Lastwagen und produziert an 40 Standorten, die auf mehrere Länder verteilt sind. Auch Busse zählen zum Portfolio. Sieben Marken sind unter dem Dach von Daimler Truck vereint.