Auch nach der Wende ein überzeugter Kommunist: Karl-Eduard von Schnitzler Foto: dpa/Manfred Uhlenhut

Obwohl der DDR-Moderator Karl-Eduard von Schnitzler nie an der Müritz gewesen sein soll, wird über den Mann vom „Schwarzen Kanal“ in Klink viel gesprochen. Das Renaissanceschloss seiner Verwandten steht nun wieder zum Verkauf, im Dorf bangt man um die Arbeitsplätze.

Klink - Er feierte die Niederschlagung des Arbeiteraufstands 1953 in Ost-Berlin, den Bau der Mauer und ätzte jahrelang in der Sendung „Der Schwarze Kanal“ gegen den „verbrecherischen Westen“ und den Kapitalismus. Am Ende war der SED-Chefpropagandist Karl-Eduard von Schnitzler (1918-2001) einer der verhasstesten Männer der DDR. So verhasst, dass ein „Schnitz“ zur Maßeinheit für den Sprung von der Couch zum Ausknopf des Fernsehers wurde. „Neben dem Unterangebot an Südfrüchten war es das Überangebot an Schnitzler-Kommentaren, das die Leute 1989 auf die Straßen trieb“, kommentierte der „Spiegel“ boshaft in seinem Nachruf auf „Sudel-Ede“.

Lesen Sie auch: „Kalter Krieg im Schwarzen Kanal“

Nun steht das einstige Gut der Familie Schnitzler zum Verkauf. Der Eigentümer, Gastronom Guido Gabriel, möchte ins Ausland gehen. Zusammen mit zwei weiteren Hotels soll das Schloss Klink an der Müritz rund 16 Millionen Euro kosten. Durch die Corona-Krise scheiterte bereits ein Verkaufsversuch. Der 57-Jährige aus Hessen betreibt den einstigen Adelssitz an der mecklenburgischen Seenplatte seit 1997 als Schlosshotel. „Und fast jeder, der jetzt noch hierher kommt, fragt nach Karl-Eduard von Schnitzler “, berichtet Gabriel.

Schon zu DDR-Zeiten war Klink ein beliebtes Ausflugsziel

Eine entfernte Verwandte der SED-Sprechpuppe war die letzte adlige Besitzerin von Gut Klink, wie Bürgermeisterin Jana Böckmann erklärt, die um die rund 100 Arbeitsplätze des Hotels bangt. „Wir wünschen uns, dass unser Schloss ein Hotel bleibt.“ Schon zu DDR-Zeiten war das im Stile der französischen Loire-Schlösser Ende des 19. Jahrhunderts für die Familie Schnitzler errichtete Herrenhaus, ein beliebtes Urlaubsziel. Wegen seiner traumhaften Lage diente das Schloss auch schon als Kulisse für TV-Serien wie „Gute-Zeiten, schlechte Zeiten“ oder „Unser Charly“ – auch prominente Gäste wie Roberto Blanco oder Udo Lindenberg schauten bei Gabriel in Klink vorbei. Die Gemeinde hat zahlreiche Erinnerungstafeln aufgestellt. Im Schloss selbst erinnert Gabriel mit einem Text an die wechselhafte Historie des Guts und die Familie Schnitzler. Die herrschte bis 1945 über die Ländereien. Auf die Rote Armee folgten geflüchtete Sudetendeutsche. Wenige hundert Meter weiter nördlich vom Schloss entstand später mit staatlicher Hilfe eines der größten gewerkschaftseigenen Hotels der DDR. Nur wer Glück oder „Beziehungen“ hatte, kam dort unter.

„Sudel-Ede“ war kein einziges Mal in dem Schloss

„Als beide Hotels noch in Betrieb waren, hatte die Gemeinde bis zu 170 000 Euro an Kureinnahmen“, erzählt Böckmann. Das einstige Hotel des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds wurde 2017 gesprengt, weil neben der Reha-Klinik ein neues Hotel gebaut werden soll. „Wir warten auf den Startschuss.“ Derzeit habe das Dorf durch das Schlosshotel und weitere Unterkünfte noch etwa 120 000 Euro an Kureinnahmen pro Jahr.

Das Porträt seines Stiefvaters Erwin Walloschke – ein Kaufmann aus Hessen, der das Schloss nach der Wende erwarb – hat Gabriel inzwischen wieder aus dem Foyer entfernt. „Es war nicht zu machen“, erklärt er, „viele dachten, dass dies Karl-Eduard von Schnitzler sei.“ Interessenten sollten sich aber auch von dem echten Schnitzler nicht abschrecken lassen. Laut Bürgermeisterin Jana Böckmann war „Sudel-Ede“ kein einziges Mal in Klink zu Gast.