Die Gäubahn schlängelt sich idyllisch am Neckar entlang und fährt in Stuttgart über die Panoramastrecke zum Hauptbahnhof. Foto: dpa/Christian Johner

Der Ärger über den kommenden Zwangsumstieg in Stuttgart-Vaihingen nimmt zu. Die Anrainerkommunen setzen auf eine Klage.

Die Kappung der Gäubahn (Strecke Singen–Stuttgart) in der Landeshauptstadt und der zwangsläufige Umstieg aller Reisenden in  Stuttgart-Vaihingen auf S- und Stadtbahnen für mutmaßlich zehn Jahre sorgt bei den Anrainerkommunen der Strecke für Verdruss. Tuttlingens OB Michael Beck (CDU) hat die Enttäuschung in einem Brief an Stuttgarts OB Frank Nopper (CDU) zu Papier gebracht.

Bei der Volksabstimmung über die Beendigung der Beteiligung des Landes an Stuttgart 21 im Jahr 2011 hätten im Kreis Tuttlingen über 68 Prozent für den Weiterbau gestimmt. „In unseren Nachbarkreisen war es ähnlich. Man freute sich auf die direkte Anbindung an den Flughafen und vor allem auf kürzere Fahrten nach Stuttgart“, so Beck. „Ich bin mir sicher: Würde man heute abstimmen, würde sich bei uns und in vielen anderen Landkreisen der Stimmenanteil geradezu umkehren – S 21 würde wohl nicht mehr gebaut werden“, heißt es weiter. Grund sei „dass wir statt einer baldigen Verbesserung über eine unbestimmte Zeit eine extreme Verschlechterung der Bahn-Anbindung zu erwarten haben“. Das sei Bürgerinnen und Bürgern nicht vermittelbar.

Geplant war ein halbjähriges Interim in Vaihingen

Die Kappung der Gäubahngleise in Stuttgart ist Mitte 2025 zur Änderung des S-Bahnanschlusses im Zusammenhang mit S 21 nötig, aber reversibel. Geplant war ein halbjähriges Interim in Vaihingen, bis die Züge über den Flughafen fahren. Die Airport-Pläne sollen für Tunnel ab Böblingen geändert werden. Deren Bau dauert.

Man wolle „gemeinsam für die Chancen für Wohnungsbau kämpfen“, sagte Frank Nopper am Donnerstag vor dem Gemeinderat. Die SPD hatte ihren Antrag, den zeitweiligen Erhalt von zwei Gleisen im Kopfbahnhof zu prüfen, bis der neue Anschluss über den Landesflughafen hergestellt ist, zuvor zurückgezogen.

Die auch als Panoramastrecke bezeichnete Führung der Gäubahn durch Stuttgart solle erhalten, ertüchtigt und mit Fahrtrichtung Feuerbach weiter genutzt werden, beschloss der Rat einstimmig. Nopper solle in der Sitzung des Lenkungskreises zu S 21 erreichen, dass die Panoramastrecke mit neuer Signal- und Sicherungstechnik ausgerüstet werde, einen neuen Nordhalt erhalte, Anschlüsse nach Norden und Osten gesichert und ein Betriebskonzept erarbeitet werden. Man wolle keine „Stilllegung auf Raten“ hieß es.

Die Bahn AG hat angekündigt, die Strecke mit zwei Prellböcken zu versehen und auf Dauer nicht mehr zu befahren. Sie sieht sich durch die Genehmigung der Kappung im Vorfeld des Hauptbahnhofs rechtlich auf der sicheren Seite. Die Rechtsgültigkeit wird von den Gäubahn-Anrainerkommunen und Naturschutzverbänden bestritten. „Umso mehr hoffe ich, dass sich unser Anliegen nun auf juristischem Weg durchsetzt“, schreibt Beck. Die Kommunen selbst sind nicht klageberechtigt, wohl aber Naturschutzverbände.