Immer gut für politisch unkorrekte Witze, der Sarkasmus zieht sich durchs Programm: Josef Hader Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Ein grandioses Theaterstück oder allerfeinstes Kabarett? Beides! Josef Hader spielt im Theaterhaus in Stuttgart bei seinem Programm „Hader on Ice“ mit seinem Publikum und begeistert dieses.

Die Frage drängt sich auf, warum der Besucher sich die Augen reibt? Oft, um sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln zu wischen, oft auch vor Verwunderung über den nächsten genial anmutenden Sprung innerhalb der Darbietung, in der der Österreicher vom feinsinnigen Menschen in Sekunden zum, ja, er selbst würde sagen, Arschloch wird. Josef Hader füllte am Donnerstagabend mit seinem Programm „Hader on Ice“ die große Halle im Theaterhaus. Der Schauspieler, Kabarettist, Autor und Filmregisseur begeistert dabei einmal mehr sein Publikum mit Tiefgang und derbem Witz.

Der Rote Faden bei Hader ist der, dass es vordergründig keinen gibt. Und dass das Programm in seiner Sprunghaftigkeit dennoch einer klaren Linie folgt. Aus dem Nichts wechselt er das Thema, kommt von der Erkenntnis, dass Weizenbier seine Cerealien sind zum Konsum von drei Vierteln (kein Wein, sondern Rum) und fünf Valium vor dem Computer zur Erkenntnis, dass Pflanzen eh alle Arschlöcher sind und über die Wurzeln vernetzt die Weltherrschaft anstreben. Vor dem Computer hat er nämlich „Sachen rausgefunden, das glaubt ihr net“.

Alkohol als roter Faden

Das Saufen ist vielleicht der rote Faden, aber auch hier spielt der Mann elegant mit dem Publikum. Denn der Alkohol erlaubt ihm vieles, in seinem Rückzugsort im Weinviertel mit 90 Prozent FPÖ-Wählern darf er dann auch Grenzen überschreiten. Als die Bevölkerung ihn als Wiener ganz gut aufnimmt. „Hauptsache kein Türke.“

Mit dem Alter spielt Josef Hader ebenso gekonnt wie mit Ernährung, seinem vermeintlichen Reichtum und ökologischem Bewusstsein. Er fährt statt mehreren nur noch ein Auto, der Umwelt zuliebe, weil wir ja nur eine Erde hätten. Sein Beitrag besteht aus einer Mischung aus Sportwagen und SUV, mit Dieselmotor, aber natürlich Hybrid, „650 PS bringt der“, sagt Hader und keckert in einem diabolischen Lachen. Er erklärt, dass der Afrikaner an sich, der betteln muss, einen Naturwitz habe, während der rumänische Bettler ihm weniger gefalle, „mit seinem Schädel auf dem Asphalt“. Da fehlt ihm der lebensfrohe Ansatz.

Dem Publikum im vorwiegend gesetzten Alter (ähnlich wie Hader, 63) bleibt das Lachen dennoch nicht im Hals stecken, der schwarze Humor des Österreichers ist bekannt, er hat in Stuttgart viele Fans, die zu Dauergästen geworden sind. Selbst als er von seiner bewussten Ernährung erzählt, lachen alle: Keine harten Drinks mehr zum Frühstück und kein Fleisch, ausgenommen fetten Speck und diverse Wurstsorten wie Mortadella, denn das sei ja kein Fleisch. Und Enten-Embryo esse er neuerdings, weil die Tiere dann noch nicht geboren und praktisch keine Tiere seien. Mit einem Mayonnaise-Salat seien diese ganz vorzüglich. Das ist herrlich überdreht und trieft wie so vieles bei Hader vor Sarkasmus. Ganz nebenbei prahlt er dabei, wie er sich sechzig Jahre vollgefressen hat und der kommenden Generation eh nichts übrig lasse: „Nach uns kommt nichts“ – außer dem Untergang. Aber in der Steinzeit sei es doch auch schön, mit gemeinsamem Intervallfasten im Winter.

Hader startet nach der Pause wieder mit dem Programm vom ersten Teil, singt ganz am Ende „Over the Rainbow“ und gibt zu, dass er im Alter wieder häufiger weint. Etwa als ihm die Flasche Barolo von seiner Jacht in einen See gefallen ist. Er flicht Philosophisches ein und nimmt dieses gleich wieder auf den Arm, er ist ein Seiltänzer des Kabarett. Politisch völlig unkorrekt, derb, aber auch feinfühlig. „Es ist populistisch, was ich gerade mache“, sagt er mal. Und auch das ist richtig. Aber es ist vor allem unglaublich gut, was er da macht.

Zweite Vorstellung

Josef Hader spielt an diesem Freitag, 4. April, 20 Uhr, erneut im Theaterhaus. Es gibt noch Restkarten.