Die Sorge vor einem neuen Dürre-Sommer ist groß. Aktuell gibt es in den meisten Teilen Deutschlands keine Dürre. Der Regen muss dennoch kommen. Foto: Imago/ /Christoph Hardt

2022 war ein Dürresommer. Nun hat es vielerorts seit Wochen nicht mehr geregnet, dazu kommen Sonne und hohe Temperaturen. Steht Deutschland die nächste Dürre ins Haus?

In weiten Teilen Deutschlands hat es seit Wochen nicht mehr geregnet. Die hohen Temperaturen sorgen derzeit dafür, dass der Oberboden austrocknet, also die oberen 20 Zentimeter. Das kann man vielerorts auch selbst beobachten. Erleben wir die nächste Dürreperiode? Und wann spricht man von einer Dürre?

Was ist Dürre eigentlich?

Wenn der Boden über einen längeren Zeitraum zu wenig Feuchtigkeit enthält, um Pflanzen mit Wasser zu versorgen, spricht man von Dürre. Im Zuge des Klimawandels und den damit einhergehenden immer wärmeren Sommern treten auch Dürren häufiger auf als normal.

Dürre ist ein Extremereignis, das durch wenig Niederschlag und starke Verdunstung durch hohe Temperaturen entsteht. Je nach Dauer definiert der Deutsche Wetterdienst verschiedene Arten von Dürre:

• meteorologische Dürre (ein bis zwei Monate trockener als üblich),

• landwirtschaftliche Dürre (zwei Monate und länger trocken, Ernteeinbußen),

• hydrologische Dürre (ab vier Monate, Grundwasser und Pegel betroffen)

• sozioökonomische Dürre (ab einem Jahr, Wassermangel bremst produzierende Wirtschaft)

Dürre wird durch den Bodenfeuchtigkeitsgehalt gemessen. Die aktuelle Bodenfeuchtigkeit kann mit Werten aus der Vergangenheit verglichen werden. Von Dürre spricht man, wenn der Boden trockener ist als in 80 Prozent der früheren Jahre. Wie lange dieser Zustand anhält definiert die Art der Dürre.

Wie ist die Lage in Deutschland?

Die Böden in Deutschland sind in diesem Jahr durch den Regen im Frühjahr gut mit Feuchtigkeit versorgt. Zwar ist der Oberboden durch die hohen Temperaturen der letzten zwei Wochen insbesondere im Nordosten Deutschlands wieder ungewöhnlich trocken, wie aus dem „Dürremonitor“ des Helmholtz-Instituts hervorgeht. In 1,8 Meter Bodentiefe analysiert das Helmholtz-Institut im Nordosten aktuell sogar vielerorts eine „außergewöhnliche Dürre“. Insgesamt ist die Lage jedoch deutlich besser als im Vorjahr mit seinem Dürresommer.

Im Nordosten ist es deutlich zu trocken, in rot markierten Gegenden ist der Boden in 1,8 Metern Tiefe „außerordentlich“ trocken Foto: Helmholtz-Institut

Prognosen für eine neuerliche potenzielle Dürre im Sommer 2023 kann man nicht mit Sicherheit treffen. Ob und wie der Boden weiter austrocknet, hängt maßgeblich von der Regenmenge in den nächsten Wochen und Monaten ab. Wenn der Regen in den nächsten Wochen komme, sei laut Andreas Marx vom Helmholtz-Institut in vielen Teilen Deutschlands keine flächendeckende Dürre zu erwarten. Wenn es in den nächsten Wochen jedoch nicht regne, müsse die Situation neu bewertet werden, so der Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros.

Extremereignis oder Langzeitdürre?

„Dürre ist ein Extremereignis. Und Extremereignisse sind zeitlich begrenzt“, betont Marx. Immer wieder ist davon zu lesen, dass Deutschland austrockne. Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Zwar trete Dürre seit einigen Jahren immer häufiger auf, sie sei aber nach wie vor regional stark begrenzt. „Deutschland wird auch in Zukunft ein wasserreiches Land bleiben und nicht austrocknen“, sagt Marx. Es sei wichtig, dass das Bewusstsein für Extremwetterereignisse wächst und die Bevölkerung einen sensiblen Umgang mit Wasser und Umwelt hat.

Es ist normal, dass es in den Wintermonaten mehr Niederschlag gibt als in den Sommermonaten. Die Natur speichert den Niederschlag über das Jahr im Boden. Je nach Wetterlage verdunstet die Feuchtigkeit jedoch schnell und es kann zu regionalen Dürren kommen. Solange sich die Grundwasserstände nach einem heißen Sommer wieder erholen, trocknet Deutschland nicht aus.