Klimakleber auf den Straßen in Stuttgart sorgen für viel Frust bei Autofahrern. Videos zeigen, wie offenbar einige Verkehrsteilnehmer die Nerven verloren haben.
Es sind schockierende Bilder, die Augenzeugen am Samstagvormittag mit ihren Smartphone-Kameras festgehalten haben: Bei einer Protestaktion der Letzten Generation in Stuttgart haben offenbar mehrere Autofahrer die Nerven verloren und versucht, angeklebte Aktivisten mit Gewalt von der Straße zu ziehen.
Ein Video, das beim Instagram-Account stuttgarter.meme veröffentlicht wurde, zeigt unter anderem einen wütenden Autofahrer am Killesberg in der Nähe des Höhenfreibads. Der Mann steigt bei einer Straßenblockade aus seinem Auto und versucht, einen festgeklebten Aktivisten wegzureißen. Der augenscheinlich unter Schmerzen schreiende Aktivist wehrt sich. Ein Mann mit einer Kamera, der den Autofahrer abhalten will, wird weggestoßen.
Anschließend steigt der Autofahrer in seinen Wagen, umkurvt die Aktivisten am Boden und schiebt mit der Motorhaube einen Mann vor sich her, der mit einer Warnweste bekleidet mit dem Rücken zum Auto auf der Straße steht. Das Video zeigt zudem, wie eine Frau den Aktivisten ein Protestbanner und einen Rucksack entreißt.
Polizei will Gewaltvideos prüfen
Auf Anfrage unserer Redaktion sagte eine Sprecherin der Polizei, dass bereits ein Video gemeldet worden sei. Ob es sich um den Clip vom Killesberg handelte, war zunächst unklar. „Wenn uns Videos bekannt werden, wo strafbare Handlungen zu sehen sind, dann leiten wir Ermittlungsverfahren ein“, sagte die Polizeisprecherin am Samstag gegen 15.30 Uhr.
Wenn Aktivisten mit Gewalt von der Straße gezogen werden, könne es sich um Körperverletzung handeln. „Wir prüfen solche Aufnahmen“, teilte die Sprecherin mit. Eine Anzeige vonseiten der Klimaaktivisten sei aber bisher nicht erstattet worden. Der Polizei zufolge ist ein Beamter durch Klebstoff leicht verletzt worden
Der Frust der Autofahrer entlud sich aber vor allem verbal: Augenzeugen berichten davon, dass die Aktivisten durch heruntergekurbelte Fenster hindurch beleidigt und höhnisch zu ihrer Aktion beglückwünscht wurden.
Wer am Samstag mit dem Auto in die Stadt fahren wollte, brauchte viel Geduld. Lange Staus bildeten sich an den Einfallsstraßen. An mehreren Orten in Stuttgart hatten sich rund 40 Menschen auf Straßen festgeklebt und einbetoniert, die stadteinwärts führen.
Zahlreiche Polizeibeamte waren im Einsatz, um die Blockaden wieder aufzulösen. Die Protestaktion zog sich teilweise bis über den Mittag. Die Hilfskräfte setzten unter anderem Hammer und Meißel sowie Schlagbohrer ein, um die Hände vom Asphalt zu lösen.
Wie die Feuerwehr am späten Abend meldete, wurde durch die Blockaden auch ein Rettungsfahrzeug am Einsatz gehindert. Es musste daraufhin ein anderes Rettungsfahrzeug zum Notfallort beordert werden.