Mit Spenden und Prävention hilft der Verein Friends4Help mit Sitz in Denkendorf Kindern und Jugendlichen im Kreis Esslingen, die psychische Probleme haben.
Kinder und Jugendliche, die psychische Probleme haben, bleiben oft stumm. „Die Scham ist groß, über das Erlebte zu sprechen“, berichtet der Kinderrechtler Siegfried Barth vom Vorstand der Deutschen Kinderhilfe aus seinem Alltag. Deshalb bleibe ihr Leiden oft unbemerkt. Doch selbst wenn ihre Probleme gesehen würden, fehle bei Sozialen Diensten oft das Geld, mit Angeboten wie Sport, Freizeiten oder speziellen Therapien zu helfen. Das will der Verein Friends4Help im Kreis Esslingen gezielt ändern.
Am 20. November ist der internationale Tag der Kinderrechte – es ist auch der 35. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention, die 1989 verabschiedet worden war. Aber in der Praxis erlebe er „viele Kinder, die in Not und damit ganz alleine sind“, schildert Barth seine Erlebnisse im Vorstand des Kinderhilfswerks. Deshalb habe er nun sehr gerne die Schirmherrschaft für das „vorbildliche Projekt“ im Kreis Esslingen übernommen.
Die Idee, den Verein zu gründen, ging von Birgitta Wallrauch aus. Sie habe in ihrem Umfeld „immer wieder Familien erlebt, in denen die Kinder mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten“. Die Denkendorferin hatte die Idee, einen Verein zu gründen, der diesen Kindern und Jugendlichen „positive Erlebnisse bescheren kann“. Im Austausch mit dem Landkreis Esslingen, dessen Soziale Dienste sich auch um Kinder mit psychischen Problemen kümmern, wählt der Verein die Kinder und Jugendlichen aus, die gefördert werden. „Wenn ein Kind etwa Erfahrungen mit suchtkranken Eltern gemacht hat und selbst seelische Probleme bekommt, ist schon ein Ausgleich im Alltag gut“, nennt Wallrauch ein Beispiel. Aber die Mitgliedschaft im Fußball- oder Tennisverein sei für viele Familien nicht zu finanzieren.
Für konkrete Hilfen fehlen Fördergelder
Von ihren Gesprächen mit den psychologischen Fachkräften beim Landkreis Esslingen weiß Wallrauch, dass diese oft zu Mitgliedschaften im Sportverein oder zu Freizeiten raten, „aber meist fehlen die Fördertöpfe, um das zu ermöglichen“. Hier will der Verein Friends4Help nun in die Bresche springen. In der Anfangsphase suchte Wallrauch aber erst einmal nach Menschen, die bereit sind, zu spenden. Sie kam mit dem Nellinger Versicherungsmakler Oliver Dörre ins Gespräch, der viele große Geschäftskunden betreut. „Das Thema ging mir sofort sehr nah“, sagt Dörre, der den Verein nun als Co-Vorsitzender unterstützt. Die Aufgaben zu teilen, macht beiden Vereinschefs Freude. Dörre baut auch auf sein dichtes Netzwerk, kommt bei einem Geschäftstermin auch auf das Kinderhilfsprojekt zu sprechen. „Bei der Not, die es auch in unserem direkten Umfeld gibt, dürfen wir nicht wegsehen.“
Dass so viele Fälle ungesehen bleiben, in denen Kinder mit ihren seelischen Nöten alleine gelassen werden, macht Siegfried Barth sehr betroffen. Gerade die Kinderarmut werde für viele zum großen Problem. Davon sind nach Zahlen der Bertelsmann-Stiftung viele Jungen und Mädchen betroffen: 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche, die jünger als 18 Jahre sind, gelten als armutsgefährdet. Selbst wenn ihre Familien intakt sind, werden sie diskriminiert oder an Schulen ausgegrenzt, sagt Barth. Oft sind dann Schlafstörungen, Depressionen oder auch körperliche Leiden die Folge. Hier für einen Ausgleich zu sorgen, indem der Verein etwa Kosten für eine Jugendfreizeit übernimmt, findet Barth wichtig. Das gebe ihnen Leichtigkeit zurück.
„Ein großes Anliegen ist es uns, über das Tabuthema psychische Probleme zu sprechen“, sagt Birgitta Wallrauch. Das helfe den Kindern, mit Erwachsenen ins Gespräch zu kommen und Hilfe einzufordern. Deshalb setzt der Verein auf gezielte Prävention.
Nathalie Stengel-Deroide hat mit der Realschule Nellingen ein Kooperationsprojekt angestoßen. „Es geht darum, präventiv über psychische Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen zu informieren“, bringt sie die Strategie auf den Punkt. Die Jungen und Mächen sollen nach ihren Worten „auch bei ihren Klassenkameraden hinsehen, wenn Hilfe Not tut“. Mit Vorträgen werden auch die Eltern geschult, Anzeichen zu erkennen, wenn die Kinder mit ihrer Situation nicht mehr klar kommen. Hier setzt der Verein auf eine enge Kooperation mit den Lehrkräften.
„Nur im nächsten Umfeld kann die Hilfe für Kinder in Not beginnen“, sagt Siegfried Barth. Der Sindelfinger freut sich über die Initiative im Kreis Esslingen und hofft, „dass solche Projekte Schule machen“. Wenn Kinder mit ihren Sorgen alleine gelassen würden, könne verhindert werden, dass sie dauerhaft zu Außenseitern werden. Ausdrücklich verweist Barth auch auf die Suizide bei Kindern und Jugendlichen. Dass es nicht so weit kommt, will er mit dem Kinderhilfswerk „und mit vielen Vereinen und Initiativen vor Ort“ erreichen.
Verein hilft Kindern
Informationen
Auf der Homepage https://friends4help.info sind weitere Informationen über den Verein zu finden, den Birgitta Wallrauch aus Denkendorf vor eineinhalb Jahren gegründet hat. Informationen zum Verein unter Telefon 01 57 / 56 27 15 07.
Spenden
Wer für das Hilfsprojekt spenden will, kann das unter folgender Bankverbindung tun: Volksbank Filder eG, IBAN DE 93 61161696 0280346000. Kontoinhaber: Friends4Help.