Was bringt eine Stadt voran? Leidenschaft! Ideen! Enthusiasmus! Davon ist in Stuttgart viel zu spüren. Unterwegs mit Finanzminister Danyal Bayaz, Ex-Torwart Timo Hildebrand, Winzer Moritz Haidle und Promoter Jürgen Schlensog. Sie verraten, was sie antreibt.
Mit 14 Jahren hat Danyal Bayaz sein erstes Album der Stuttgarter Hip-Hop-Band Freundeskreis in die Hände bekommen – schon war’s um ihn geschehen. „Die Stücke hab ich rauf und runter gehört“, erinnert sich der Finanzminister nur zu gern.
Wär Zeit geblieben – er wär daheim noch in einen Hoodie geschlüpft. Sein Terminkalender erlaubt es nicht. Vom Schreibtisch im Neuen Schloss geht es direkt zur Freundeskreis-Ausstellung „Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“ ins Stadtpalais. Da wie dort ist der Grüne derselbe, macht er klar, unabhängig von Kleidung. Als „rappender Minister“ macht er Schlagzeilen. Sein Chauffeur verrät, dass der Chef Hip-Hop im Dienstauto hört. Auf Dienstreise in den USA rappte der 39-Jährige einen Song von Torch. Der Text handelt – passend für einen Finanzminister – von Geld. Um Kohle ging’s, als die SPD das Staatsministerium kritisierte, das Max Herre von Freundeskreis zum Abend des deutsch-amerikanischen Jugendaustauschs nach Los Angeles eingeladen hat.
Der Vater des heutigen Ministers wartete stundenlang vor dem Club
Rap und Politik beeinflussen sich gegenseitig. Ohne Rap wäre Bayaz ein anderer Politiker geworden – oder gar keiner. Sein Besuch in der Hör-Ausstellung ist eine Reise in Stuttgarts Protestkultur. Chile-Putsch, Kalter Krieg, Tschernobyl, Atomkraft, Diversität – diese Themen fließen in die Songs von Freundeskreis ein und werden im Museum bebildert. Alles erschreckend aktuell.
Keine 18 war der Grüne, als ihn sein Vater von Heidelberg nach Stuttgart fuhr, damit DJ Danyal den 0711 Club auf dem Pragsattel besuchen konnte. „Beginn 21 Uhr“, hieß es. Vor 23 Uhr passierte nix. Der Papa wartete stundenlang draußen. Musik prägt Menschen – die Leidenschaft für Hip-Hop hat sich Bayaz bewahrt. Zahlen reichen einem Finanzminister nicht, um das Leben zu verstehen.
Bei den Jazz Open 2023 wird es sehr emotional
Viel Leidenschaft ist auch in der Sparda-Welt zu spüren. Die Macher der Jazz Open verraten vor Sponsoren und Medienleuten, was der Konzertsommer 2023 zwischen Schlossplatz und Bix bringt. Bei den Ausschnitten auf der Leinwand und den Redebeiträgen wird klar: Es wird sehr emotional, sowohl legendär als auch frisch und jung! Das Programm mit über 50 Konzerten ist jetzt komplett und reizt sehr. Auch Hip-Hop ist dabei. Die Fantastischen Vier, vertreten von Manager Andreas „Bär“ Läsker in der Sparda-Welt, sind mal wieder scharf auf die fantastische Bühne vor dem Neuen Schloss.
Ein Dankeschön an Jürgen „Asterix“ Schlensog, dass der Promoter der Jazz Open mit seinem Team wie einst die gallischen Kämpfer der wachsenden internationalen Konzentration im Festival- und Kartenverkaufsgeschäft die Stirn bietet und unabhängig bleibt. Stuttgart ist stolz darauf!
Timo Hildebrand will „nicht dogmatisch“ vorgehen
Mit Leidenschaft und Witz erklären Ex-Torwart Timo Hildebrand und Demeter-Winzer Moritz Haidle im Restaurant Joyce in der Spielbank, warum es sich lohnt, seine Ernährung umzustellen. Schräglage-Chef Heiko Grelle hat eingeladen. 70 Prozent der Gäste im Vhy!, im veganen Restaurant des früheren Fußballers, sind Frauen. Hildebrand will Männern vorleben, wie cool und sexy gesundes Essen sein kann. Auch Spitzensportler profitierten davon, sagt er. Das Leben fühle sich viel leichter an ohne Fleisch.
Süßkartoffelsteak mit Grünkohl und Thaicurry – der Hauptgang ist üppig und aromatisch beglückend. Die vegane Küche, so zeigt sich, muss sich, was Qualität und Geschmack betrifft, vor dem fleischhaltigen Menü nicht verstecken, das Chefkoch Joachim Altvate r im Joyce parallel zubereitet. Hildebrand meint, man dürfe „nicht dogmatisch“ vorgehen. Auch er sei „nicht zu hundertprozentig vegan“. Dass sich die fleischlose Ernährung in der Bevölkerung voll und ganz durchsetzt, glaubt er nicht. Doch immer mehr Menschen würden über ihre Ernährung nachdenken. Allein aus ethischen Gründen sollte man die veganen Vorteilen nutzen, was darüber hinaus für das Klima gut sei. Die zahlreichen Skandale in Schlachthöfen, hört man im Joyce, hätten dazu beigetragen, dass der Appetit auf Fleisch vergehe.
Das kurze Fußballerglück von Winzer Moritz Haidle
Obendrein erfahren die Gäste die Geschichte der kurzen Fußballerlaufbahn von Winzer Moritz Haidle, der auf biodynamischen Anbau ohne Pestizide setzt. Überraschend hatte der Trainer „Ritz“ (so sein Spitzname) zu Schulzeiten als Mittelfeldspieler eingeteilt. Viel bewegt hat er sich nicht. Denn Haidle dachte, dass er den Mittelkreis nicht verlassen darf. Er blieb also mitten drin – aber mit Leidenschaft!