Die Gemeinde Altbach geht davon aus, dass bis August 284 Kinder einen Kitaplatz benötigen. Foto: /Philipp Braitinger

Die Kinderbetreuung muss ausgebaut werden. Weil neuer Wohnraum in Altbach geschaffen wird, rechnet die Verwaltung mit einem wachsenden Bedarf.

Die Gemeinde Altbach wächst. Zwischen der Lenaustraße und der Edelhalde wird weiterer Wohnungsbau ermöglicht. Auch auf dem Gelände der ehemaligen neuapostolischen Kirche könnten in den kommenden Jahren neue Wohnungen geplant werden. „Die Einwohnerzahlen könnten deutlich steigen“, erklärt Martina Grasser, die bei der Gemeinde Altbach für den Bereich der Kinderbetreuung zuständig ist. Eine Folge wäre, dass der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen weiter zunimmt. Bereits zum kommenden August rechnet die Gemeindeverwaltung damit, dass 284 Kinder einen Kindergartenplatz benötigen. Die vier bisherigen Kindergärten, alle in kirchlicher Trägerschaft, haben keine Möglichkeit, alle Kinder aufzunehmen. Angeboten werden insgesamt 226 reguläre Plätze.

Kooperation mit Deizisau Weitere 35 Plätze kommen durch eine Kooperation mit der Nachbargemeinde Deizisau hinzu. In der Einrichtung „Himmelblau“ haben auch Altbacher Eltern die Möglichkeit, einen Betreuungsplatz zu erhalten. Das Angebot gilt aber nur bis zum Sommer 2025. Zu diesem Zeitpunkt möchte Altbach den ersten Kindergarten in kommunaler Trägerschaft eröffnen.

Neuer Kindergarten ab Sommer 2025 Im Gebäude der Alten Schule, zwischen Feuerwehr und Grundschule, werden derzeit die baulichen Voraussetzungen für die Einrichtung eines neuen Kindergartens geschaffen. Die Kosten für das Projekt sind nach und nach auf inzwischen mehr als fünf Millionen Euro gestiegen. Ab dem Sommer 2025 sollen drei Kindergarten- und eine Krippengruppe betreut werden. Das bedeutet 66 Plätze im Kindergartenbereich. Möglich wären aber auch zwei Krippengruppen und zwei Kindergartengruppen.

Krippenbereich Im Krippenbereich könnte sich die Lage in der nächsten Zeit weiter verschärfen. „Unsere Einrichtungen sind randvoll“, sagt Grasser. Während der Pandemie habe es eine gewisse Zurückhaltung bei den Anmeldungen gegeben. Seitdem jedoch keine coronabedingten Schließungen mehr drohen, gingen die Zahlen rasant nach oben. „In den vergangenen zehn Monaten ist die Nachfrage explodiert“, sagt Grasser. Die Gemeinde rechnet mit einem durchschnittlichen Bedarf von 129 Plätzen in den nächsten Jahren bis 2026. Derzeit wird aber damit gerechnet, dass in den bestehenden Einrichtungen rund 20 Plätze zu wenig angeboten werden können. Bereits jetzt gibt es eine Warteliste.

Tagespflegeeltern und TiagR Um den Bedarf an Kinderbetreuung trotzdem zu decken, soll nicht ausschließlich auf eine Betreuung im Kindergarten oder in der Krippe zurückgegriffen werden. Diese Woche hat der Gemeinderat von Altbach einen Grundsatzbeschluss für eine Tagespflege in anderen geeigneten Räumen, kurz TiagR, gefasst. Nun macht sich das Rathaus auf die Suche nach geeigneten Räumen, wo eine Tagespflegeperson noch in diesem Jahr mehrere Kinder betreuen könnte. Für die Einrichtung der Räume hat die Gemeinde 23 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Hinzu kommen jährliche Kosten von 35 000 Euro.

Darüber hinaus ist die Gemeinde auf der Suche nach Tageseltern, die einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen könnten. Viele Kommunen um Altbach herum haben ihre Förderprogramme im Zuge des wachsenden Bedarfs an Kinderbetreuungsplätzen ausgebaut. Deshalb soll nun auch in Altbach die Unterstützung der Tagespflegepersonen ausgebaut werden. Unter anderem sollen die Gebühren für Erste-Hilfe-Kurse übernommen werden. Außerdem werden 50 Euro pauschal pro Tagespflegekind und Monat von der Gemeinde bezahlt.

Personal Die baulichen Voraussetzungen für die zukünftige Kinderbetreuung werden vor allem durch den Umbau der Alten Schule geschaffen. Das Personal für die zukünftige Einrichtung zu finden, könnte allerdings eine Herausforderung werden. Immerhin werden Erzieher derzeit landesweit gesucht. „Das wird spannend“, sagt Grasser. Ob in der neuen Kinderbetreuungseinrichtung aus dem Stand heraus vier Gruppen aufgenommen werden können, dahinter macht sie momentan ein Fragezeichen. Andererseits könne in den Jahren bis 2025 auch noch viel passieren. „Eine Glaskugel für den Blick in die Zukunft wäre super.“

Förderbedarf Neben dem allgemeinen Betreuungsbedarf steigt auch die Zahl der Kinder, die eine intensive Betreuung benötigen. „Der Bedarf wird immer größer“, so Grasser. In den Kindergärten kümmern sich sogenannte Integrationskräfte um jene Kinder, die beispielsweise aus gesundheitlichen oder sprachlichen Gründen eine besondere Unterstützung benötigen. Seitdem in der Pandemie die Kinderbetreuungseinrichtungen zeitweise geschlossen waren, haben sich die Probleme dieser Kinder offenbar verschärft. Eine Einzelbetreuung ist in einer Gruppe von mehr als zwanzig Kindern aber im Regelbetrieb kaum zu stemmen. „Das können die Erzieherinnen nicht mehr leisten“, sagt Grasser.