Musik, Mathematik und Humor verbindet Timm Sigg in seinen Programmen. Die Kreiszahl Pi spielt da eine wichtige Rolle. Foto: privat

Im Hörsaal der Technischen Hochschule Stuttgart will der Professor Timm Sigg seine Studierenden für Mathematik begeistern. In der Freizeit ist der Wissenschaftler ein gefragter Kabarettist und kommt in dieser Rolle nun nach Ostfildern.

Auf der Bühne testet Timm Sigg gerne die Reaktionen seines Publikums. Er bittet seine Zuschauer um ein spontanes Statement zu dem Satz: „Ich bin Mathe-Professor.“ Dass sich der Jubel da meist in Grenzen hält, hat er einkalkuliert. „Diese Mischung aus Desinteresse und blankem Entsetzen bin ich gewöhnt“, sagt der Wissenschaftler. Dabei grinst er verschmitzt. Im Hauptberuf lehrt und forscht er an der Hochschule für Technik in Stuttgart, will die Studierenden da für die Analysis begeistern. In seiner Freizeit ist er als Klavierkabarettist auf Tour. Am Freitag tritt Timm Sigg im Nellinger Theater an der Halle auf.

„Der Professor und das liebe Pi“ heißt sein Programm. Damit will der Mathematiker „auch denen Lust auf Mathe machen, für die der Unterricht immer eine Qual war“. Dass er immer wieder Menschen trifft, die noch nach Jahrzehnten beim Gedanken an Mathe Albträume plagen, bedauert der Wissenschaftler. Deshalb ist er als Botschafter bei der „Stiftung Rechnen“ engagiert, vermitteln Schülern und Studierenden die Faszination seines Fachs. Mit Songs wie „Beim Aldi an der Kasse“ oder „Ich rechne gern“ will er bei seinen Auftritten im Kabarett auch bei jenen Schwellenängste abbauen, die im Alltag einen großen Bogen ums Rechnen machen. Das Konzept geht auf: Inzwischen tritt er mit seinen Programmen auch auf bekannten Bühnen wie dem Theaterhaus Stuttgart oder den Akademixern in Leipzig auf.

Über den Erfolg seines zweiten Standbeins freut sich Sigg. Es sei für ihn ein schöner Ausgleich, auf Kabarettbühnen zu stehen. Allerdings lässt ihm die Arbeit an der Hochschule dafür nur begrenzt Zeit. Dass er überhaupt dazu kam, Musikkabarett zu machen, habe sich für ihn „sehr überraschend“ ergeben, erzählt der Professor, der bis 2016 in Esslingen an der Hochschule unterrichtet hat. Als diese 2014 ihr Hundertjähriges feierte, „wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ein paar musikalische Kabarettnummern zu zeigen“. Zwar habe er damals „noch keine einzige Zeile geschrieben“ gehabt – aber zugesagt hat der experimentierfreudige Stuttgarter doch. Dass die Gäste der Gala hellauf begeistert waren, habe ihm Mut gemacht, über ein eigenes Bühnenprogramm nachzudenken.

„Die Leiden des jungen Professors – Tiefgründiges in h-Moll“ hieß das erste Programm des Saxofon- und Klavierspielers. „Wir Mathematiker sind ja Nerds“, sagt er lachend. Das sei nicht nur ein Vorurteil. Mit seinen schrulligen Seiten kokettiert Sigg allerdings. Wer ihn auf der Bühne erlebt, spürt schnell, dass er es wunderbar versteht, ganz unterschiedliche Menschen im Publikum anzusprechen. In seinen Programmen taucht immer wieder sein praktisch veranlagter Freund Pit auf, „der von Mathe rein gar nichts hält“.

Die Kreiszahl „Pi“ auf dem Kabarett-Brettl

Sein neues Programm „Der Doktor und das liebe Pi“ ist an eine beliebte britische Fernsehserie angelehnt, in deren Mittelpunkt die Erzählungen des Tierarztes James Herrot stehen – sie wurde 2020 neu verfilmt. Pi ist die mathematische Kreiszahl, die Schülerinnen und Schülern seit Generationen Kopfzerbrechen bereitet. Mit mathematischen Begriffen und Formeln zu spielen, ihnen so die Schwere zu nehmen, macht Timm Sigg auch auf der Kabarettbühne Spaß. Ein Publikum, das einfach einen vergnüglichen Abend erleben will, möchte er ebenso ansprechen wie „Hardcore-Mathematiker“. Auf diesen Spagat lässt sich der Stuttgarter immer wieder lustvoll ein.

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Allerdings trennt Sigg die Hochschule und die Bühne „ganz stark“. Denn er will keinesfalls der Clown sein, den die Studierenden nicht ernst nehmen. Dennoch haben beide Bereiche aus seiner Sicht viel gemeinsam. „Es geht darum, Menschen zu begeistern.“ In seinem Studium der Mathematik und Physik habe er „viele Lehrende erlebt, deren Vorlesungen einfach grottenschlecht waren“, erzählt der Wissenschaftler.

Schon damals habe er sich vorgenommen, es ganz anders zu machen, wenn er da vorne steht. Er möchte auch junge Menschen dafür begeistern, Mathematik zu studieren. Denn es gebe „viele attraktive Jobs“ für die Absolventen, diese hätten auch gute Chancen, in der Wirtschaft unterzukommen. Da denkt er an Versicherungen oder Banken. Seinen Studierenden im Hörsaal und auf dem Campus „die Lust am Fach“ zu vermitteln, ist sein Ziel.

Auftritt Timm Siggs Programm „Der Professor und das liebe Pi“ ist am Freitag, 28. März, um 21 Uhr im Nachtstudio im Theater an der Halle in Nellingen (Esslinger Straße 28) zu sehen. Die Karten kosten im Vorverkauf 23 Euro, ermäßigt 19,50 Euro; an der Abendkasse liegt der Preis bei 25 Euro (21,50 Euro). Vorverkauf online unter www.reservix.de oder in der Stadtbücherei im Kubino Nellingen, bei der VHS an der Halle oder im Service-Center im Stadthaus im Scharnhauser Park.