Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen wirft China vor, es wolle Taiwan einschüchtern. (Archivbild) Foto: IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Walid Berrazeg

Vor dem Hintergrund anhaltender Spannungen mit China hat Taiwan am Donnerstag eine zivile Drohne in seinem Luftraum abgeschossen. Das unbemannte Fluggerät stürzte in der Nähe einer taiwanischen Insel ins Meer.

Im Konflikt zwischen China und Taiwan hat das Militär der Inselrepublik erstmals eine Drohne abgeschossen. Die nicht identifizierte Drohne sei in den taiwanesischen Luftraum über der kleinen Löwen-Insel vor der Küste Chinas eingedrungen, teilte das Verteidigungsministerium in Taipeh am Donnerstag mit. Das taiwanesische Militär habe zunächst versucht, die Drohne mit Warnschüssen zu vertreiben. Als das nichts genutzt habe, sei das unbemannte Flugzeug abgeschossen worden. Die Drohne sei ins Meer gestürzt.

Die Löwen-Insel gehört zur taiwanesischen Kinmen-Inselgruppe etwa zwei Kilometer vor der chinesischen Küste und der Hafenstadt Xiamen. Während des Kalten Krieges wurden die Inseln regelmäßig vom chinesischen Festland aus unter Artillerie-Feuer genommen. Gegenwärtig sind die Inseln Tourismus-Ziele.

Taiwan wirft China Einschüchterungsversuche vor

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen hatte China am Dienstag vorgeworfen, mit Drohnen und „Grau-Zonen“-Taktik die Inselrepublik einschüchtern zu wollen. Nach Regierungsangaben bekräftigte Tsai am Donnerstag, Taiwan wolle keine Auseinandersetzungen provozieren, das bedeute aber nicht auf Maßnahmen zur Verteidigung zu verzichten.

China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und droht allen Ländern, die Kontakte mit der demokratisch regierten Insel pflegen, mit Konsequenzen. Ein Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan hatte Anfang August daher schwere Spannungen mit China ausgelöst. Peking begann mit großangelegten Manövern rund um die Inselrepublik. Dabei wurden eine See- und Luftblockade sowie eine mögliche Eroberung geübt. Trotzdem reisten kurz darauf weitere Delegationen mit US-Politikern nach Taiwan.

Auch am Donnerstag empfing Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen mit Arizonas Gouverneur Doug Ducey erneut einen Besucher aus den USA. Tsai kündigte an, die Zusammenarbeit mit den USA weiter ausbauen zu wollen. Dabei hob sie vor allem Kooperationen in der Chip-Industrie hervor. Der taiwanische Halbleiter-Hersteller TSMC baut derzeit für zwölf Milliarden US-Dollar ein neues Werk in Arizona.