Das Waldstück an der Hauptstraße wird demnächst umzäunt und im kommenden Frühjahr bepflanzt. Foto: Roberto Bulgrin

Der Rat der Gemeinde Baltmannsweiler hat sich für ein Forschungsprojekt ausgesprochen, das den Wald von morgen untersuchen soll. Dafür arbeitet der Gemeindewald mit der FVA Freiburg zusammen.

Baltmannsweiler - Trockenheit, Eschentriebsterben, Borkenkäfer – all das führt zu gravierenden Schäden, auch im Wald der Gemeinde Baltmannsweiler. Die Bäume, die aktuell in den Wäldern stehen, sind den künftigen Klimabedingungen nicht mehr gewachsen, erklärte der Revierleiter Simon Heizmann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Das Forstrevier Plochingen, zu dem Baltmannsweiler gehört, plant darum gemeinsam mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg ein zukunftsweisendes Projekt.

Der Wald ist ein wichtiger Schutz gegen Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Luft: ein Kubikmeter Holz speichert im Schnitt eine Tonne CO2. Darum sei es wichtig, auf Baumarten zu setzen, die dem durch den Klimawandel veränderten Wetter standhalten können. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, stehen wir nachher in 50 Jahren da und wissen nicht weiter“, sagte Heizmann. Das Forschungsprojekt sieht vor, dass auf einer Versuchsfläche von 0,79 Hektar Größe rund 4000 neue Bäume gepflanzt werden.

Das Projekt setzt auch auf Exoten

„Diese Forschung ist essenziell für die Erhaltung unserer Waldfunktion“, warb der Förster. Dabei soll nicht nur auf Arten gesetzt werden, die schon in Wirtschaftswäldern genutzt werden, sondern auch auf Exoten, wie beispielsweise die Flaumeiche. Heizmann sprach im Gemeinderat von drei bis vier „Klimawandel-Baumarten“. Das Forschungsprojekt könne im Idealfall zum Vorzeigeprojekt werden. „Vermutlich hat es in 20 bis 30 Jahren noch Relevanz und die Forstwirtschaft kann sich an dem orientieren, was hier herausgefunden wurde“, sagte der Revierleiter.

Die Versuchsfläche befindet sich an der Hauptstraße (L 1150) nordwestlich des Parkplatzes „Hexentanne“. Dort seien in den vergangenen Jahren ohnehin viele Bäume aufgrund von Schädlingsbefall, Sturm- oder Hitzeschäden geschlagen worden, sodass sie weitgehend frei sei. Noch im Herbst soll das Gebiet vom Jagdpächter des Waldes abgesteckt werden, dann kann das Forschungsteam der FVA gegen Ende des Jahres Messungen anstellen und einen Pflanzplan erstellen. Umzäunt wird das Waldstück deshalb, weil junge Bäume oft von Rehen beschädigt werden. Das wolle man bei diesem Projekt unbedingt vermeiden.

Kombination mit anderem Projekt

Im Frühjahr werden dann die Bäume gepflanzt. Dazu sollen sowohl die Verwaltung und der Gemeinderat als auch die Öffentlichkeit eingeladen werden. Der Gemeindewald kombiniert das Forschungsprojekt mit der bereits laufenden Klimaschutzaktion „1000 Bäume, 1000 Kommunen“ des Gemeindetages.

Finanziell sei das Forschungsprojekt ohne großen Mehraufwand vonseiten der Gemeinde zu realisieren, sagte Heizmann. „Die FVA übernimmt die Kosten für das Pflanzmaterial“, sagte er. Dieses müsse möglichst hochwertig sein und sei vermutlich auch aufgrund der ungewöhnlichen Baumarten nicht günstig. Für die Pflanzung selbst sowie für die Pflege der Versuchsfläche ist die Gemeinde zuständig. Rund 1000 Euro, schätzte Heizmann, würde das im kommenden Jahr kosten. Einstimmig sprach sich das Gremium für das Klimaschutzprojekt aus. „Ein klarer Auftrag“, wie Bürgermeister Simon Schmid kommentierte.

Gemeinderat will eine Begehung

Revierleiter Heizmann wird das Projekt selbst nicht mehr begleiten, da er das Forstrevier Plochingen Mitte November verlässt, um in der Nähe von Konstanz zu arbeiten – im Nachbarrevier seines Vaters, der ebenfalls Förster ist. Man bedauere seinen Weggang sehr, sagte Forstdirektor Johannes Fischbach-Einhoff, aber man habe bereits einen Nachfolger gefunden. Dieser werde im kommenden Jahr seinen Dienst antreten. In der Zwischenzeit werde Albrecht Schöllkopf, der Leiter des Reviers Denkendorf, zusammen mit zwei Trainees für den Gemeindewald in Baltmannsweiler zuständig sein.

Herbert Schrag (FWV) regte an, mal wieder eine Waldbegehung mit dem Gremium zu machen. Er hoffe, Heizmanns Nachfolger werde das bald in Angriff nehmen. „Die Waldbegehung kann ich Ihnen schon jetzt zusagen, die schreibe ich dem Nachfolger direkt ins Pflichtenheft“, sagte Fischbach-Einhoff. Man könne die Begehung bestimmt auch mit der Pflanzung der neuen Bäume verbinden.