Jugendliche aus Weinstadt dürfen entscheiden, wer im neuen Jugendgemeinderat für sie aktiv sein soll. Das scheidende Gremium zieht eine positive Bilanz. Denn es hat eine Menge erreicht.
Mit dem neuen Beachvolleyballfeld hinter der Schnaiter Halle hat sich der Jugendgemeinderat Weinstadt selbst ein Denkmal gesetzt. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit ist die Anlage eingeweiht worden. „Das war nicht nur unser größtes, sondern auch das langwierigste“, sagt der Vorsitzende des Jugendparlaments, Rajiv Heimann. Zu Beginn ihrer zweijährigen Legislaturperiode hatten sich die gewählten Jugendvertreter vorgenommen, Freizeitangebote für ihre Altersgenossen insbesondere in den kleineren Weinstädter Ortsteilen zu verbessern.
Daraufhin schwärmten sie aus, um mit einer Umfrage die Wünsche in Erfahrung zu bringen. „Recht unkonventionell“ seien sie dabei vorgegangen, erinnert sich der Stadtjugendreferent Kurt Meyer an die Herangehensweise der „sehr aktiven“ Jugendgemeinderäte: „Sie haben sich im Sommer 2021 einfach auf Radwege von Strümpfelbach, Schnait und Großheppach gestellt.“ Auch in Bussen passten sie Weinstädter Jugendliche auf ihren Heimwegen von den Schulen ab. Das gesamte 13-köpfige Gremium war unterwegs. Auf rund 150 Teilnehmer seien sie auf diese Weise an nur einem Nachmittag gekommen, berichtet Heimann.
Die Jugendräte kümmern sich selbst um Geldgeber
Selbst die Initiative ergriffen er und seine Ratskollegen auch bei der späteren Planung des Beachvolleyballfeldes. So schlugen sie dem Stadtparlament nicht nur dessen Bau vor, sondern legten ihnen zugleich einen ersten Planungsentwurf nebst Finanzierungskonzept vor. Mit Hilfe eines Sportstättenrechners aus dem Internet haben sie dies erstellt, erzählt Heimann. Die Entscheidung der erwachsenen Räte erleichtert hat sicherlich auch die Bereitschaft der jungen Kollegen, ihr gesamtes Budget von 2021 für das Beachvolleyballfeld einzusetzen und, dass sie bereits potenzielle Spender akquiriert hatten. Mehr als ein Viertel der Baukosten sei dadurch bereits gedeckt gewesen, sagt Rajiv Heimann.
Wenn auch das größte, so ist das Beachvolleyballfeld indes längst nicht das einzige Projekt, das der aktuelle Jugendgemeinderat realisieren konnte. Erfolgreich gelaufen seien etwa auch die jährlichen Baumpflanzungen im Bürgerpark Grüne Mitte im Rahmen der bundesweiten Aktion „Einheitsbuddeln“ am Tag der Deutschen Einheit, der Antrag im Gemeinderat an allen weiterführenden Schulen in Weinstadt Automaten mit kostenlosen Menstruationsartikeln zu installieren, die Aktionen zum Kleidertausch und Handysammeln für mehr Nachhaltigkeit sowie das gemeinsam mit dem Jugendgemeinderat Remshalden organisierte „Holi-Festival“ am Schulzentrum in Endersbach im Sommer 2021 mit knapp 400 Besuchern, nennt Heimann Beispiele.
Die Idee für Letzteres stammte vom vorangegangenen Jugendgremium. Wegen Corona konnte dieses seine Planungen indes nicht mehr umsetzen. So werden nun auch die jetzigen Jugendgemeinderäte an ihre Nachfolger das eine oder andere Projekt vererben, wie den Antrag auf kostenloses Wlan an verschiedenen Standorten wie etwa am Schulzentrum und den Mühlwiesen in Großheppach. Oder die dem Gemeinderat vorgelegten Verbesserungsvorschläge zum Ausbau und zur Verbesserung des Radwegenetzes in Weinstadt sowie das Trinkwasserkonzept mit öffentlichen Wasserstellen, über welches ebenfalls das Stadtparlament noch zu beraten und entscheiden hat.
Warum dauert es manchmal so lange?
Darüber hinaus hat sich der Jugendgemeinderat in seiner Amtszeit um politische Bildung seiner Altersgenossen gesorgt. Dazu veranstaltete das Gremium Planspiele, in denen Jugendliche in die Rolle des Gemeinderates schlüpfen konnten, um über Themen wie eine Neugestaltung des Bildungszentrums oder der Einrichtung eines Schülercafés zu debattieren und zu beschließen. Damit gaben die Jugendgemeinderäte eine wichtige Erfahrung weiter, die sie durch ihr Ehrenamt gemacht haben: Verständnis dafür zu entwickeln, weshalb politische Prozesse oftmals etwas länger dauern.
Welche Tipps würde er den künftigen Jugendgemeinderäten noch gern mit auf den Weg geben? „Viel zu kommunizieren, sowohl untereinander als auch mit anderen Stellen in der Stadt, und Mut haben, Projekte anzugehen und dabei selbst die Initiative zu ergreifen“, sagt Heimann.
Regularien der Wahl
Vorstellung
13 Jugendliche bewerben sich um einen Sitz im Jugendgemeinderat Weinstadt. Diesen Mittwoch, 15. März, stellen sie sich von 19 Uhr an im Stiftskeller, Stiftstraße 32 in Beutelsbach, öffentlich vor.
Abstimmung
Ab 20. März, 8 Uhr, können alle Jugendlichen aus Weinstadt online über ihre Vertreter im Jugendgremium abstimmen unter https://www.weinstadt.de/jgrwahl2023. Bei einer Wahlparty am Freitag, 30. März, wird ab 18 Uhr im Haus der Jugendarbeit, Stiftstraße 32, in Beutelsbach, das Ergebnis bekannt gegeben.