Das Herz der Popkultur schlägt in Zeiten des Internets längst nicht mehr nur in den USA, sondern zum Beispiel auch in Korea. Zumindest das weiß unser Autor über die Interessen seines Kindes.
Kennen Sie Blackpink? Oder die Stray Kids? Oder wenigstens BTS? Nicht? Das kann man sich hierzulande gut vorstellen. Die drei Musikgruppen spielen in deutschen Medien eine untergeordnete Rolle, vergleicht man das mal mit, sagen wir, Adele, Ed Sheeran oder den Toten Hosen. Bei Teenies weltweit allerdings gehören die Boy- und Girlgroups aus Korea zum ganz heißen Scheiß – natürlich auch unter deutschen Jugendlichen.
Meine inzwischen 14-jährige Tochter zum Beispiel streitet sich mit ihren besten Freundinnen auf einem typischen Schulhof im Großraum Stuttgart regelmäßig darüber, wer von ihnen den Vortritt hätte, wenn sie mal die Jungs von den Stray Kids bei einem Konzert backstage treffen könnten. Woher ich das weiß? Hat sie mir bei einem der ganz seltenen Gespräche offenbart, in denen sie mir noch ein wenig Einblick in ihre Welt gewährt. Das Problem bei der heute achtköpfigen Gruppe, die vor ein paar Jahren für eine Reality-Show im koreanischen Fernsehen zusammengestellt wurde: Obwohl nach Expertenstimmen fast alle Boys unheimlich „cute“, also süß, sind, macht letztlich bei meiner Tochter und ihren Freundinnen Felix das Rennen. Ich hoffe, dass es nie zum Backstage-Treffen kommt – nicht, dass die auch aus Sicht der Eltern besonders wertvolle Freundschaft nachhaltig Schaden nimmt.
Früher Nena, heute K-Pop
Als der Autor dieser Zeilen im gleichen Alter war, schwärmte er für Nena, die mit „Nur geträumt“ Agnetha von Abba von einem Tag auf den anderen vergessen machte. Auf wenige Stars konnten (oder mussten) sich damals fast alle Teenager einigen, da sich Pop über wenige Radio- und Fernsehsender nur in den USA und Europa abspielte.
Inzwischen ist das dank des Internets ganz anders: Der Puls des Pop verbreitet sich nicht mehr automatisch aus den USA um die Welt, sondern kann mittlerweile viele Herzen haben, von denen aus er sich fortsetzt. Zum Beispiel eben Korea, von wo der raumgreifende K-Pop stammt. Oder die K-Dramen. Die 14-Jährige interessiert sich nämlich auch nicht für US-amerikanische Streaming- oder gar deutsche Fernsehproduktionen, sie schaut via Youtube Serien aus Korea an, die im Fachjargon K-Drama heißen.
Beispiele habe ich leider nicht, da mir meine Tochter – Sie ahnen es – bisher keine geliefert hat. Dafür sind die Einblicke in ihre Welt doch zu rar gesät. Da sie auf Romanzen steht, kann man sich nur hergoogeln, dass es sich zum Beispiel um „Crash Landing On You“ oder den „Vagabond“ handeln könnte. Genaueres ist leider nicht bekannt, aber da Liebe bei ihr generell ein großes Thema ist, kann man zumindest davon ausgehen, dass es sich nicht um so etwas wie „Squid Game“ handelt, jene Thriller-Serie, die Filmkunst aus Korea vor knapp zwei Jahren weltberühmt machte. Allerdings unter Eltern auch berüchtigt, da in dieser Netflix-Serie um ein online übertragenes Spiel die Verlierer der einzelnen Runden in Großaufnahme brutal getötet werden.
Ein Vorteil der Anziehungskraft aus Fernost ist auf jeden Fall auszumachen. Da die K-Popper für den Weltmarkt stets auf Englisch singen und die Serien zumindest in den Kanälen meiner Tochter nur in englischer Sprache verfügbar sind, wird unser Kind immer besser in Englisch.