Rund 400 Gäste waren bei der Eröffnung des ersten nepalesischen Altenheims dabei. Foto: privat

Auf Initiative des Köngener Jugendhausleiters Matthias Dold und der Ehmann-Stiftung wurde in Nepal eine Wohneinrichtung für Senioren gebaut. Jetzt war die feierliche Eröffnung. Es ist das erste Altenheim überhaupt in dem Land.

Während sich Weihnachten hierzulande schon lange vor Heiligabend unübersehbar ankündigt, spielt das Fest in anderen Teilen der Welt keine Rolle. Zum Beispiel in Nepal, wo etwa 80 Prozent der Bevölkerung Hindus sind. Dennoch gab es dieses Jahr mit der Eröffnung des „Nana Mohan Senior Citizen Home“ in Ghachowk ein ganz besonderes Geschenk kurz nach den Feiertagen. Das Altenheim ist ein Pilotprojekt, für 40 Seniorinnen und Senioren ist dort in Doppel- und Einzelzimmern Platz.

Möglich wurde die Einrichtung mit der Unterstützung des Köngener Jugendhausleiters Matthias Dold, dessen Lebensgefährtin Annett Köber und der Ehmann-Stiftung. Die Stiftung übernimmt einen Großteil der Baukosten in Höhe von rund 600 000 Euro und unterstützt den Betrieb der Einrichtung in den ersten drei Jahren mit jeweils 30 000 Euro. Der restliche Betrag wurde über Spenden aus Deutschland zusammengetragen.

Matthias Dold, Annett Köber und Basanta Raj Dawadi (von links) bei der Eröffnung des Seniorenheims. Foto: privat

„Es gibt keine Altenheime in Nepal“, erklärt Dold. Der Jugendhausleiter besucht das Land seit den 1980er-Jahren regelmäßig und engagiert sich dort auch seit Langem. So initiierte er 2015 nach einem verheerenden Erdbeben die Aktion „Köngen hilft Nepal“, bei der unter anderem eine Schule wieder aufgebaut wurde. Und nun also ein Seniorenheim. Warum? „Die Not der älteren Bevölkerung ist groß“, sagt der 58-Jährige. Die alten Gesellschaftsstrukturen seien zerfallen. Wurden früher ältere Menschen von den Familien gepflegt, leben die Senioren heute oft allein in schwer zugänglichen Lagen: „Es gibt unheimlich viele Bauernhöfe mit alten Menschen, und die nächsten Nachbarn sind oft weit weg“, erklärt Dold. Fast 80 Prozent der arbeitsfähigen Menschen seien im Ausland tätig – als Bauarbeiter, Haushaltshilfe oder Putzfrau in Qatar, Malaysia, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in Saudi-Arabien.

So hatten Dold, sein nepalesischer Freund Basanta Rash Dawadi, der vor Ort bis heute alles koordiniert, und andere bereits 2017 die Idee eines Heims für Senioren. Zunächst machten sie eine Umfrage: „Das Feedback aus der Bevölkerung war super“, erzählt Dold. Der Bürgermeister von Ghachowk stellte ein 2035 Quadratmeter großes Grundstück zu Verfügung, ein befreundeter Architekt entwarf die Pläne – die erste Kostenschätzung betrug rund 500 000 Euro.

Um Spenden mit größtmöglicher Transparenz zu sammeln und um Fördergelder zu beantragen, wurde die bereits nach dem Erdbeben vor Ort gegründete Nicht-Regierungsorganisation „Aama Smirti Pratisthan“ genutzt. In Deutschland nahm Dold über den Köngener Altbürgermeister Hans Weil Kontakt zur Ehmann-Stiftung mit Sitz in der Schweiz auf. 2019 wurde der Antrag auf 400 000 Euro gestellt, der 2020 bewilligt wurde. Das Projekt firmierte nun offiziell als Kooperation der Landgemeinde Machhapuchchhre und Aama Smirti Pratisthan, unterstützt von der Ehmann-Stiftung.

Ein großer Nackenschlag war die Coronapandemie, zwei Jahre lang lag das Projekt mehr oder weniger brach. Selbst Matthias Dold glaubte fast nicht mehr an eine Umsetzung: „Das war eine harte Zeit.“ Doch die Schweizer blieben bei der Stange – größter Fürsprecher war wiederum der Köngener Altbürgermeister. „Ohne Hans Weil hätte es nicht funktioniert“, davon ist Dold überzeugt. Anfang März 2022 war es dann endlich so weit. Die Grundsteinlegung des Pilotprojekts zog in Nepal landesweite Aufmerksamkeit auf sich.

Nach gut zweieinhalb Jahren Bauzeit ist das Heim fertig

Nach zwei Jahren und acht Monaten wurde das „Care Home“ – ein nepalesisches Wort für Altenheim gibt es bislang nicht – im Beisein von 400 Gästen, darunter dem nepalesischen Bundesminister Prithjvi Subba Gurung, seiner Bestimmung übergeben. Dold und Annett Köber waren als offizielle Delegierte der Ehmann-Stiftung dabei. „Jung und Alt aus der Region sind sehr dankbar“, erzählt Dold. Ein Einheimischer lobte, das Pilotprojekt Altenheim komme genau zum richtigen Zeitpunkt. Auch der Minister Gurung war laut Dold beeindruckt: „Er will dieses Projekt im Parlament vorstellen, denn er sieht den Bedarf solcher Einrichtungen in Nepal als nationale Aufgabe als Antwort der gesellschaftlichen Veränderungen im Land.“

Vergeben werden die zunächst 40 Plätze nach Sozialstaffelung, wer es sich nicht leisten kann, wird subventioniert. „Das Konzept dafür wird noch ausgearbeitet“, kündigt Dold an. Auf die Zukunft gesehen, könnte die Zahl der Plätze verdoppelt werden – die Gebäude sind so angelegt, dass eine Aufstockung möglich ist. Durch das Altenheim entstehen obendrein einige Arbeitsplätze, auch Volunteers aus dem Ausland könnten beschäftigt werden. Die ärztliche Versorgung übernimmt eine junge Frau aus der Region. Sie wurde erst während ihrer Schulzeit, später während ihres Medizinstudiums von Dold und Co. unterstützt. Die Räume für ihre Praxis waren von Anfang Bestandteil der Planung. Die Ärztin wird neben den Heimbewohnern auch externe Patienten versorgen. Denn auch in Sachen medizinischer Versorgung hapert es in Ghachowk gewaltig: „Es gibt dort vier Veterinäre, aber bislang keinen Humanmediziner“, sagt Dold.

Die Ausstattung fehlt noch

Region
 Die nepalesische Landgemeinde Machhapuchchhre, wo das Altenheim gebaut wurde, ist fast so groß wie der Landkreis Esslingen, zählt aber nur rund 22 000 Einwohner. Diese leben weit verstreut. Ein Teil des Gebiets liegt im „Annapurna Conservation Area“, dem größten Naturschutzgebiet Nepals.

Unterstützung
Was noch fehlt, ist die restliche Ausstattung für das Altenheim. Das reicht von Betten und Küchenutensilien über Tische und Stühle bis hin zu der Einrichtung für die Arztpraxis. „Dafür benötigen wir noch rund 10 000 Euro“, sagt der Köngener Jugendhausleiter Matthias Dold.