Dieses Setting erkennt wohl jeder sofort: Günter Jauch 2001 mit Kandidaten und Publikum im RTL-Studio von „Wer wird Millionär?“ Foto: imago/teutopress

Seit 25 Jahren heißt es bei RTL „Wer wird Millionär?“ Mit diesem Quiz hat Günther Jauch das deutsche Fernsehen mitgeprägt.

Genau 15 Quizfragen, ein verschmitzter Moderator und die Möglichkeit, mit ein paar richtigen Antworten schnell reich zu werden: Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ gehört zu den bekanntesten Fernsehsendungen überhaupt – jetzt wird der Dauerbrenner mit Kultcharakter, der am 3. September 1999 zum ersten Mal lief, 25 Jahre alt. Im Herbst will RTL das Jubiläum mit einer Spezialausgabe der Quizshow feiern, zunächst aber kehrt Jauch am 2. September mit neuen Folgen aus der Sommerpause zurück: In der „Drei-Millionen-Euro-Woche“ spielen die Kandidaten an vier Abenden nacheinander um die titelgebende Summe.

Mehr als 2800 Ratefüchse

Zunächst ein paar Zahlen: Mehr als 2800 Ratefüchse saßen in den 25 Jahren auf dem heißen Stuhl gegenüber von Günther Jauch und beantworteten rund 43 000 Fragen mal falsch, mal richtig. Erst im Dezember 2000 kassierte in dem Hochschulprofessor Eckhard Freise der erste Kandidat eine Million – damals noch in Mark. Insgesamt lösten bisher 16 Kandidaten die Millionenfrage, darunter Barbara Schöneberger, Oliver Pocher und Thomas Gottschalk in Promispecials der Sendung. Den letzten Hauptgewinner gab es vor viereinhalb Jahren: Im März 2020 wusste der Kölner Ronald Tenholte, dass eine Europalette aus elf Brettern besteht, und holte damit die Million.

„Wer wird Millionär“ ist der deutsche Ableger der britischen Quizshow „Who Wants to Be a Millionaire?“, die 1998 startete und von Sendern in mehr als 100 Ländern aufgegriffen wurde. In Deutschland war die Show von Anfang an ein Erfolg, den höchsten Marktanteil ihrer Geschichte erzielte sie mit einem Promispecial: Am 28. Mai 2001 sahen 14,22 Millionen Zuschauer Stars wie Thomas Gottschalk und Heidi Klum beim Grübeln zu. Von solchen Rekorden können die Macher heute zwar nur noch träumen, dennoch ist die Traditionssendung eine feste Bank im RTL-Programm. Der unverwüstliche Dauerbrenner schaffte es mit Begriffen wie „Telefonjoker“, „Publikumsjoker“ und „Fifty-fifty-Joker“ sogar in den Duden.

Annähernd 1600 Folgen des modernen TV-Klassikers flimmerten bislang über den Bildschirm, und das ritualhafte Prozedere – einer fragt, einer oder eine antwortet – ist stets unverändert geblieben. Zwischenzeitlich löste der Hype um die Sendung einen enormen Quizshow-Boom im deutschen Fernsehen aus, doch die wenigsten Klon-Formate überlebten. „Wer wird Millionär?“ aber ist geblieben. Günther Jauch war beim Start der Sendung gerade mal 43 Jahre alt, heute ist er 68 Jahre – in seinen seltenen Interviews betont der Moderator aber regelmäßig, dass ihm nach all der Zeit keineswegs die Lust auf „WWM“ ausgehe. Das immer gleiche Prinzip der Quizshow, dass man es mit 15 Fragen und einigen Jokern zur Million schaffen kann, hat in seinen Augen eine „fast schon geniale Einfachheit“.

Kulturkritiker graben bei der Suche nach dem Erfolgsprinzip von „WWM“ und anderen Quizshows gerne etwas tiefer und glauben, dass es derart viele nicht zu lösende Probleme in unserer Gesellschaft gibt, dass einfache Fragen und Antworten vom Publikum dankbar angenommen werden. Im Jahr 2002 nahm Theaterprovokateur Christoph Schlingensief das wohlfeile Frage-Antwort-Spiel auf die Schippe und stellte den Kandidaten in seiner Bühnenpersiflage „Quiz 3000“ unangenehme Fragen wie: „Wie viele Menschen sind in Abschiebehaft am Frankfurter Flughafen bisher ums Leben gekommen?“

Der Spaß am Mitraten

Der Erfolg von „WWM“ ruht auf mehreren Füßen. Dem lausbubenhaften Charme des Moderators, dem Spaß am Mitraten und der Spannung, die mit Cliffhangern und Werbepausen gezielt geschürt wird. Regelmäßig gibt es auch was zu lachen – so sind die Fragen in den Einstiegsrunden betont launig. Jauchs erste Kandidatin etwa war 1999 die Arzthelferin Tanja Ortmann aus Aachen, ihre erste Frage war, wie das Sprichwort „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem…?“ weitergeht – die Antwortmöglichkeiten waren A: Sofa, B: Klo, C: Grill oder D: Dach. Ortmann gab die richtige Antwort „Dach“, am Ende strich sie 8000 Mark ein.

Für Schlagzeilen hat die Show in den 25 Jahren schon oft gesorgt. Unvergessen ist Hape Kerkelings Auftritt als sein Alter Ego Horst Schlämmer, bei dem er mit dem Moderator Brüderschaft trank, und Waldemar Hartmanns bodenlose Blamage, als der Fußballexperte eine eher simple Fußball-Frage falsch beantwortete. 2002 sorgte der Verdacht für Wirbel, ein Kandidat habe sich von einem Komplizen im Publikum per Hustenzeichen die richtige Antwort vorhusten lassen. Der Vorwurf wurde später widerlegt.

Die 3-Millionen-Euro-Woche: RTL, Montag bis Donnerstag, jeweils von 20.15 Uhr bis 0 Uhr