Karin Siegel zeigt ihre Kunst in Kielmeyers Weinberg. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Die Ausstellung mit Werken der Künstlerin Karin Siegel in Kielmeyers Weinberg in der Mettinger Straße in Esslingen wird am Sonntag, 8. September, um 11 Uhr eröffnet. Die Keramikerin aus Neuhausen experimentiert mit ihrem Material.

Esslingen/NeuhausenVögel aus Tonerde mit kantigen Schnäbeln und die Körper starker Frauen sind in Kielmeyers Weinberg in der Mettinger Straße zu sehen. Die Ausstellung der Künstlerin Karin Siegel aus Neuhausen wird am morgigen Sonntag, 8. September, um 11 Uhr eröffnet. Bis einschließlich Sonntag, 15. September, sind die Kunstwerke zwischen Weinreben und Trauben zu besichtigen. Die Begegnung von Natur und Kultur reizt die Künstlerin, die am liebsten im Freien arbeitet.

In ihrem Garten in der Panoramastraße in Neuhausen arbeitet die Künstlerin am liebsten im Freien. Da lässt sie sich von den Vögeln inspirieren, die in den Baumwipfeln sitzen. Diesen Sommer sei die Arbeit etwas zu kurz gekommen, verrät Siegel. Denn ihre Familie aus Neuseeland war zu Besuch. Wer die Treppen zum Weinberg der Familie Kielmeyer hochsteigt, wird von Vogelköpfen empfangen. Sie schweben auf Metallstangen – fast so, als würden sie in die sattgrünen Weinblätter fliegen. Diese Leichtigkeit steckt die Betrachter an. Im Hintergrund hängt ein Bild, das kraftvolle Frauenkörper zeigt. Grobe Pinselstriche erfassen die sinnlichen Formen der Körper.

Die Faszination der Urmütter

Es sind Urmütter, die Karin Siegel faszinieren. Die positive Energie, die von diesen Frauen ausgeht, reflektiert sie in ihren Werken. Archaische Motive reizen die Künstlerin, die von 1971 bis 1977 an der Akademie für Bildende Künste in Stuttgart in der Fachklasse von Uli Günther studiert hat. Keramik hat Karin Siegel schon immer gereizt. Sie brennt und lackiert Ton, schafft mit dem Material neue, ungewöhnliche Strukturen.

Die weiche Tonerde wird geritzt, genäht oder gewickelt – und dann gebrannt. Mit Lack und Farbe erzielt sie spannende Effekte. Gebrannte Erde, Metallteile, Eisenfundstücke, Computerausdrucke, Papier, Karton, aber auch Schwemmhölzer, Steine, Knochen, Pigment und Farben verarbeitet die Künstlerin. Viel arbeitet Siegel mit Metall. Diese Kombination macht den Reiz ihrer Fantasiegestalten aus. Ebenso begeistert ihre Lust, neue Formen auf dem Hintergrund der archaischen Symbole zu erschaffen.

Wie kam es dazu, dass die Künstlerin ihre Werke seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen im Weinberg der Kielmeyers präsentiert? „Die Idee kam uns vor Jahren am Lagerfeuer in Südfrankreich“, erzählt Siegel. Da trafen sich Karin und ihr Mann Steffen immer mal wieder mit Thomas und Gaby Kielmeyer. In der entspannten Runde hatte der Architekt und Gastronom Thomas Kielmeyer dann die zündende Idee: „Wieso zeigsch Dein Kruschd net in meim Weinberg?“

Werke aus Ton und Metall

Den „Kruschd“ – schwäbisch für Gerümpel – nimmt Karin Siegel dem Schwaben nicht übel. Ganz im Gegenteil: Denn er und seine Frau Gaby sind angetan von den Kunstwerken. „Wir haben den Keller und den Weinberg vor der Vernissage gründlich ausgeräumt“, erzählt Gaby Kielmeyer. Sie findet, dass der Ort einfach ideal ist für eine Ausstellung moderner Kunst ist. Zumal Siegel das Thema Natur bearbeitet. Dass die Kunstfreunde reife Trauben beschädigen könnten, befürchten die Kielmeyers nicht. Sie freuen sich, wenn die Besucher der Ausstellung sich auch für die Arbeit im Weinberg interessieren.

Schnabelgestalten, den ausgestorbenen neuseeländischen Urkiefervögeln Moas nachempfunden, sind nur eines der geheimnisvollen Leitmotive in den Arbeiten Siegels. Sie formt nicht nur Urmütter, die positive Energie verströmen. Faune kauern auf steilen Steintreppen des Weinbergs. Nun freut sich die Künstlerin darauf, mit den Besuchern über ihre Arbeiten ins Gespräch zu kommen. Diesmal hat die Künstlerin weniger Werke gehängt als in den Vorjahren, „damit die Natur zur Geltung kommt“.

Die Ausstellung „Kunst in Kielmeyers Weinberg“ findet am Sonntag, 8. September, um 11 Uhr statt in der Mettinger Straße gegenüber Hengstenberg statt (Haltestelle VHS). Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0 71 58/58 50. Die Finissage ist am Sonntag, 15. September, ab 11 Uhr geplant.