Rainer Speisekorn und Martin Kuhn leiten die Geschicke des DRK Baltmannsweiler, in dem Jürgen Richter und Michael Hirschmann seit Jahrzehnten Mitglieder sind (von links). Foto: Markus Brändli

Vor 100 Jahren ist die erste Sanitätskolonne in Baltmannsweiler (Kreis Esslingen) gegründet worden. Am Wochenende feiert das DRK das Erreichte.

Die Anfänge des DRK-Ortsvereins Baltmannsweiler liegen im Dunkel der Geschichte und das hängt eng mit dem Terror des Nationalsozialismus zusammen. Denn der Vorläufer des DRK-Ortsvereins war eine ASB-Kolonne und da der in der Arbeiterbewegung verwurzelte Arbeiter Samariter Bund eng mit Gewerkschaften und SPD-Vereinen verbandelt war, gelangten seine Mitstreiter schnell ins Fadenkreuz der Nazis.

„Der ASB ist im Nationalsozialismus verboten worden“, erläuterte jüngst der DRK-Vorsitzende Martin Kuhn bei einem Treffen im nagelneuen Gebäude für DRK und Feuerwehr in der Eichendorffstraße die Situation mit Blick auf das Jahr 1933. Bekannt sei lediglich, dass die ASB-Kolonne im September oder Oktober 1925 in Baltmannsweiler gegründet worden war.

Unliebsame Akten sind im Backhaus verbrannt worden

Aber weder aus den 1930er Jahren noch aus der Zeit davor gebe es Unterlagen. Und wie ein Heimatbuch von 1936 berichte, seien damals viele Unterlagen im örtlichen Backhaus verbrannt worden. „Möglicherweise auch unsere“, vermutet Kuhn, der sich erinnert, dass ein Aufruf im Gemeindeblatt zum 75-jährigen Bestehen des DRK-Ortsvereins genauso erfolglos geblieben sei wie die Recherche beim ASB Baden-Württemberg.

DRK-Urgestein Karl Weber war Sanitäter im Zweiten Weltkrieg

Bekannt ist immerhin, dass das DRK-Urgestein Karl Weber, der Sanitäter beim Militär gewesen war, das Sanitätswesen in Baltmannsweiler während des Zweiten Weltkriegs aufrecht erhielt. Und eine eigene DRK-Gruppe in Baltmannsweiler wurde laut Chronik dann Mitte der 1950er Jahre aufgebaut, die 1958 immerhin bereits 18 Aktive zählte.

In den neuen DRK-Räumen im gemeinsam mit der Feuerwehr betriebenen Gebäude zeigen Jürgen Richter und Michael Hirschmann (von links) besondere Fahnen. Foto: Markus Brändli

Den dunklen Fleck aus den Anfängen ihrer Geschichte können die Sanitäter von heute nicht tilgen, aber sie wollen an das erinnern, was seither erreicht wurde, das wird deutlich bei dem Treffen, zu dem sich neben Martin Kuhn auch sein Stellvertreter Rainer Speisekorn sowie zwei der am längsten tätigen DRK-Mitglieder in Baltmannsweiler eingefunden haben.

Der erste Arzt eröffnete in den 1970er Jahren seine Praxis in Baltmannsweiler

Allen voran muss der 83-jährige Michael Hirschmann genannt werden, der sich als Mediziner seit Jahrzehnten für das DRK stark macht. Hirschmann wurde 1976 zum Kreisbereitschaftsarzt gewählt, ein Jahr später eröffnete er seine Allgemeinpraxis in Hohengehren und fungierte beim DRK-Baltmannsweiler als Ortsbereitschaftsarzt. Damals waren noch Metallspritzen üblich, die sterilisiert werden mussten, erinnert er sich.

Weil es noch kein Jugendrotkreuz gab, fuhr man nach Esslingen

Es gehörte zu Hirschmanns Aufgaben, die medizinische Ausbildung der Sanitäter zu überwachen und ihre Tauglichkeit bei einer Eignungsuntersuchung zu prüfen. Zu den Altvorderen zählt auch Jürgen Richter, der seit 1971 DRK-Mitglied ist. Als Jugendlicher fuhr er regelmäßig zu den Bereitschaftsabenden des DRK in Esslingen, weil es in Baltmannsweiler damals noch kein Jugendrotkreuz gab, berichtet der 69-Jährige, während er in seinem gut gefüllten Dienstbuch blättert. Seine Freude am Helfen machte er zum Beruf und arbeitete 43 Jahre lang als hauptberuflicher Rettungsassistent.

Die Gemeinschaft war den DRKlern immer schon ein wichtiges Anliegen, das haben sie beim ehrenamtlichen Ausbau der neuen Räume in der Eichendorffstraße bewiesen und davon zeugen auch die prächtigen Fahnen und Standarten, die dort genauso aufbewahrt werden wie alte Spritzen und andere Utensilien.

Sein Jubiläum feiert das DRK mit Tagen der offenen Tür am Samstag, 20. September, ab 17.30 Uhr und Sonntag, 21. September, von 11 bis 17 Uhr. Am Samstag gibt es von 20 Uhr an Livemusik mit der Sängerin Sarah-ANN, und am Sonntag wartet auf die Gäste eine Blaulichtstraße mit Akteuren von Katastrophenschutz und weiteren Hilfsorganisationen. Martin Kuhn, Bürgermeister Simon Schmid und Vertreter vom Kreisverband werden ab 11 Uhr zum Jubiläum das Wort ergreifen.