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Wer wird in Filderstadt Nachfolger von Bürgermeister Andreas Koch? Um das Amt bewerben sich zwei Kandidaten: der Verwaltungsfachmann Jens Theobaldt und der Agrarwissenschaftler Rainer Moritz.

FilderstadtWer folgt Andreas Koch (CDU) nach und übernimmt in der Filderstädter Verwaltung als Bürgermeister das Dezernat für Soziales, Schulen und Kultur? Eine spannende Frage, die am Montag, 27. Januar, in der Sitzung des Gemeinderats beantwortet wird. Spannend deshalb, weil sich zwei Bewerber um die Stelle streiten, die ganz unterschiedliche Qualifikationen mitbringen: Jens Theobaldt, ein Eigengewächs der Verwaltung, der im Augenblick das Amt für Familien, Schulen und Vereine leitet, und der Agrarwissenschaftler und Grünen-Politiker Rainer Moritz. Der Ausgang der Wahl ist völlig offen, da aus verschiedenen Fraktionen des Gemeinderats zu hören ist, dass für sie nicht der Stimmenproporz entscheidend ist, wie bei solchen Wahlen üblich, sondern allein die Person des Bewerbers und dessen Eignung.

Wiederwahl wäre fraglich gewesen

Als vor eineinhalb Jahren wegen des Weggangs von Reinhard Molt die Stelle des Baubürgermeisters neu besetzt wurde, lag das Vorschlagsrecht aufseiten der Freien Wähler, die mit neun Mandatsträgern die größte Fraktion im 32-köpfigen Filderstädter Gemeinderat stellen. Gewählt wurde damals Susanne Schreiber (parteilos). Die CDU hat mit Christoph Traub seit 2015 den Oberbürgermeister und mit Andreas Koch seit 19 Jahren auch den Sozialbürgermeister in ihren Reihen. Damit wären nun eigentlich die Grünen, die acht Sitze im Gremium haben und damit die zweitstärkste Fraktion bilden, am Zug. Aber an diese ungeschriebene Regel fühlt sich, außer den Grünen selbst, dem Vernehmen nach niemand wirklich gebunden. Jeder sei bei der Wahl zunächst einmal seinem Gewissen verpflichtet, macht SPD-Fraktionschef Walter Bauer deutlich.

Als Erster Bürgermeister Andreas Koch im Oktober angekündigte, dass er nicht noch einmal kandidieren werde, war das für viele erst einmal überraschend. Denn wenn einer sich bereits mit 54 Jahren aus dem Berufsleben zurückzieht, ist das sehr ungewöhnlich. „Ich werde jetzt ein bisschen durchatmen und kürzer treten“, hatte Koch, der mit seiner Frau in Bernhausen lebt, im Herbst erklärt.

Das klingt heute nicht anders: Er habe „keinen Plan B“, sagt der CDU-Politiker im EZ-Gespräch. „Erst einmal ist Ruhe angesagt.“ Langweilig werde ihm sicher nicht, er werde sich auf seine vielen Ehrenämter konzentrieren. Dazu zählt beispielsweise seine Arbeit als Regionalrat, als Geschäftsführer der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus und als Stiftungsrat der Bürgerstiftung Filderstadt.

So ganz aus dem Nichts kommt Kochs Rückzug nicht. Denn sein Ruf ist nicht der beste. Er agiere mit zu wenig Esprit und sei oftmals zu zurückhaltend, wird ihm von verschiedenen Seiten vorgehalten. Ob er bei einer erneuten Kandidatur wiedergewählt worden wäre, erscheint fraglich. Diese Vorbehalte ihm gegenüber werden ihm nicht verborgen geblieben sein, vermutlich hat er sich die Schmach einer möglichen Abwahl ersparen wollen.

Amtsleiter gegen Unternehmer

Jens Theobaldt ist eine Option für seine Nachfolge. Der 46-Jährige war lange als persönlicher Referent von OB Peter Bümlein und dessen Nachfolgerin Gabriele Dönig-Poppensieker tätig, bevor er 2014 als Amtsleiter in das Dezernat von Andreas Koch wechselte. Theobaldt kennt die Verwaltung in- und auswendig. Er gilt nicht nur als fachlich versiert, sondern auch als fleißig. Eine komplett andere berufliche Vorgeschichte bringt Theobaldts Gegenkandidat Rainer Moritz mit. Der 54-Jährige ist studierter Agrarwissenschaftler und betreibt in Bonlanden mit sechs Angestellten die Sprossengärtnerei Keimland. Moritz habe politisches Blut in den Adern, sagt ein Kenner der Filderstädter Kommunalpolitik. Bis zur vergangenen Wahlperiode führte er die Grünen-Fraktion im Gemeinderat. Im Kreistag ist er aktuell stellvertretender Fraktionssprecher. Dass er nach einem hauptamtlichen Job in der Kommunalpolitik Ausschau hält, hatte Moritz vor ein paar Jahren schon mit seiner, damals allerdings gescheiterten Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Lenningen signalisiert.

Die Wahl des Kulturbürgermeisters findet am Montag, 27. Januar, in der öffentlichen Sitzung des Filderstädter Gemeinderats statt. Sie beginnt um 18 Uhr im Sitzungssaal des Bürgerzentrums in Bernhausen.