Die neue Klimaschutzbeauftragte Tayla Herrmann (Mitte) erläuterte unterschiedliche Maßnahmen. Foto: Simon Granville

Bei der ersten Renninger Klimaradtour wird veranschaulicht, welche Anpassungen im Zuge des Klimawandels nötig sind.

Die Sonne scheint, das Thermometer zeigt knapp 20 Grad an: Ideale Voraussetzungen für die erste Renninger Klimaradtour, an der auch rund 40 Bürgerinnen und Bürger teilnehmen. Neben Bürgermeister Wolfgang Faißt erläutern die neue Klimaschutzbeauftragte der Stadt, Tayla Herrmann, und Stadtbaumeister Hartmut Marx an verschiedenen Stationen, wo die Stadt in bestehenden Strukturen bereits Anpassungen an den Klimawandel vorgenommen hat.

Zum Startschuss sollten eigentlich alle Teilnehmer am Trinkwasserbrunnen in der Hauptstraße ihre Flaschen auffüllen. Doch hier war der Bauhof bereits aktiv geworden und hatte aufgrund erster Nachtfröste den Brunnen abgebaut. Die insgesamt drei Trinkwasserbrunnen stellen in der Stadt einen wichtigen Grundbaustein dar, um der Bevölkerung ein niederschwelliges Trinkwasserangebot machen zu können. „Es ist wichtig, dass Jeder an heißen Tagen Zugang zu Trinkwasser hat“, betont Tayla Herrmann.

Umgestalteter Ernst-Bauer-Platz

Am Ernst-Bauer-Platz wird anhand von Vorher-Nachher-Bildern gezeigt, wie stark sich das Zentrum Renningens durch die Umgestaltung verändert hat. „Das ist wohl der Ort in Renningen, an sich die Geister am meisten scheiden“, sagt Herrmann. Früher war der Platz deutlich grüner und Bäume spendeten mehr Schatten. Man hatte einen kleinen Stadtpark im Zentrum. Doch um die Grünflächen war viel Fläche versiegelt.

Der Platz wurde neu gestaltet, zwei Fahrradstellplätze und eine E-Ladestation für zwei Plätze haben hier Platz gefunden. Flächen wurden durch Drainagepflastersteinen entsiegelt und der Wochenmarkt fand hier einen neuen Platz. „Es ist immer eine subjektive Entscheidung, wie die einzelnen Punkte ins Gewicht fallen“, betont Fachfrau Tayla Herrmann. „Aber man sollte den Platz nicht als Negativbeispiel sehen. Es war ein guter Schritt für die Stadtentwicklung.“ Bürgermeister Wolfgang Faißt bedauert, dass der zweite große Baum in der Mitte des Platzes nicht stehen bleiben durfte. Dafür wurde aber ein neuer angepflanzt.

Verschiedene Funktionen von Plätzen

Renningens Stadtbaumeister Hartmut Marx gibt während der Tour zu bedenken, dass „Plätze in der Stadt natürlich mehrere Funktionen einnehmen. Man muss in der Stadtentwicklung mit verschiedenen Anforderungen umgehen, die man innerstädtisch braucht“. So wichtig Klimaschutz auch sei, es gebe etwa mit dem Wochenmarkt Nutzungsgründe, die es zu berücksichtigen gelte.

Eine nachträgliche Einpflanzung von Bäumen, um die Aufenthaltsqualität im Sommer zu erhöhen, sei schwierig. Denn der Boden sei voller Leitungen, die mit dem Wurzelwerk der Bäume kaum vereinbar seien. Sonnensegel und mobiles Stadtgrün in Form von Blumentöpfen auf Rollen seien zwar denkbar, aber sehr wartungsintensiv – und immer wieder Vandalismus ausgesetzt. „Es ist schade, aber man muss abwägen, ob sich das dann lohnt“, erklärt Renningens Stadtbaumeister Hartmut Marx.

Sanierung ermöglicht Maßnahmen

Die Sanierungsarbeiten an der Lehenbühlstraße ermöglichen es, dass mehrere Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden können. Die Umgestaltung der Straße führt zu einer Entsiegelung des Bodens und einer Erweiterung des Spielplatzes. Zusätzlich wird die LED-Beleuchtung auf den neuesten Stand gebracht. Neu gepflanzte Bäume sollen zusätzlichen Schatten spenden.

Einige alte Bäume müssen jedoch der Sanierung weichen. Sie waren in viel zu kleinen Baumbeeten untergebracht und haben dem Klimastress vergangener Hitzesommer nicht standgehalten. Die neuen Baumbeete werden viel größer sein und die Bäume sollen in den ersten zehn Jahren regelmäßig bewässert werden.

Weiter geht es zum Stadtteilpark in Malmsheim. „Dieser ist zum großen Teil ein technisches Bauwerk“, erklärt Baumeister Marx. Der Stadtbaumeister spielt auf die Rigolen an, die das Regenwasser abführen und gedrosselt dem Rankbach zugeführt werdenw. Es sei gelungen, hier eine Funktionskombination zu etablieren, sagt Marx: Denn hier sind einige neue Spielplätze entstanden. Die begrünten Flächen haben die Kinder des Schnallenäckers schnell zu Bolzplätzen umgewidmet. 60 Prozent aller Straßenlampen sind mittlerweile auf LED umgestellt. Und auf einzelnen Radwegen wurde das (mit)laufende Licht eingerichtet: Die Lampen haben Sensoren und leuchten heller, wenn diese aktiviert werden.

PV-Anlagen und niedriger Verbrauch

Die Klimaradtour führt auch zu zwei großen Baustellen und unterstreicht, dass Klimaschutzmaßnahmen und neue Bauvorhaben oft Hand in Hand gehen. Denn auf dem Dach der Riedwiesensporthalle werden PV-Anlagen errichtet, um die neue, aber auch die anderen Hallen durch erneuerbare Energien betreiben zu können. Dank einer neuen Fassade soll die Realschule wesentlich weniger Energieverbrauch aufweisen. Die Einsparung ist so hoch, dass damit sogar die neue Riedwiesensporthalle unterhalten werden könnte.