Die Polizei riegelte das Schulgebäude und den Schulhof weiträumig ab, nachdem dort ein bislang noch Unbekannter am Freitag eine Betreuerin und ein Kind verletzt hatte. Foto: Roberto Bulgrin

Nach dem Messerangriff an der Esslinger Katharinenschule, bei der am Freitagmorgen zwei Menschen schwer verletzt worden sind, ist der Täter weiter auf der Flucht. Ist ein in der Innenstadt gefundenes Messer die Tatwaffe?

Bei einer Messerattacke an der Katharinenschule nahe der Esslinger Innenstadt sind am Freitag zwei Menschen schwer verletzt worden: ein sieben Jahre altes Mädchen und eine 61-jährige Betreuerin. Zahlreiche Polizisten in Uniform und Zivil fahndeten den ganzen Tag über nach dem Tatverdächtigen, dessen Alter die Polizei auf 35 Jahre schätzt. Er soll etwa 1,75 Meter groß und schlank sein und einen leichten Bartansatz am Kinn sowie einen dunkleren Hautton haben. Den Angaben zufolge trug er eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt mit weißer Schrift.

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Ob eine persönliche Verbindung zwischen den Opfern und dem Täter besteht, blieb gestern unklar. Die Grundschule wurde von der Polizei weiträumig abgesperrt. Alle 15 bis 20 Meter stand ein Polizeibeamter Wache – für den Fall, dass der Täter an die Schule zurückkehren würde. In der Umgebung waren Suchtrupps unterwegs, die nach dem Täter Ausschau hielten und unter anderem den nahe gelegenen Ebershaldenfriedhof absuchten. Mindestens ein Dutzend Beamte war dort im Einsatz. Auch ein Hubschrauber kreiste über der Stadt.

Die Kriminalpolizei war nach den Worten von Polizeisprecher Michael Schaal mit einem Großaufgebot vor Ort. Jeder Streifenwagen, der zur Verfügung stand, sei eingesetzt worden. Weitere Spezialkräfte stünden in Bereitschaft, hieß es während der Fahndung. Auch Spürhunde waren unterwegs.

Zeitgleich wurden auf dem Schulgelände von Spezialisten Spuren gesichert. Von 11 Uhr an suchten Beamte schließlich auch die Esslinger Innenstadt nach der Tatwaffe oder anderen Spuren ab. Später sei ein Messer gefunden und sichergestellt worden, wie der Polizeisprecher mitteilte. Bis Freitagabend blieb allerdings unklar, ob es sich dabei um die Tatwaffe handelt. Es könne keine Entwarnung gegeben werden, bis der mutmaßliche Täter gefasst sei – man könne nicht ausschließen, dass er weitere Waffen mit sich führe, so Schaal.

Tathergang weitgehend unklar

Zum Tathergang erläuterte der Sprecher, an der Schule habe in den Pfingstferien ein Betreuungsprogramm stattgefunden, am Freitag war demnach der letzte Tag. Der Mann habe die Betreuerin und das Kind gegen acht Uhr im Untergeschoss des Schulgebäudes mit einem Küchenmesser angegriffen. Dabei habe der Täter der Frau und dem Mädchen schwere Schnittverletzungen zugefügt. Anschließend sei er Richtung Innenstadt gerannt. Bei den Opfern bestehe nach ersten Erkenntnissen keine Lebensgefahr, sie seien in einer Klinik untergebracht.

Das Ferienprogramm der Schule begann den Angaben zufolge um acht Uhr, dementsprechend seien zum Tatzeitpunkt erst wenige Kinder dagewesen, weitere seien erst später angekommen. Alle Betroffenen seien im Nachhinein von Seelsorgern des Rettungsdienstes, der Polizei und der Stadt betreut worden.

Bestürzung in Nachbarschaft und Politik ist groß

Im Verlauf der Ermittlungen, die sich an der Katharinenschule bis in den Nachmittag zogen, kam auch ein Lehrer zum Tatort, der an der Schule unterrichtet. Der Mann war sichtlich erschüttert und gab an, bereits mit Eltern gesprochen zu haben: „Natürlich sind alle schockiert und besorgt und hoffen, dass der Täter schnell gefasst wird, und wünschen den Verletzten das Beste.“

Auch die Anwohner waren schockiert. „Sonst passiert so etwas weit weg, in Esslingen hätte ich damit nie gerechnet“, sagte ein Mann. Es sei durchaus beängstigend, so eine Tat vor der eigenen Haustür zu erleben. „Gerade bin ich die Blumenstraße entlang gelaufen und habe gesehen, wie ein Polizist einen Mann vernahm, während ein zweiter Beamter mit einer Maschinenpistole daneben stand“, schilderte eine andere Frau ihre Eindrücke. Eine weitere Anwohnerin beobachtete den Einsatz der Polizei und der zahlreichen Rettungskräfte von ihrem Fenster aus. Hinweise zum Täter konnte sie ebenso wenig geben wie andere Zeugen.

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Die Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) verurteilte die Tat in einer Stellungnahme als „schrecklich“ und wünschte den Opfern alles Gute. Zudem dankte Schopper den Einsatz- und Rettungskräften. Auch aus der Esslinger Politik gab es Reaktionen. Tim Hauser, Fraktionschef der CDU im Gemeinderat, sprach von einer „grausamen Tat“. Hauser und der Esslinger CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Deuschle forderten in einer gemeinsamen Pressemitteilung messerfreie Zonen für Brennpunkte in der Innenstadt. Einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat wollen sie zeitnah auf den Weg bringen. Auch der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer ließ mitteilen, er sei in Gedanken bei den Verletzten und deren Angehörigen. Er sei sehr froh, dass sich beide nicht in Lebensgefahr befänden, teilte seine Sprecherin Nicole Amolsch mit.

Frühere Messerattacken in Esslingen

Waisenhofschule
 Auch 2003 hatte es in Esslingen einen Vorfall mit einem Messer an einer Schule gegeben. Damals hatte eine 41-Jährige, die als psychisch krank galt, auf dem Schulhof und im Foyer der Waisenhofschule Eltern und Schüler bedroht. Ein Religionslehrer konnte die Frau damals bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte hinhalten und eine weitere Eskalation verhindern. Die Frau wurde nach ihrer Tat in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.

Brennpunkt Bahnhof
 Bereits in der vergangenen Woche kam es in der Nacht zum Samstag zu einer Auseinandersetzung zweier Personengruppen in der Bahnhofstraße. Dabei ist ein 21-Jähriger mit einem Messer verletzt worden.