Natalie Pfau-Weller und Philip Henßler vom DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim inspizieren die in Owen gelagerten Vorräte für Notlagen. Foto: Ines Rudel

Der Katastrophen- und Bevölkerungsschutz im Kreis Esslingen liegt in den Händen des Kreisbrandmeisters. Wir erklären, was im Notfall passiert und wer im Ernstfall handelt.

Der Katastrophen- und Bevölkerungsschutz im Kreis Esslingen war viele Jahre kein großes Thema. Doch dann kam es Schlag auf Schlag. Erst die Pandemie und die Flutkatastrophe im Ahrtal, die auch viele Helferinnen und Helfer aus dem Kreis in Marsch setzte. Dann der Krieg in der Ukraine und die daraus entstandene Flüchtlings- und die Energiekrise. Eine solche Häufung hat es seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Anlass genug, nachzufragen, wie der Schutz im Kreis organisiert wird und wer im Ernstfall handelt.

Wie viele Helferinnen und Helfer können aktiviert werden? Im Ernstfall stehen im Kreis rund 6000 haupt- und ehrenamtliche Helfer zur Verfügung. Das DRK stellt fünf Einsatzeinheiten und zwei Schnelleinsatzgruppen im Dreischichtbetrieb samt Fahrzeugen. Wird eine Katastrophe ausgerufen, kann die Katastrophenschutzbehörde außerdem Menschen, die 16 Jahre oder älter sind, zur Mithilfe verpflichten. Vergleichbare Pflichten sind auch im Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz für Menschen zwischen 18 und 60 Jahren geregelt.

Welcher Stab bildet sich im Notfall? Auf Kreisebene ist das der Verwaltungsstab des Landratsamts. Dazu kommen der Führungsstab der Technischen Einsatzleitung und die Verwaltungsstäbe der Kommunen. Katastrophenschutz ist laut der Kreisbehörde eine staatliche Aufgabe, bei der das Landratsamt weisungsgebunden ist. Die weiteren Ebenen sind das Regierungspräsidium und das Landesinnenministerium.

Welche Aufgaben hat die Kreisbehörde? Kreisbrandmeister Guido Kenner koordiniert als Leiter des Amts für Feuerlöschwesen und Katastrophenschutz den gesamten Brand- und Katastrophenschutz im Landkreis. Dazu gehören Einsatzplanung und -vorbereitung. Hier werden die bundes- und landeseigenen Fahrzeuge und Materialien des Bevölkerungsschutzes verwaltet. Die untere Katastrophenschutzbehörde ist direkter Ansprechpartner für alle Hilfsorganisationen, die im Kreis Esslingen im Katastrophenschutz mitwirken. Das sind neben den Feuerwehren der DRK Kreisverband Esslingen, der DRK Kreisverband Nürtingen-Kirchheim, der Malteser Hilfsdienst, das Technische Hilfswerk, die DLRG und die Bergrettung. Außerdem wird eng mit Polizei und Bundeswehr zusammengearbeitet.

Welche personelle Ausstattung gibt es im Amt für Katastrophenschutz? Die Zahl der Mitarbeiter ist lageabhängig. Im Katastrophenfall entscheidet die Behördenleitung des Landratsamts auf Vorschlag des Verwaltungsstabs wie viele Entscheider gebraucht werden.

Was ist eine Katastrophe? Je nach Anzahl der Betroffenen wird zwischen einer Katastrophe (zahlreiche Menschen betroffen) und einer Außergewöhnlichen Einsatzlage (große Anzahl Betroffene) unterschieden. Laut Kreisbehörde hatte das Land im Dezember 2020 beispielsweise anlässlich der Coronapandemie eine Außergewöhnliche Einsatzlage ausgerufen.

Gab es im Kreis schon mal eine Katastrophenlage? Im Kreis Esslingen musste laut des Landratsamts noch nie ein Katastrophenfall nach Paragraf 18 Landeskatastrophenschutzgesetz ausgerufen werden.

Wie sieht die Ausstattung mit Blick auf Notstromaggregate, Fahrzeuge und Geräte, Betten, Kleidung und Verpflegung aus? Diese im Katastrophenfall wichtigsten Ausstattungsgegenstände stehen dem Landratsamt zur Verfügung, teilweise auch über die Feuerwehren und Hilfsorganisationen und können im Bedarfsfall eingesetzt werden. So werden beispielsweise im Hochwasserschutzlager Beuren, einem ehemaligen Munitionsdepot, rund 5000 gefüllte und rund 70 000 leere Sandsäcke zur Unterstützung der Kommunen im Hochwasser- und Starkregenfall vorgehalten. Und Hilfsorganisationen wie das DRK halten Fahrzeuge, Aggregate, Sanitätsausstattung, Betten und vieles mehr bereit.

Wie wird die Bevölkerung informiert? Je nach Warnstufe wird die Bevölkerung über die Warnmittel, die an das Modulare Warnsystem (MoWaS) angeschlossen sind, informiert. Neben Sirenen, Fernseh- und Radioprogrammen sowie Warn-Apps, wie beispielsweise NINA soll künftig auch über Cell-Broadcast informiert werden. Dabei handelt es sich um einen Mobilfunkdienst, der alle Empfänger in einer Funkzelle erreicht. Beim bundesweiten Warntag am 8. Dezember wird dieser Dienst erstmals getestet.

Wie können sich die Kreisbewohner für eventuelle Notlagen rüsten? Persönliche Notfallvorsorge ist laut dem Esslinger Landratsamt ein wichtiges Thema. Zwar bereite sich der Landkreis auf verschiedene Krisen vor, aber je nach Ausmaß sei es nicht ausgeschlossen, dass die Ressourcen beschränkt sind und Maßnahmen priorisiert werden müssen. Dabei sollen vulnerable Gruppen und kritische Infrastrukturen im Vordergrund stehen.

Wichtige Informationen bietet der „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Infos im Netz unter: www.bbk.bund.de