Zutritt in Krankenhäuser nur mit Mund-Nasen-Schutz? Die Kliniken in der Region handhaben die Vorgaben angesichts steigender Infektionszahlen sehr unterschiedlich – hier ein Überblick.
Die Hautklinik in Tübingen hat mittlerweile kapituliert. Obwohl es dort eine Maskenpflicht gibt, halten sich, so erzählt ein Kollege, bei weitem nicht alle Patienten und Besucher an die Vorgabe. Die Appelle, einen Mundschutz zu tragen, verhallten weitgehend ungehört. Eine rechtliche Handhabe gegen Maskenverweigerer gibt es ohnehin nicht.
Ist Tübingen ein Einzelfall? Und wie sieht es angesichts steigender Infektionszahlen mit der Maskenpflicht rund um Stuttgart aus? Wir haben bei den Kliniken in der Landeshauptstadt und in der Region nachgefragt.
Mit Erkältung am besten zu Hause bleiben
Die Stuttgarter Häuser handhaben den Umgang mit dem Mundschutz unterschiedlich. Im Klinikum Stuttgart etwa gibt es eine Maskenpflicht nur in wenigen Bereichen, insbesondere auf Stationen mit vulnerablen Patienten. Klinik-Sprecher Stefan Möbius betont: „Dort, wo die Maskenpflicht gilt, wird diese von Patienten und Besuchern auch akzeptiert.“ Und er fügt hinzu: „Wer unter Erkältungssymptomen leidet, sollte am besten gar nicht ins Klinikum kommen – oder muss eine Maske tragen.“
Das Robert-Bosch-Krankenhaus hat bisher nur eine Empfehlung an Mitarbeitende, Patienten und Besucher herausgegeben. Darauf gebe es aber kaum Reaktionen. „Ich schätze, etwa ein Drittel der Menschen in unseren Häusern trägt aktuell eine Maske“, sagt Mark Dominik Alscher, Medizinischer Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses.
Mit Fingerspitzengefühl Uneinsichtige überzeugen
Das Marienhospital hat Anfang Dezember für Personen mit Symptomen eine Maskenpflicht ausgesprochen. Diese umfasst Mitarbeiter und Besucher und gilt auch für ambulanten Patienten, soweit dies möglich sei. Natürlich nehme man Rücksicht auf Menschen mit Demenz, Gebrechlichkeit oder Atemnot, betont Matthias Orth, Labormediziner des Marienhospitals: „Insgesamt ist die Regelung sehr gut angenommen worden und hat nicht zu Konflikten in der Umsetzung geführt. Unsere Wachleute sind instruiert und können mit Fingerspitzengefühl auch die ,Uneinsichtigen‘ überzeugen.“
In der Region Stuttgart gibt es aber auch striktere Vorgaben: „Wir haben an den Medius-Kliniken bereits seit Mitte November eine Maskenpflicht für Besucher und ambulante Patienten“, betont Max Pradler, der Unternehmenssprecher der im Kreis Esslingen angesiedelten Kliniken. Damit die Vorgabe erfüllt werde, stünden OP-Masken im Eingangsbereich der jeweiligen Standorte in Kirchheim, Nürtingen und Ostfildern-Ruit kostenlos zur Verfügung. Pradler: „Der Großteil der Besucherinnen und Besucher ist sehr vernünftig und hält sich anstandslos an die Regeln. Ausnahmen, die kein Verständnis für die Maskenpflicht haben, gibt es natürlich auch immer mal wieder. Aber diese werden dann mündlich nochmals explizit darauf hingewiesen.“ Im Klinikum Esslingen wiederum gibt es eine Maskenpflicht nur für Patienten mit Atemwegserkrankungen. Gleiches gilt für die Filderklinik.
Bereits seit Anfang November Maskenpflicht in Göppingen
Bereits Anfang November haben die Alb-Fils-Kliniken in Göppingen die Maskenpflicht im patientennahen Bereich wieder eingeführt. Gerade Anfang dieser Woche habe man, so berichtet Kliniksprecher Frank Westbomke, beschlossen, auch weiterhin an der Maskenpflicht festzuhalten. Probleme bei der Durchsetzung gebe es nicht: „Bei uns halten sich die Menschen an die Vorgaben.“
Auf eine konkrete Maskenpflicht verzichten die Häuser in den Landkreisen Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr. „Wir setzen sowohl bei unseren Mitarbeitenden als auch unseren Patientinnen und Patienten und deren Besucher auf Eigenverantwortung und empfehlen die gängigen Hygieneregeln. Dazu gehört auch Maske tragen“, sagt Monique Michaelis. Über die Zahl der Maskenträger kann sie keine konkrete Aussage treffen: „Die Maske ist zwar vermehrt zu sehen, im Vergleich zu Pandemiezeiten ist der Anblick aber noch eher ungewohnt.“ Ähnliche Empfehlungen haben auch der im Kreis Böblingen für die Kliniken zuständige Klinikverbund Südwest und in Kreis Ludwigsburg die Regionale Klinik Holding ausgesprochen.
„So unbeliebt können sie dann doch nicht sein“
Auf einen durchaus kuriosen Aspekt verweist Max Pradler, der Sprecher der Medius-Kliniken, die ja den Besuchern Masken kostenlos zur Verfügung stellt: Pradler: „Der Verbrauch der frei verfügbaren Masken ist enorm.“ Manche Besucher deckten sich gleich doppelt, drei- und vierfach mit Masken ein. Pradler augenzwinkernd: „Ganz so unbeliebt können sie ja dann doch nicht sein.“
Steigende
Olgahospital
Gerade die Kinderklinik des Klinikums Stuttgart, das Olgahospital, hat aktuell eine große Zahl an Kindern mit Infektionskrankheiten zu behandeln. Im Erwachsenenbereich sieht es aktuell noch nicht so dramatisch aus.
Personal
Die aktuelle Infektionswelle hinterlässt auch Spuren beim Krankenhauspersonal. In manchen Abteilungen liegt der Anteil von krank gemeldeten Mitarbeitern bei 30 Prozent.