Erhält von Söder einen Korb: Sandra Maischberger Foto: obs/Markus Tedeskino

In Sandra Maischbergers Talkshow führen zwei „Stellvertreterinnen“ den Machtkampf um die Kanzlerkandidatur der Union fort – und manche der Gäste fühlen sich genervt. Lauterbach kritisiert indes den Tübinger Corona-Modellversuch.

Berlin - Wer macht das Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union? Eigentlich wollte CSU-Chef Markus Söder ja selbst zu Sandra Maischberger in die Talkshow kommen, sagte dann aber ab, um den tags zuvor geführten Schlagabtausch mit seinem Rivalen Armin Laschet erst einmal sacken zu lassen. Der Unionskarren ist verfahren, und keiner von Maischbergers Gästen hat einen Rat, wie CDU und CSU da wieder rauskommen. Schon gar nicht CSU-Vizechefin Dorothee Bär und CDU-Vorstandsmitglied Serap Güler, die in einer Art Stellvertreter-Schlagabtausch die Klingen kreuzen.

Die Argumente sind mittlerweile sattsam bekannt: Hier die Umfragen, die eindeutig für den bayerischen Ministerpräsidenten sprechen. (Bär: „Wir bekommen wahnsinnig viel Unterstützung aus der Bundestagsfraktion, aus der Bevölkerung, von der Basis, das kann man doch nicht ignorieren.“) Dort den CDU-Vorstandsbeschluss pro Laschet (Güler: „Da sitzt die komplette Bandbreite der CDU.“) Wäre es nach den Umfragen gegangen, so merkt die Düsseldorfer Integrationsstaatssekretärin an, dann hätte Söder 2018 niemals als Ministerpräsident antreten dürfen. Denn er war unbeliebt.

Wo ist das Wahlprogramm der CDU?

Nein, von den beiden „Stellvertreterinnen“ ist nichts Neues zu erfahren. Der Schlagabtausch Söder/Laschet geht der Journalistin Anja Kohl sogar gehörig auf die Nerven. „Die Leute haben genug von diesen Eitelkeiten, von dieser Übermännlichkeit“, poltert sie und erinnert die CDU daran, dass sie ja noch nicht einmal ein anständiges wirtschaftspolitisches Wahlprogramm vorweisen könne. Kohl: „Ich weiß nicht, wofür die Herren stehen, ich sehe nur Eitelkeiten.“ Auch die Journalistin Cerstin Gammelin hält den Streit Söder/Laschet für überdreht. Die CDU sei es ohnehin nicht gewohnt, so offen zu diskutieren.

Lediglich der Verleger und Publizist Wolfram Weimer sieht die Sache gelassen, hält es sogar für ein „erwünschtes Verfahren in der Demokratie“, dass auch über Personen gestritten wird. Man möge doch bitte mal in die USA schauen, wie beinhart dort Vorwahlkämpfe geführt werden. Am Ende, so glaubt er, werde wohl Söder zurückziehen, denn der habe weniger zu verlieren als Laschet, der bei einer Niederlage in der K-Frage wohl auch seinen Parteivorsitz und das Regierungsamt in Nordrhein-Westfalen drangeben müsse.

Lauterbach: „Luxusdebatte“

Szenenwechsel: Im zweiten Teil der Sendung verteidigt die Tübinger Notärztin Lisa Federle den Tübinger Corona-Modellversuch gegen den Epidemiologen und SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach. Der Kölner Professor hält solche Projekte, bei denen die Bürger mit einem Testnachweis mehr Freiheiten im öffentlichen Leben genießen dürfen, für eine „abwegige Luxusdebatte“. Die dritte Pandemiewelle rolle massiv heran, argumentiert er, und es bringe gar nichts, wenn zusätzliche Tests nur dazu führten, dass sich Menschen zusätzlich treffen – wie etwa in Tübingen.

Federle hingegen weist darauf hin, dass in der Stadt die Inzidenz deutlich unter dem Landesschnitt liegt, auch die Intensivmedizin stoße noch lange nicht an ihre Grenzen. Der Modellversuch sei keineswegs gescheitert, sondern solle weitergeführt werden. Nur so gewinne man weitere Erkenntnisse.