Im Köngener Lindenquartier geht es mit dem Bau der direkt an den Festplatz angrenzenden Seniorenwohnlage zügig voran. Foto: /Kerstin Dannath

Der Gemeinderat hat sich für eine Kompromisslösung entschieden. Die angrenzende Seniorenwohnanlage soll Ende 2025 bezugsfertig sein, die endgültige Gestaltung des Festplatzes dauert aber um einiges länger.

Die Diskussion um die künftige Gestaltung des Festplatzes hat in Köngen zuletzt hohe Wellen geschlagen, jetzt ist klar, dass es auf eine Kompromisslösung herauslaufen wird: Das traditionelle Pfingstmusikfest des örtlichen Musikvereins (MV) kann wieder mit Festzelt stattfinden, auch wenn dieses kleiner sein wird als früher.

Nach intensiven Beratungen haben sich Gemeinderat und Verwaltung jüngst auf einen Kompromissvorschlag geeinigt. „Mit dem Beschluss können alle leben. Der jetzt verabschiedete Entwurf wird den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht“, ist sich Köngens Bürgermeister Ronald Scholz sicher.

Auf dem südlichen Teil des Platzes kann nun ein 720 Quadratmeter großes Zelt aufgestellt werden, allerdings nicht von der Stange: Auf der der Seniorenwohnanlage zugewandten Seite muss das Zelt aufgrund der vorgesehenen Begrünung um einige Meter verkürzt, sprich angestückelt werden. Auch das fest am Platz integrierte Podest sowie zwei am südlichen Ende eingeplante Essensstände müssen gesondert eingehaust werden.

Vor Corona stand auf dem Platz ein Zelt mit 1200 Quadratmetern Fläche

In Vor-Corona-Zeiten stand auf dem Festplatz ein 1200 Quadratmeter großes Zelt. Der Musikverein habe eine andere Lösung präferiert und dafür einen eigenen Vorschlag bei der Verwaltung eingereicht. Dieser sah ein Bierzelt mit 800 Quadratmetern vor. „Ist das Zelt nur 720 Quadratmeter groß, reduziert sich die Stellfläche für Biergarnituren nach unserer Berechnung etwa um die Hälfte“, kritisierte die MV-Vorsitzende Tanja Köstler. Was sich natürlich auf den Gewinn auswirke: „Das Pfingstmusikfest ist unsere Haupteinnahmequelle.“ Auch die fest in den Platz integrierte Bühne fand keine Gnade: Hier sei eine gesonderte Einhausung aus Schallschutzgründen dringend von Nöten, sagte Köstler und bezifferte die Sonderanfertigung mit 15 000 bis 20 000 Euro – plus Kosten für Reinigung und Lagerung.

Der eigene Entwurf des MV stieß indes aber auch nicht auf viel Begeisterung. „Bei dem Entwurf graben wir uns förmlich in den Festplatz ein und die Bäume, die an den Rand verschoben werden, verschatten eben auch nur noch den Rand“, befand Lisa Kallenberger vom Büro „Kraft Raum Landschaftsarchitektur“ mit Firmensitzen in Düsseldorf und Esslingen, das Anfang des Jahres beim Ideenwettbewerb der Gemeinde zum Sieger gekürt worden war. Damit verbunden war das Auftragsversprechen für das Projekt, das gleichzeitig die moderne Visitenkarte Köngens am westlichen Ortseingang werden soll. Kallenberger betonte, dass im einstimmig vom Gemeinderat beschlossenen Anforderungsprofil des Wettbewerbs explizit darauf hingewiesen wurde, dass ein Festzelt nicht mehr aufgestellt werden soll.

„Es stimmt, dass wir kein Zelt mehr wollten“, gibt Köstler zu. 2019 wurde beim Pfingstmusikfest zum letzten Mal ein Bierzelt aufgebaut – dann fiel die Traditionsveranstaltung wie so vieles zwei Jahre lang wegen Corona ins Wasser.

