Während des Ostergottesdienstes erreichte die Gläubigen in der katholischen St. Eberhard-Kirche die Nachricht vom Tod des Papstes. Wie haben sie dies aufgenommen?
Viele Gläubige besuchen am Ostermontag des Gottesdienst in der Stuttgarter Domkirche Sankt Eberhard. Es werden Taufen gefeiert und gesungen. Stadtdekan Christian Hermes wünscht den Getauften, dass sie „Kinder des Lichts sind“. Um kurz nach 11 Uhr verbreitet sich die Nachricht vom Tod des Papst Franziskus bis zu dem Priester. Als er gleich darauf die Gläubigen informiert, geht ein Raunen durch den Gottesraum. Der Stadtdekan betet für den Papst: „Nun ist er Christus gleich geworden im Tod. Nimm ihn auf in deine Herrlichkeit.“
Dann läutet die tiefste Glocke der Kirche eine ganze Viertelstunde lang. Die Menschen verharren im Gebet und in stiller Andacht, während der Stadtdekan sagt: „Herr, wir empfehlen Dir unseren Bruder Papst Franziskus.“ Immer mehr Menschen strömen in die Kirche, um etwas zu erfahren, ihre Trauer zu bekunden und zu beten.
Gläubige: „Er hat sein Leben vollendet“
Doch es bleibt nicht beim traurigen Verharren. Hermes erklärt, auch wenn weltweit der Tod des Papstes betrauert wird, wäre es nicht in dessen Sinne, Ostern, das Fest des Sieges über den Tod, nicht zu feiern. Einige Gläubigen finden Worte, drücken aus, was sie bewegt: „Es gibt keinen besseren Zeitpunkt zu Ostern, das zu überprüfen, woran wir glauben“, sagt Sabine Müller aus Stuttgart. Die Feierlichkeiten habe der Pontifex noch mitgemacht. Er habe den Segen „urbi et orbi“ – für die Stadt und die Erde, am Ostersonntag noch selbst gespendet. „Er hat sein Leben vollendet“, so Müller. Sie spüre Trauer, aber auch Unsicherheit, was nun komme.
„Gut, dass er sich noch gezeigt hat und gesprochen hat“
„Wir haben ihn ja gestern noch gesehen, er war angeschlagen. Wir haben damit gerechnet“, sagt Gisela Johst aus Stuttgart, als sie die Eberhardskirche verlässt. Sie ist traurig, auch ihr Mann Harald: „Ich finde es gut, dass er sich noch gezeigt und noch gesprochen hat.“ Auch ein Papst lebe nicht ewig. Schön sei es, dass Franziskus die Osterfeier noch mitgemacht habe. Die Stuttgarterin Caterina hält ein Kind auf dem Arm. Sie sagt nur: „Wir haben es mitbekommen und sind sehr traurig.
Tod und Auferstehung – beide Pole bestimmen den Gottesdienst
Elisabeth Wendt aus Stuttgart sagt, sie freue sich, dass der Papst an Ostern verstorben sei, dass er nicht mehr leiden müsse. „Gut, dass er sich noch einmal zeigte. So bleibt beides in Erinnerung mit diesem Osterfest.“ Tod und Auferstehung, die beiden Pole bestimmen die Stimmung auch im Gottesdienst mit dem Stadtdekan, in dem Hermes an die Jünger aus Emmaus erinnert: „Sie verkünden das heilsbringende Leiden Jesu und seine glorreiche Auferstehung.“ So wünscht er den Gläubigen, im Sinne des Papstes, nicht in Trauer zu verbleiben, sondern: „Dass er mit uns geht und uns zum Licht bringt.“ Am Ende des Gottesdienstes applaudieren viele Gläubige.
Vor dem nächsten Gottesdienst holt Hermes das Bild von Papst Franziskus heraus, dem Argentinier, der mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio hieß. Hermes bereitet ein Gedenkbuch vor, trägt die Lebens- und Sterbedaten des Kirchenoberhauptes ein und dass er am 13. März 2013 zum 266. Bischof von Rom und damit zum Staatsoberhaupt des Kirchenstaates Vatikan gewählt wurde. Das Buch liegt nun in der St. Eberhardskirche für alle aus, die sich dort eintragen möchten.
Kondolenzbuch liegt in St. Eberhard aus
Im Gespräch sagt der Stadtdekan, dass der Papst eine große Gelassenheit hatte, er es wichtiger fand, Ostern zu feiern, als eine Woche länger zu leben. Er hebt seine Robustheit und Willenskraft hervor und sein Zeugnis, nicht das Leben zu verlängern um jeden Preis. „Er hat sich nicht geschont.“ Es wird in den folgenden Tagen noch besondere Gedenkgottesdienste für den Papst geben. Aber: „Ostern wird nicht abgebrochen“, so Hermes. Und schon beginnt der nächste Gottesdienst nach dem Totengeläut vor 12 Uhr in der Domkirche in der Stuttgarter Innenstadt.