Der Kastenecksee ist verschlammt und wird gereinigt. Die Fische darin müssen umziehen und leben fortan im Wiesentalsee. Doch nicht für alle gibt es eine unbeschwerte Zukunft, wie bei einer Rettungsaktion klar wird.
Was für ein Leben: Bis dato hatten die Fische im winzigen, maximal ein Meter tiefen Kastenecksee in Freiberg-Heutingsheim ihre Ruhe. Teils wurden sie von ein paar Bewohnerinnen und Bewohnern des benachbarten Altenheims gefüttert. Auch sonst haben die Tiere ganz offenkundig in dem verschlammten Gewässer immer ausreichend Nahrung gefunden. Seit Samstagmorgen ist dieses coole Leben quasi im Paradies für die Karpfen zu Ende.
Nach und nach werden die Karpfen aus dem Wasser geholt
Am Morgen sind die Männer vom Sportfischer-Club Freiberg angerückt. Gegen 9 Uhr ist das Wasser des vor rund 25 Jahren angelegten, winzigen Sees bereits etwa zur Hälfte abgelassen. Und nur wenig später zappelt auch schon der erste Kaventsmann in einem der großen Kescher. Heiko Maier, der Vorsitzende des Vereins, schätzt, dass dieser Karpfen etwa zehn Kilogramm wiegt und rund zehn Jahre alt sein dürfte.
Karpfen wurden wohl ausgesetzt
Das Wasser im See ist nun kaum noch knietief. Nach und nach werden weitere Karpfen aus dem Gewässer geholt, später auch ein paar sogenannte Weißfische. Alle müssen umziehen, denn der Tümpel wird im Zuge der dringend notwendigen Sanierung des Stegs, der über das Gewässer führt, komplett abgelassen und gereinigt.
Der neue Freiberger Bürgermeister Jan Hambach ist auch vor Ort und erzählt, dass die Bauarbeiten voraussichtlich Anfang kommenden Jahres abgeschlossen würden. So lange können die Fische freilich nicht in den Bottichen bleiben, in denen sie nach dem Fang zappeln. Am Nachmittag werden zehn stattliche Karpfen sowie weitere Fische, die über die Jahre offenbar von Bürgern ausgesetzt worden sind, zum Wiesentalsee am Stadtrand von Freiberg-Geisingen kutschiert und dort ins Wasser gesetzt. Unter anderem 25 Nasen, Barsche und Rotaugen. Zudem, so Heiko Maier, sei ein Goldfisch gefangen worden, den ein Liebhaber bekommen soll – für den Gartenteich.
Im nächsten Jahr sollen neue Karpfen einziehen
2025, so der Club-Vorsitzende, würden wieder ein paar Karpfen im Kastenecksee „fachgerecht“ ausgesetzt – also zunächst bei einem Züchter erworben und dann freigelassen, im Frühsommer oder im Herbst. Über den Winter befänden sich Fische in einer Ruhephase, in der sie nicht gestört werden sollten. Deshalb auch die Bitte an alle, die womöglich Fische loswerden möchten: keinesfalls im Winter.
Mancher Fisch landet auf dem Tisch
Der Wiesentalsee ist die neue Heimat der am Samstag gefangenen Karpfen und der anderen Fische. Diesen See hat der Sportfischer-Club von der Stadt gepachtet. Und wie das so ist bei einem Angelverein: die Mitglieder wollen gelegentlich einen Fisch fangen und dann frisch zubereitet verspeisen. Gut möglich also, dass der eine oder andere der jetzt aus dem Kastenecksee geholten Karpfen demnächst auf dem Tisch einer Anglerfamilie landet. Für diese Freiberger Fische ist die schöne Zeit definitiv vorbei. Heiko Maier sagt mit einem Augenzwinkern: Auch alte Karpfen seien schmackhaft – entweder in Öl ausgebraten oder geräuchert. Mahlzeit.