Nele Weichert und Toby Schmidt aus Hochdorf sind Jungscharleiter im örtlichen CVJM. Für beide ist das Ehrenamt nicht nur eine Abwechslung zum Berufsleben, sondern auch eine Möglichkeit, einen Teil zur Gemeinschaft im Ort beizutragen.
Viele, die in Hochdorf aufgewachsen sind, erinnern sich noch an die Jungscharnachmittage und -abende im evangelischen Gemeindehaus. Auch für Toby Schmidt und Nele Weichert waren diese Treffen fester Teil ihrer Kindheit und Jugend in der Gemeinde. Es sind Erfahrungen, die die beiden auch anderen ermöglichen wollen. Deshalb engagieren sie sich heute selbst beim CVJM Hochdorf als Jungscharleiter.
Seit 2013 leitet Toby Schmidt Jungschargruppen in der Gemeinde. Für den 29-jährigen Data-Analysten ist es eine willkommene Abwechslung. „Ich sitze den ganzen Tag am Schreibtisch im Homeoffice. Hier bin ich unter Menschen und komme raus“, erklärt er. Bis zum Studium wohnte Schmidt in Hochdorf, nach dem Abschluss zog es ihn wieder zurück. Es sei schön, seinen Teil zur Gemeinschaft im Ort beizutragen, erklärt er.
Vorbereitung ist nötig
Auch für die 18-jährige Nele Weichert ist die Jungscharleitung seit knapp einem Jahr fester Bestandteil des Alltags. Wie alle Teilnehmer sei sie am Ende ihres letzten Jungscharjahres gefragt worden, ob sie als Leiterin einsteigen wolle, erklärt sie. Ihre eigene Erfahrung habe bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt. „Außerdem hat mir die Möglichkeit gefallen, etwas anbieten zu können, das losgelöst von reinen Sportangeboten oder dem Leistungsgedanken war“, erklärt Weichert.
In Hochdorf sind die Jungschargruppen nach Schulklassen – und in den jüngeren Jahrgängen auch nach Geschlecht – geteilt. Ab der zweiten Klasse werden immer zwei Stufen zusammengefasst. Im Optimalfall steige man als Leiter mit einer ersten Klasse ein und begleite diese dann zwölf Jahre lang bis zum Ende der Jungscharzeit, erklärt Schmidt, der zurzeit eine Gruppe von Sechst- und Siebtklässlern betreut. Das sei aber kein Muss, erklärt Weichert. Sie selbst sei mit einer vierten Klasse eingestiegen. „Durch meine Ausbildung habe ich viel mit Kleinkindern zu tun, da ist es in der Jungschar ein schöner Kontrast, eine andere Altersgruppe zu haben“, sagt die angehende Erzieherin.
Zur Jungschararbeit gehört auch einiges an Vorbereitung. „Für die Jüngeren muss man als leitende Person ein eigenes Programm auf die Beine stellen“, sagt Schmidt. Das Programm sei aber vor allem bei den älteren Gruppen flexibel, erklärt Weichert. „Natürlich steht der Spaß der Kinder an oberster Stelle“, sagt sie. Beliebt seien vor allem Bewegungsspiele. Der hauseigene Garten biete sich für Aktivitäten dieser Art besonders gut an, erklärt Weichert.
Eierfallschirme sind ein Klassiker
Auch wenn das Programm flexibel ist, gibt es eine Tradition, auf die vor allem die Kinder und Jugendlichen nicht verzichten möchten. „Einmal im Jahr muss man mit der Gruppe Eierfallschirme basteln“, erklärt Schmidt. Dabei werde die eigentliche Aufgabe, mithilfe eines selbst gebauten Fallschirms ein Ei möglichst sanft von der Feuerleiter gleiten zu lassen, meist ignoriert und es entstünden die wildesten Kreationen, fügt er mit einem Lachen hinzu.
Ein großes Highlight für die Jungschargruppen ist das alljährlich stattfindende Sommerzeltlager. „Eine Woche in der Natur ohne Handy oder andere Elektrogeräte ist sehr entspannend“, sagt Schmidt. „Viele Kinder, die hier im Ort oder in der Jungschar eher verschlossen sind, gehen dort voll auf“, erklärt Weichert. Vor allem wenn die Kinder vom Thema des Zeltlagers gefesselt seien, sei das für alle schön zu sehen. Und auch für die Jugendleiter ist noch das ein oder andere Abenteuer dabei. „Dadurch, dass man nicht an der Planung jedes Tags beteiligt ist, kann man auch mal selbst bei den Spielen teilnehmen“, sagt Schmidt.
Offen für alle Konfessionen
Die Größen der Jungschargruppen sind über die Jahre relativ stabil. Für Schmidt und Weichert hängt dies auch mit dem CVJM Hochdorf zusammen. „Es ist ein offener Verein, offen für alle Konfessionen und alle Personen, die Anschluss suchen“, erklärt Schmidt. Obwohl man Teil der evangelischen Kirche ist, sei bei den Jungschartreffen die Bibel nicht unbedingt der Schwerpunkt. „Wir vermitteln zwar die Werte, aber zu Teilen auch eigene“, sagt Schmidt.
Für viele sei der CVJM ein Freundeskreis, erklärt Weichert. „Ich glaube, es ist wichtig, dass es so ein Angebot gibt“, sagt sie. Gerade auf dem Dorf würden sich die Wege nach der Schulzeit meist trennen. Doch zu den Jungendleitertreffen montagabends würden oft auch Ehemalige vorbeikommen, erklärt Weichert.
Für Schmidt und Weichert ist die Jungschar etwas, das verbindet – auch bis weit übers Jugendalter hinaus. Manchmal sei man nach einem Jungschartag auch erschöpft, aber stets glücklich, sagt Weichert. „Es ist ein Stück weit erfüllend, zu wissen, man hat etwas für die Kinder, für den Ort und für sich selbst getan“, fügt Schmidt hinzu.
60 Ehrenamtliche helfen mit
Organisation
Der CVJM Hochdorf ist in die evangelische Kirchengemeinde eingegliedert. Etwa 60 ehrenamtliche Mitarbeiter organisieren die Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche im Ort, wobei die Jungschargruppen den Kern der Jugendarbeit bilden.
Ausbildung
Um Jungscharleiter zu werden, bedarf es zuvor einer entsprechenden Ausbildung. Das evangelische Jugendwerk Bezirk Esslingen (eje) bietet mehrere Kurse an, die an die Arbeit des Jugendleiters heranführen sollen und für den Erwerb einer sogenannten Juleica, einer Jugendleitercard für ehrenamtliche Mitarbeiter, benötigt werden.
Zeltlager
Beim in der ersten Sommerferienwoche stattfindenden Sommerzeltlager des CVJM Hochdorf nehmen jedes Jahr circa 80 bis 100 Kinder im Alter von sieben bis 13 teil. Für die Jugendlichen ab 14 gibt es in den Pfingstferien ein eigenes Zeltlager in kleineren Gruppen.