Mit einem dreitägigen Festival feiert das Köngener Musikcafé Eisele an Pfingsten 40 erfolgreiche Jahre. Junge und etablierte Bands begegnen sich in der urigen Kneipe.
Die Kultband Klauboys startete im Köngener Musikcafé Eisele. Seit 40 Jahren ist die Kneipe am Köngener Kreisverkehr in der Bahnhofstraße bei Rockfans aus der ganzen Region beliebt. Rock, Punk und Polka prägen den Stil der schwäbischen Band mit Haartolle und schrägen Schuhen. Mit Lust und Witz kopieren sie das finnische Original, die Leningrad Cowboys. Doch haben sie ihren eigenen Stil. An Pfingsten feiert das urige Lokal 40-jähriges Bestehen mit einem dreitägigen Event. „Dass viele Größen der Musikszene bei uns gastieren“, macht Charlie Mayer stolz.
Die „Klauboys“ habe man bei einem Talentabend entdeckt, erinnert sich Mayer. Seitdem sind die 17 Musikerinnen und Musiker erfolgreich in der Region unterwegs. „40 Jahre Rock ’n’ Roll“ steht auf den Plakaten, die das Jubiläum ankündigen. Das Profil des Hauses hat der Musiker Karl-Heinz Mayer seit 1985 geprägt. Damals machte er aus dem ehemaligen Bäckereicafé der Eiseles ein Musikcafé. „Meine Familie hat in dem Gebäude eine Bäckerei betrieben“, erinnert sich Karl-Heinz Eisele, dem das Haus gehört. Im Nebenhaus gab es ein Lebensmittelgeschäft, das im Köngener Unterdorf die Nahversorgung sicherte. 1966 starb der Vater. Dann übernahmen wechselnde Gastronomen das Lokal, das heute mit seiner verkehrsgünstigen Lage punktet. Vor dem Bau der B 313 war das „Eisele“ allerdings nur über eine Schotterpiste zu erreichen.
Die Vision, die Musikszene in einem Lokal zu vernetzen, hatte Mayer schon lange. Als Pächter des „Krokodil“ in Kirchheim war er in der Region bekannt. An Erfahrung in der Gastronomie fehlte es ihm ebenfalls nicht. Erst war sein Musikerkollege Siggi Manz mit im Boot, dann seine Ehefrau Manola. Im Musik-Café Eisele, das auch einen Probenraum für lokale Band hatte, liefen seit 1985 viele Drähte zusammen. Wie wichtig Auftrittsmöglichkeiten für Bands sind, weiß Mayer aus eigener Erfahrung. Mit der entsprechenden Ausrüstung fehlte es da im „Eisele“ an nichts. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir attraktive Möglichkeiten bieten“, erinnert sich Mayer. Seine Bandkontakte aus Deutschland und Europa machten in der Köngener Kulturkneipe Station. Viele haben den intimen Rahmen im holzverkleideten Gastraum genossen. Ein langjähriger Weggefährte ist der Gitarrist Werner Dannemann.
Erfolgreiches Musikkneipen-Konzept
Über den Erfolg des Musikkneipen-Konzepts freut sich auch Karl-Heinz Eisele. Als seine Familie die Bäckerei aufgab, habe es Pläne gegeben, dass das benachbarte Autohaus Lorch erweitern und das Gelände übernehmen könnte. Die haben sich zerschlagen. Eisele, der bis 2024 für die Freien Wähler im Köngener Gemeinderat saß, ist froh, dass das Musik-Café die Jahrzehnte überdauert hat. „Das ist einfach was Besonderes“, schwärmt der Musik-Fan. Im Großraum Stuttgart gebe es nicht mehr so viele Kneipen, die Live-Musik anbieten. Zum Jubiläum hat Eisele T-Shirts bedruckt. „Generationen sind hier groß geworden“, erinnert sich der Köngener. Für die Jugend aus Wendlingen und Köngen war das Musikcafé ein zweites Wohnzimmer. Der Inhaber freut sich, dass der Unternehmer Jochen Maier das Haus jetzt erfolgreich weiterführt.
Die Stammgäste strömen auch heute noch
Als „Gast seit den ersten Tagen“ ging es Maier darum, „dass das Eisele weiter besteht“. Er stieg mitten in der Coronapandemie ein. Da wusste niemand, wie sich das in Zeiten von Lockdowns und Einschränkungen wirtschaftlich darstellen lässt. „Heute hat sich das Haus erholt, die Gäste strömen und fühlen sich wohl“, schwärmt Maier. Geöffnet ist täglich ab 11.30 Uhr. Der Andrang bei den Konzerten sei ebenso groß wie bei Fußball-Live-Übertragungen oder bei Dartsturnieren. Im Sommer ist der Biergarten ein Anziehungspunkt. Neben der üppigen Getränkekarte gibt es ein kleines Angebot an Speisen. Pizza, Flammkuchen und Currywurst „aus dem Weck“ sind bei den Gästen beliebt. Immer mal wieder gibt es Wurstsalat und Gegrilltes.
Vor dem Haus parken schwere Motorräder, E-Bikes und Oma-Fahrräder. Das Publikum ist gemischt. Die Einrichtung ist urig und rustikal. An den Wänden erinnern Plakate an die gute, alte Zeit des Rock ’n’ Roll. Das Musikprogramm verantwortet heute Frank Bokowits. Er setzt auf einen „guten Mix zwischen junger Szene und bekannten Bands“. Das Herzstück des Hauses ist für Gunnar Stotz immer noch die Live-Musik. Deshalb gebe es ab 5. November wieder die Session, „bei der alle auftreten dürfen, die einfach ungezwungen zusammen spielen möchten.“ Das Konzept der offenen Bühne kommt bei Gästen und bei Musikern an.
Drei Tage Livemusik bei freiem Eintritt
Weggefährten
Mit dem Auftritt der „Klauboys“ am Samstag, 7. Juni, beginnt das dreitägige Pfingst-Open-Air, mit dem das Musikcafé Eisele das 40-jährige Bestehen feiert. Der Biergarten hat an allen drei Tagen ab 11 Uhr geöffnet. Als Vorband spielen ab 18 Uhr D.A.M.T., die seit Jahren Stammgäste sind. „Mit ihren Rock-Cover-Hits springt der Funke schnell auf das Publikum über“, schreiben die Veranstalter.
Rückblick
In die 1970er Jahre entführen am Sonntag, 8. Juni, die Musiker der Band Sonic and The Rock Revolution das Publikum. In ihrer Show präsentieren sie Oldies. Den Anfang machen ab 18 Uhr Penta K. mit Acoustic Pop. Am Montag, 9. Juni, beginnt das Musikprogramm schon um 13 Uhr. Da spielen Charlie Mayer und seine Freunde im Biergarten. Im Vorprogramm ist die Schülerband Beat 07 am Start. Wer beim Musikcafé Eisele auftreten möchte, darf sich bei Frank Bokowits bewerben: frank@cafe-eisele.de