Mit einer Bürgerinformation am 18. April im Kubino Nellingen bringt die Stadt Ostfildern die Wärmewende in Gang. Vor allem private Wohneigentümer haben Nachholbedarf.
Etwa 80 Prozent der Wärme, die in Ostfildern verbraucht wird, wird aus den fossilen Energieträgern Gas und Öl gewonnen. Fast drei Viertel des Bedarfs, der 2020 bei 350 Gigawattstunden lag, geht auf private Haushalte zurück. Doch das Ziel ist gesteckt. Bis 2040 strebt die Stadt die klimaneutrale Wärmeversorgung an. „Wir nehmen die Bürgerinnen und Bürger mit“, sagt Oberbürgermeister Christof Bolay. Am Dienstag, 18. April, findet von 18.30 bis 20.30 Uhr im Kubino in Nellingen eine Bürgerinformation statt. „Heizen ohne Gas? Durchstarten mit der Wärmewende“ ist das Thema.
Dabei stellen die kommunalen Planer mit der Ingenieursgesellschaft EGS-plan in Stuttgart nicht nur die Eckpfeiler der kommunalen Wärmeplanung vor. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, sich an Thementischen über Perspektiven der Wärmewende auszutauschen und sich umfassend über Energieberatung und über Fördermöglichkeiten zu informieren.
Strategien für die Wärmewende
Tobias Nusser von EGS-plan präsentierte den Zwischenbericht der Wärmeplanung kürzlich den Kommunalpolitikern im Ausschuss für Technik und Umwelt der Stadt Ostfildern. „Es geht bei der Planung nicht um Umsetzungen im Detail, sondern darum, Strategien aufzuzeigen, wie eine klimaneutrale Wärmeversorgung 2040 aussehen kann“, umriss er die Ziele. Laut Klimaschutzgesetz sind dabei mindestens fünf Projekte zu benennen, mit denen in den folgenden fünf Jahren begonnen werden soll. Um die erforderlichen Grundlagen dafür zu haben, habe man eine Bestands- und Potenzialanalyse angefertigt. „Wir haben mehr als 13 000 Gebäude in Ostfildern analysiert und sehr viele belastbare Daten vorliegen.“
Mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs entfällt auf private Wohnungen. Deshalb ist es aus seiner Sicht wichtig, die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig ins Boot zu holen: „Verbesserter Gebäudeenergie, etwa durch besser gedämmte Fenster und Dächer, sowie erneuerbaren Energien kommt eine wichtige Rolle zu.“ Geothermie-Sonden sowie der Solarthermie schreiben Experten dabei großes Potenzial zu. Mit einer gesteigerten Effizienz lasse sich der Gesamtbedarf nach Nussers Worten um knapp ein Drittel reduzieren, „der dann ohne fossile Energieträger gedeckt werden könnte“. Stattdessen wäre eine Bereitstellung mit zentralen und dezentralen Systemen, insbesondere mittels Wärmepumpen, Biomasse und grünem Gas, möglich. Dabei ist Ostfildern schon jetzt auf einem guten Weg. Das Biomasse-Holzheizkraftwerk der Stadtwerke Esslingen im Scharnhauser Park erzeugt rund 70 Prozent der Heizenergie des Wohngebiets in den Holzwiesen. Außerdem wird in der Anlage auch Strom erzeugt. Dabei liege der Großteil des Wärmebedarfs in Ostfildern außerhalb des direkten Einflussbereichs der Verwaltung, gab Nusser zu bedenken. Zuletzt entfielen rund 97 Prozent auf Privathaushalte, Gewerbe und Industrie. „Für die Kommunen ist deshalb das Koordinieren und Organisieren ein wichtiger Aspekt“, sagte der Experte.
Viele Eigentümer sind verunsichert
Auf die Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger kam Jürgen Kleih (Bündnis 90/Grüne) zu sprechen. „Die Leute wissen nicht, ob sie noch eine Gasheizung einbauen sollen oder nicht.“ Da sieht der Stadtrat bei den Menschen viel Informationsbedarf. Es sei vieles kommuniziert worden, was nicht richtig ist, bestätigte Tobias Nusser. Niemand müsse seine Heizung ausbauen. Doch beim Einbau neuer Heizungen gebe es Alternativen, „die auch wirtschaftlich für die Hausbesitzer sehr attraktiv sind.“ Uwe Stahlmann, Fraktionschef der CDU, hakte nach, ob und wie die Industrie einbezogen werde. Hier sieht er große Potenziale, die Wärmeplanug auf breiter Ebene voranzubringen.