Inklusion stellt Kita-Fachkräfte vor große Herausforderungen. In Köngen werden deshalb die personellen Kapazitäten um zehn Prozent pro Gruppe aufgestockt.
Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter nehmen zu – und das stellt die Fachkräfte in den Kitas im Alltag vor große Herausforderungen. Auch in Köngen. „Das fängt schon beim Morgenkreis an“, erklärt Larissa Hötzl, die bei der Gemeindeverwaltung als stellvertretende Leiterin im Amt für Schule, Kultur und Soziales Ansprechpartnerin für die kommunalen und kirchlichen Kindergärten ist. Denn schaffe es ein Kind nicht, still zu sitzen, komme es zu Trotz- oder gar Gewaltausbrüchen, dann sprenge das schnell das gesamte Gruppengefüge. Fakt sei, dass es in allen Einrichtungen immer mehr verhaltensauffällige Kinder gebe, bestätigte auch Köngens Bürgermeister Ronald Scholz: „Diese Kinder angemessen zu fördern und zu begleiten ist eine große Aufgabe.“
Viel Fingerspitzengefühl ist erforderlich
Seit im Juni 2021 das Kinder- und Jugendstärkegesetz geändert wurde, gilt, dass Kinder mit Behinderungen und Kinder ohne Behinderungen gemeinsam gefördert werden sollen. Dabei seien die besonderen Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen und von Kindern, die von Behinderungen bedroht sind, zu berücksichtigen. Zuvor galt die Einschränkung, dass die gemeinsame Förderung von Kindern mit und ohne Behinderung zwar wünschenswert sei, aber nur wenn der festgestellte Hilfebedarf die gemeinsame Förderung auch zulässt.
„Seitdem werden alle Kinder, egal, welchen Hilfebedarf sie haben, in einer Gruppe zusammengefasst – und die Fachkräfte kommen schnell an ihre Grenzen“, sagt Hötzl. Eine durchschnittliche Kita-Gruppe habe 20 bis 25 Plätze und werde normalerweise von zwei Erzieherinnen betreut, mittlerweile sei aber fast jedes siebte Kind verhaltensauffällig, so Hötzl mit dem Verweis auf die aktuelle KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts. Auch in den Köngener Einrichtungen bestätige sich diese Tendenz.
Hinzu komme: Der Weg von der Feststellung eines erhöhten Förderbedarf bis zu jenem Zeitpunkt, an dem eine Integrationskraft ein Kind im Kita-Alltag unterstützt, sei lang. Es gingen gerne einmal zwölf Monate ins Land, sagt Hötzl. Neben der ganzen Bürokratie müssten zudem auch die Eltern mitspielen – was viel Fingerspitzengefühl erfordere: „Viele Eltern wollen es nicht wahrhaben, dass ihr Kind einen Förderbedarf hat“, sagt Hötzl. Werde eine Integrationskraft bewilligt, sei diese meist nur zeitlich befristet angestellt. Der Grund: Es muss jedes Jahr neu entschieden werden, ob die Maßnahme für das jeweilige Kind verlängert wird. Damit einher gehe die Fortsetzung des Bürokratieaufwands, was enorme personelle Ressourcen bei den fest angestellten Fachkräften bündele – Formulare ausfüllen und Anträge stellen koste viel Zeit.
Zehn Prozent mehr Personal pro Kita-Gruppe
Um hier punktuell ein wenig Abhilfe zu schaffen, schlug die Köngener Verwaltung nun vor, jeder Köngener Einrichtung ab Januar 2025 pro Gruppe zusätzlich zehn Prozent mehr personelle Kapazität zu Verfügung zu stellen, was auch einstimmig vom Gemeinderat befürwortet wurde. Es werden insgesamt 2,6 neue Vollzeitstellen geschaffen, der Arbeitgeberaufwand dafür bewege sich je nach Qualifikation der Fachkraft zwischen 122 500 und 152 000 Euro. Dieser Betrag könnte sich allerdings verringern: Denn erteilt das Landratsamt die Bewilligung für eine Integrationskraft und könnte diese Stelle nicht besetzt werden, können die neuen festen Personalstellen mit diesen Geldern gegenfinanziert werden – pro Jahr und Maßnahme wären das immerhin 12 720 Euro.
Die zusätzlichen Stellen seien aber lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein, gab Bürgermeister Scholz zu bedenken: „Der Bedarf ist in allen Einrichtungen immens.“ Einig war sich der Rat, dass der Beschluss auch positive Signale aussende. „Das ist ein Zeichen für die bestehende Mitarbeiterschaft, dass ihre Probleme ernst genommen werden und auch künftiges Personal sowie die Elternschaft werden dies positiv zur Kenntnis nehmen“, bekräftigte der SPD-Fraktionschef Gerhard Gorzellik.