Donaustadion Ulm, Leichtathletik: Sanierungsbedarf Foto: Baumann/Julia Rahn

So kann man sich täuschen: Der Sport im Baden-Württemberg hoffte aus Landes-Zuschüsse für elf Bauprojekte in Millionenhöhe. Vom Leichtathletikstadion in Ulm bis zum Sportbad in Bad Cannstatt. Traum geplatzt!

Stuttgart - Was für eine Pleite: Die Sportler rüsteten schon für den Endspurt. Aber die Landespolitik mochte die Glocke für die letzte Runde partout nicht läuten: Das staatliche Förderprogramm für marode Sportstätten bleibt eine Fata Morgana. Kein Cent von den erhofften 80 Millionen Euro taucht auf im Doppelhaushalt 2020/2021.

Fitnesskur fällt aus

Die Fitnesskur für das altehrwürdige Ulmer Donaustadion, beliebte Heimstatt der Leichtathleten, ist gestrichen. Es knackt weiter im Gebälk der Skisprungschanzen in Baiersbronn und Schonach. Der Plan für ein Sportbad in Bad Cannstatt liegt auf dem Trockenen, und in den Handball-Hochburgen Balingen-Weilstetten, Bietigheim und Metzingen werden die Fans wohl Wurzeln schlagen vor der Landes-Zuschusskasse für eine Großsporthalle.

Was lief schief auf dem Weg ins Ziel? Die Maul-Athleten in Politik und Sport zucken ratlos mit den Schultern. „Wir sind tief enttäuscht“, sagt Elvira Menzer-Haasis. Die Präsidentin des Landessportverbands Baden-Württemberg (LSV) war mit einem Elf-Projekte-Plan und freundlichem Gesicht hausieren gegangen. Alle Parteien signalisierten freie Fahrt. Trotzdem rollte der Sport beim Feilschen um Anträge und Zuschüsse aufs Abstellgleis. „Da fehlt wohl die Lobby“, bedauert der Sozialdemokrat und Dauerläufer Gernot Gruber. „Alle waren begeistert“, erinnert sich Norbert Beck, sportpolitischer Sprecher der CDU. 850 Millionen Euro, rechnet er vor, seien allein durch die Strafen im Dieselskandal in die Landeskassen geflossen, „und dann war man nicht mal willens, wenigstens zweimal 15 Millionen Euro im Doppelhaushalt unterzubringen. Das ist kein gutes Signal für den Sport.“ Aus der Fraktionskasse spendiert die CDU nun zwei Millionen Euro für den Schwimmunterricht im Vorschulbereich und 100 000 Euro für die Verbandsarbeit im Bereich geistig behinderter Athleten (Special Olympics).

Gelbe Karte für Eisenmann

Petra Häffner zeigt der für den Sport zuständigen Kultusministerin die Gelbe Karte: „Wir bedauern, dass Susanne Eisenmann für die nächsten Jahre kein zusätzliches Geld für Sportstätten bereitstellen will. Noch im Sommer hatte die Ministerin erklärt, sich bei den Verhandlungen zum Doppelhaushalt für sanierungsbedürftige Austragungsorte einzusetzen – diese Chance wurde verpasst“, teilt die sportpolitische Sprecherin der Grünen mit und erhofft sich die zweite Luft aus Geldern des Solidarpakts zwischen Sport und Land. Rund 87,5 Millionen Euro an Steuergeldern fließen so jährlich an Vereine und Verbände. Nächstes Jahr wird das Vertragswerk neu verhandelt.

Konter aus dem Ministerium

Der Konter aus dem Kultusministerium folgt prompt: „Den Grünen sollte bekannt sein, dass Sportministerin Eisenmann aufgrund des noch bis zum Jahr 2021 laufenden Solidarpakts Sport III keine zusätzlichen Mittel für den Haushalt des Kultusministeriums beantragen konnte. Deshalb hat sie sich dafür eingesetzt, dass die Regierungsfraktionen ihrerseits entsprechende Anträge einbringen. Dies ist bedauerlicherweise nicht erfolgt. Den Schwarzen Peter nun der Ministerin unterzuschieben, ist kein guter Stil.“

„Manchmal ist es mit der Politik wie im Sport“, sagt Elvira Menzer-Haasis, „man darf eben niemals aufgeben.“