In der Schafstraße 2 in Nürtingen sind 2020 bei einem verheerenden Feuer zwei Bewohner gestorben. Foto: Ines Rudel/Archiv

Weil die Justizbehörden keinen Verantwortlichen finden können, bleibt der Tod zweiter Bewohner ungesühnt. Das wirft viele Fragen auf, meint unsere Autorin Corinna Meinke.

Zwei Menschen starben vor mehr als vier Jahren unter schrecklichen Umständen am späten Abend in den Flammen ihres Zuhauses. Die Rettungsversuche für sie kamen zu spät. Andere Bewohner konnten sich noch mit einem Sprung aus dem Fenster in Sicherheit bringen oder es wurde ihnen im letzten Moment von Einsatzkräften und Nachbarn geholfen.

Auch noch Jahre nach der Brandkatastrophe von Nürtingen sind die Erinnerungen an das Feuer lebendig. Und fast ebenso lange hat sich dort ein Trauerspiel hingezogen, in dem die Kommune über Jahre vergeblich versuchte, den Abriss der Brandruine zu erwirken. Anlass war die Gefahr durch herabfallende Teile, die so groß eingestuft wurde, dass der Gehweg in der Schafstraße 2 jahrelang gesperrt werden musste und nicht begehbar war.

Der Eigentümer hatte jahrelang versucht, seine Interessen durch alle Instanzen durchzusetzen und damit Behörden und Gerichte beschäftigt, Fristen und Zwangsgeldandrohungen verstreichen lassen und Zusagen nicht eingehalten. Das unsägliche Katz- und Mausspiel zog sich trotz eines Urteils so lange hin, dass selbst der juristisch beschlagene Nürtinger Oberbürgermeister Johannes Fridrich von einem Fehler im System sprach.

Ein weitaus größerer Schaden mit Blick auf die Glaubwürdigkeit juristischer Abläufe ist aber jetzt entstanden, weil die Ermittlungen zur Verantwortung für die beiden Todesfälle im Sande verlaufen sind. Wie kann das sein, obwohl in beiden Fällen Rauchgasintoxikation, also eine Rauchgasvergiftung, als Todesursache feststeht und geklärt wurde? Weshalb konnten der oder die Brandstifter nicht ermittelt werden? Und außerdem steht die Frage im Raum, wie es zu einer Einstellung der Ermittlungen kommen kann, obwohl längst festgestellt wurde, dass lebensrettende Rauchmelder in dem Haus gefehlt haben. Nach der Einstellung der Ermittlungen gegen eine eher geringe Geldzahlung werden sich nicht nur die Hinterbliebenen fragen, was ein Menschenleben überhaupt wert ist.