Auch im Frühjahr 2022 war lange unklar, ob das Fest stattfinden kann und wenn ja in welcher Form. Aufgrund der Unwägbarkeiten sowie des finanziellen Risikos entschieden MV und Verwaltung damals, auf das Zelt zu verzichten und stattdessen einen Biergarten aufzubauen, was bis zu diesem Jahr so beibehalten wurde.

Verstärkt durch den Bürgermeisterwahlkampf im Frühjahr habe man inzwischen aber auf die Stimmen aus der Bevölkerung gehört, die wieder ein Zelt wollten, und umgedacht, bekannte Köstler. Sie erklärte zudem, dass sich der MV mittlerweile mit der Handballabteilung des TSV Köngen zusammengetan habe, um das Fest schon ab 2025 gemeinsam zu stemmen – mit Zelt.

Das Vorhaben hängt dem Zeitplan einige Monate hinterher

Bis das Traditionsfest auf dem neu gestalteten Platz gefeiert werden kann, wird aber noch einige Zeit vergehen, bereits jetzt hängt das Vorhaben dem Zeitplan einige Monate hinterher. Der Verwaltung liege viel daran, die Planungen voranzutreiben, sagte Bürgermeister Scholz – dennoch rechnet er mit einem frühesten Beginn der Arbeiten am Festplatz im Herbst 2025.

Im Lindenquartier, der direkt an den Festplatz angrenzenden Seniorenwohnlage, geht es derweil zügig voran. Der Rohbau ist weitgehend fertig, wie Geschäftsführer Matthias Günther vom Projektträger FWD Hausbau- und Grundstücks GmbH auf dem Richtfest verkündete. Der Investor hat keine größeren Bedenken wegen der Verzögerung bei der Gestaltung des Festplatzes: „Für uns ist es wichtiger, dass die Situationen im nahen Umfeld, wie die Gehwege um das Haus und der Zugang zum Bäckereicafé, geregelt sind.“ Günther vermutet, dass die anstehenden Bauarbeiten am Festplatz nebenan sogar spannend für die künftigen Bewohner sein könnten: „Es entsteht ja kein hohes Gebäude sondern ein Platz.“

Zumindest einer dieser neuen Bewohner ist froh, wenn alles fertig ist und das traditionelle Pfingstmusikfest auf dem neugestalteten Platz steigen kann. Rainer Achauer wohnt seit 1981 in Köngen, mittlerweile ist das Haus für den 74-Jährigen allein aber zu groß geworden und er hat sich stattdessen eine Erdgeschosswohnung im Lindenquartier zugelegt. „Ich habe das Festzelt dann praktisch direkt vor der Tür. Vielleicht muss ich nur das Fenster aufmachen und kann ein Bier bestellen“, hofft der rüstige Senior mit einem fröhlichen Augenzwinkern.

Das neue Lindenquartier in Köngen

Betreutes Wohnen
Investor ist die FWD Hausbau- und Grundstücks GmbH aus Dossenheim. Sie baut auf dem 20 Ar große Areal eine Seniorenwohnanlage mit 42 barrierefreie Zwei- und Dreizimmerwohnungen in Kombination mit einer Tagespflegeeinrichtung und einem Bäckereicafé. Baustart des 20-Millionen-Euro-Projekts war Anfang Dezember 2023, die Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant.

Große Nachfrage
Von den 34 frei finanzierten Wohnungen stehen nur noch acht Einheiten zum Verkauf. Für die übrigen acht Wohnungen besteht eine Sozialpreisbindung, sie werden laut FWD-Geschäftsführer Matthias Günther im Laufe des kommenden Jahres veräußert werden.

Künftige Bewohner
Rund 70 Prozent der neuen Eigentümer kommen laut FWD-Hausbau-Verkaufsleiter Dieter Hummel aus einem Umkreis von rund zehn Kilometern und praktisch alle künftigen Bewohner haben einen Bezug zu Köngen. Etwa die Hälfte der neuen Eigentümer zieht selbst ein, die übrigen 50 Prozent haben die Wohnung für nahe Verwandte erworden, so Hummel weiter: „Den klassischen Kapitalanleger, der an Fremde vermietet, gibt es bei solchen Projekten nur selten.“