Ohne die vielen Engagierten, die ihre Kraft und Freizeit investieren, wäre Jugendarbeit im Kreis Esslingen nicht möglich. Wer sind diese Menschen, die zu diesem ehrenamtlichen Einsatz bereit sind? Was motiviert sie? Wir stellen einige aus den unterschiedlichsten Bereichen vor.
Kreis Esslingen - Manche Leidenschaft hat einen praktischen Ursprung. Als Mitglied im Chor erhielt Matthias Wallisch im Schulunterricht eine bessere Musiknote. Doch die Freude am Singen hielt über die Schulzeit hinaus an. Heute singt er im Verein und hilft Kindern und Jugendlichen ihre Stimmen zu gebrauchen. Selbstbewusst sollen sie sich trauen, ihrer Stimme „Gehör“ zu verschaffen, sagt Wallisch, der sich in der Chorjugend Chorverbandes Karl Pfaff Esslingen engagiert. Diese Doppeldeutigkeit wählt er bewusst, denn „jede Stimme ist wichtig – nur so entsteht das große Ganze“. Matthias Wallisch, 1979 geboren, gibt heute sein Wissen im Verein und auch auf Verbandsebene weiter.
Präsentieren sich Kinder und Jugendliche in der Öffentlichkeit mit ihrem Gesang, dann stärke dies ihr Selbstbewusstsein und sie fühlen sich wahr- und ernstgenommen, sagt er. Um sich für ihre Interessen einzusetzen, müssen Jugendliche auch etwas ausprobieren, so etwa das Singen. „Singen ist für mich eine Vorstufe zur demokratischen Beteiligung“, sagt Matthias Wallisch. Singen setze viel Üben in Gemeinschaft voraus: „Für Jugendliche ist es ein besonderes Erlebnis, wenn ein Chor durch seine Leistung und Vielstimmigkeit zum Emotionsvulkan wird und das Publikum dadurch mitgerissen wird“, ist er überzeugt.
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Verantwortung übernehmen
Heute ist Matthias Wallisch Lehrer und wünscht sich, dass Jugendliche lernen, ihre Stimme zu erheben. Darin steckt Gemeinsamkeit, die verbindet und aus der die Gemeinschaft einen Nutzen ziehen kann. In Liedern sieht er Freundschaften, Streitigkeiten, Emotionen und Geschichten thematisiert. Den Mund aufmachen – das sei eben auch Lernen fürs Leben. Mit anderen gemeinsam etwas auf die Beine stellen, das ist auch für Vroni Hildebrand das Wunderbare in ihrem Jugendverband. Seit ihrer Kindheit ist sie aktiv in der Katholischen Jugend. Als junge Erwachsene sagt sie heute: „Ich habe Erfahrungen gemacht, von denen ich noch immer profitiere.“ Sie ist ehrenamtlich aktiv, setzt sich für andere ein, sei es in Freizeiten, Aktionen oder Veranstaltungen. „Verantwortung übernehmen, gemeinsam über richtige Wege streiten und dann entscheiden“, das habe sie geprägt fürs Leben. Denn in der Jugendarbeit erlebe man mitunter auch kritische Situationen. Etwa wenn Kinder und Jugendliche nach einer Freizeit nicht mehr nach Hause zu ihren Eltern wollen. Solche Momente und Erfahrungen beschäftigen sie dann manchmal über Jahre. Aber an solchen Herausforderungen sei sie auch gewachsen, sagt Vroni Hildebrand. Grenzen ausloten und Erfahrungen fürs Leben machen, das empfindet die junge Frau, Jahrgang 1996, für sich als wichtig. „Ich durfte im Jugendverband sein, wie ich will, und konnte andere mit ihren Ecken und Kanten akzeptieren“. Das habe ihren Blick für Toleranz geschärft.
Gemeinsam Lösungen suchen
Gemeinsame Wege gehen, gemeinsame Lösungen suchen, mit anderen Erlebnisse teilen – davon ist ihre Zeit im „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ geprägt. Jugendliche wachsen in der Verbandsarbeit langsam an der übertragenen Verantwortung, werden entsprechend geschult, übernehmen dann oft Leitungspositionen und geben anderen weiter, was sie selbst gelernt haben – auf diese Weise ist auch Vroni Hildebrand eine Möglichmacherin geworden.
Engagement ins Bewusstsein rücken
Kampagne
Was in der Kinder- und Jugendarbeit geleistet wird – meistens ehrenamtlich – und vor allem durch wen, das werde zu wenig gesehen, so die Erfahrung des Kreisjugendrings Esslingen. So entstand die Idee, mit einer Kampagne auf die soziale Bedeutung von Jugendarbeit aufmerksam zu machen. 33 Kinder- und Jugendverbände und Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen finden sich unter dem Dach des KJR zusammen, der seine Geschäftsstelle in Wendlingen hat.
Motto
Die kreisweite Kampagne hat das Motto „Jugendarbeit ... da kommt was raus!“. Zur Arbeitsgemeinschaft „Sichtbar“, die die Idee umgesetzt hat, gehören Michael Medla, Ulrich Enderle, Nicole Schreiber, Jutta Mayer, Rüdiger Wollenberg, Jessica Walter , Lukas Jäckle und Veronika Hildebrand.
Aktionen
Ein erster Baustein der Kampagne sind sieben bunte Karten mit kurzen, prägnanten Botschaften, die an die Entscheidungsträger auf kommunaler und Landkreisebene verteilt werden. Weiterer Baustein sind die Porträts von sechs Aktiven aus den unterschiedlichsten Bereichen der Jugendarbeit – von der Sängerjugend bis zum Jugendrotkreuz. Entstanden sind sie aus Interviews, die der KJR mit ihnen geführt hat und jetzt in lockerer Folge hier abgedruckt werden.