Beim Klimaspaziergang der Volkshochschule Ostfildern durch den Scharnhauser Park besprach Kursleiterin Sandra Jungklaus mit den Teilnehmern die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf das urbane Leben.
Ein Klimaspaziergang – was ist das überhaupt? Zum einen ist es eben ein Spaziergang, bei dem man sich austauschen kann. Zudem ist es auch eine Möglichkeit, die Umgebung um sich herum mit einem speziellen Fokus wahrzunehmen. Die Folgen des Klimawandels sind allgegenwärtig. Beim Spaziergang durch den Scharnhauser Park könne man jedoch auch gut sehen, wie stadtplanerische Anpassungen an das veränderte Klima aussehen können, sagt Sandra Jungklaus, die die Exkursion der Volkshochschule (VHS) Ostfildern leitet.
Dass der Kurs angeboten werden könne, verdanke die VHS der vom Kultusministerium des Landes geförderten Initiative „Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen 2“, erklärt Anne Rist, die gemeinsam mit Sandra Jungklaus die Exkursion organisiert hat. Auf Grundlage eines erfolgreichen Beispielkonzepts aus Freiburg habe sich die Volkshochschule Ostfildern auf die Ausschreibung beworben und die Förderung erhalten. Es sei das erste Mal, dass in Ostfildern ein solcher Klimaspaziergang angeboten werde, erklärt Rist.
Kurze Strecken sollten zu Fuß zurückgelegt werden
Der Spaziergang beginnt unweit der U-Bahn-Station Scharnhauser Park. „Wir sind hier sehr gut angebunden“, erklärt Jungklaus. Öffentliche Verkehrsmittel seien eine gute Alternative zum Auto, Strecken zu Fuß zurückzulegen sei aber, sofern möglich, die beste Lösung, sagt sie. Von den Teilnehmern sind nur zwei mit dem Auto angereist. Das sei eine Ausnahme, denn in Ostfildern würden etwa die Hälfte der Leute ihre Strecken per Auto zurücklegen, in Deutschland seien es etwa 70 Prozent, erklärt Jungklaus. Mobilität spielt eine wichtige Rolle für den Klimawandel, weshalb es hier gelte, Verkehrsmittel mit geringem CO2-Ausstoß zu nutzen.
An den Parkplätzen in der Niemöllerstraße lässt sich eine Folge des Klimawandels veranschaulichen, von der viele Gemeinden in der Region Anfang Juni betroffen waren. „In letzter Zeit gibt es immer mehr Starkregenereignisse“, sagt Jungklaus. Das Thema Bodenversiegelung sei gerade in urbanen Gebieten sehr wichtig. Stellplätze mit Rasengittersteinen helfen dabei, einen Teil des Wassers in die Erde zu lassen. So könne es auch wieder dem Grundwasser zugeführt werden, erklärt Sandra Jungklaus.
Das Thema Starkregen beschäftigt auch die Stadt Ostfildern. „Bei der Stadtplanung des Scharnhauser Parks wurde ein besonderes Entwässerungskonzept angewendet“, erklärt Daniela Weisbarth, die Klima- und Umweltschutzmanagerin der Stadt Ostfildern. Das Regenwasser werde auf Grünflächen oder auf den Gründächern der Gebäude gehalten. „Danach kann es wieder verdunsten oder kontrolliert in den Krähenbach abfließen“, sagt Weisbarth. Als Einzelperson könne man auch einen Teil dazu beitragen, indem man beispielsweise auf Schotter im Garten verzichte, erklärt Jungklaus. Selbst Töpfe oder Balkonkästen können bereits helfen, fügt sie hinzu.
Das ehemalige Gartenschaugelände der Traumfelder besticht nicht nur durch seine Blumen und Kunstwerke, es zeigt auch einen weiteren Aspekt der Oberflächengestaltung im urbanen Raum. Mithilfe eines Messgeräts dürfen die Teilnehmenden die Temperaturunterschiede von Gras, Asphalt und Wasser messen. Ein großer Unterschied zeigt sich zwischen Grünflächen und asphaltierten Wegen. Während der Rasen in der Sonne auf eine Temperatur von etwa 26 Grad Celsius kommt, sind es auf dem Asphalt bereits 38. „Sie sehen, der Oberflächenbelag macht einen Riesenunterschied“, sagt Jungklaus. Neben Grün- können auch sogenannte Blauflächen – zum Beispiel Brunnen oder Fontänenfelder – dabei helfen, Städte im Sommer herunterzukühlen.
Wege zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung
Während des Spaziergangs werden die angesprochenen Punkte von Teilnehmern immer wieder im Gespräch thematisiert. Auch eigene Erfahrungen und Ratschläge werden ausgetauscht. Der „Fairteiler“ im Bierawaweg gibt Anstoß zum nächsten Themenpunkt. „Wir schmeißen einfach viel zu viel weg“, sagt Jungklaus. Foodsharing-Angebote wie der „Fairteiler“ seien Möglichkeiten, die Lebensmittelverschwendung zu verringern. „Jedes nicht neu gekaufte Lebensmittel spart CO2“, erklärt Jungklaus. Insgesamt gebe es in der gesamten Wertschöpfungskette zwar Verluste, in Europa würden die Privathaushalte jedoch den größten Anteil ausmachen.
Egal ob Starkregenereignisse oder Temperaturanstiege – die Auswirkungen des Klimawandels seien schon jetzt zu spüren, erklärt Jungklaus. Es gelte nun, sich anzupassen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mittlerweile gebe es einige Bundesgesetze, die darauf abzielen, erklärt Jungklaus. Auch die Stadt Ostfildern wolle künftig eine Klimaanpassungsstrategie entwickeln, sagt Weisbarth. Doch um etwas beizutragen bedürfe es nicht viel. „Am Ende kann man stets bei sich selbst anfangen“, sagt Jungklaus.
Dinge nicht vorschnell wegwerfen
Nachhaltigkeitswochen
Der jüngste Klimaspaziergang ist ein Beitrag zu den „Klima.Länd.Tagen“ des Landes Baden-Württemberg. Diese finden im Rahmen der Europäischen Nachhaltigkeitswochen statt.
Tauschbörse
Am Samstag, 23. November, veranstaltet die VHS in Ostfildern-Nellingen erneut ihre Kleider- und Pflanzentauschbörse. Hier können gut erhaltene Kleidungsstücke und Zimmerpflanzen getauscht werden.
Reparatur-Café
Wer defekte Haushaltsgeräte nicht gleich wegwerfen will, kann das Ostfilderner Reparatur-Café im Treffpunkt Parksiedlung besuchen.