Das Defizit des Klinikverbunds weitet sich aus. Der Landkreis als Mehrheitseigner fordert von der Politik eine Entlastung, um eine Privatisierung zu vermeiden.
Die finanzielle Schieflage des Klinikverbunds Südwest, zu dem die Krankenhäuser in den Landkreisen Böblingen und Calw gehören, verschärft sich weiter. Der Verbund beziffert sein Defizit für das laufende Jahr auf insgesamt 57,24 Millionen Euro, wie er am Mittwoch mitteilte. Die Finanzlöcher klaffen seit der Coronapandemie, weshalb der neue Geschäftsführer Alexander Schmidtke eine neue Medizinkonzeption entwickelte. Es sieht vor, die Häuser in Herrenberg, Calw und Leonberg zu verschlanken und besser auf die Nachfrage in den Landkreisen auszurichten.
Das soll das horrende Defizit reduzieren helfen und den Klinikverbund wieder auf wirtschaftlich solidere Beine stellen. Insbesondere fehlendes Fachpersonal, ein größer werdender Anteil ambulanter Behandlungen sowie steigende Anforderungen an Mindestmengen steigerten den Handlungsdruck immer weiter, so der Verbund. Der Landkreis wird nicht müde, die finanzielle Notlage der Krankenhäuser zu beklagen und fordert ein sogenanntes Vorschaltgesetz im Vorfeld der geplanten Krankenhaus-Strukturreform.
Kalten Strukturwandel verhindern
„Die Kliniken gehen aktuell in die Knie und der Bund schaut zu“, klagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der zugleich Aufsichtsratschef des Klinikverbunds ist. Er fordert, einen kalten Strukturwandel in der Klinikversorgung zu verhindern. „Dazu brauchen wir zwingend und zeitnah ein mit mindestens fünf Milliarden Euro dotiertes Vorschaltgesetz, das es den auch künftig ‚gewollten‘ Krankenhäusern ermöglicht, überhaupt an der Reform teilzunehmen. Eine Reform, die zu spät kommt, verfehlt ihren Sinn“, heißt es in einem Schreiben der zehn Landkreise im Regierungsbezirk Stuttgart vom November.