Mit Benzin, Strom und Allradantrieb: Der Jeep Renegade 4xe (grau) und der Jeep Compass 4xe, jeweils in der Trailhawk-Version. Foto: FCA Germany

Jeep will bis 2022 seine gesamte Modellpalette unter Strom setzen – den Anfang machen der Renegade und der Compass, die nun auch als Plug-in-Hybrid-Modelle verfügbar sind.

Esslingen - Jeep-Fahrer, so sagt man, grüßen sich bei der Vorbeifahrt. Das liegt wohl daran, dass sie Benzin im Blut haben, sprich: autonärrisch sind. Ob sich der Gruß-Gedanke auch nach dem – ziemlich späten – Elektro-Einstieg von Jeep hält, wird sich zeigen. Denn der Offroad-Spezialist will bis 2022 seine gesamte Modellpalette unter Strom setzen, sprich: in jeder Baureihe mindestens eine elektrifizierte Version anbieten. Den Anfang machen jetzt der kompakte Jeep Renegade (4,24 Meter) und der etwas größere Jeep Compass (4,40 Meter), die nun auch als Plug-in-Hybrid-Modelle verfügbar sind.

Für den amerikanischen Autobauer, der bekanntlich zum Fiat-Chrysler-Konzern gehört, bricht damit eine neue Zeitrechnung an. Die nun elektrifizierten Renegade und Compass sind ab 37 237 Euro beziehungsweise ab 41 136 Euro erhältlich, jeweils minus Umweltprämien – und jeweils inklusive Allradantrieb. Wo andere Offroad-Fähigkeiten nur optisch vortäuschen, im Renegade 4xe und Compass 4xe ist Allrad tatsächlich drin – und zwar ein höchst anspruchsvoller. Die Verbrenner-Varianten haben hingegen ab sofort nur noch Frontantrieb, also die beiden Renegade-Benziner mit 120 und 150 PS (ab 20 373 Euro) sowie die Compass-Benziner mit 130 und 150 PS (ab 35 637 Euro), allesamt neue Motoren.

Beide Plug-in-Hybrids fahren mit einem 1,3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit wahlweise 96 kW/130 PS oder 133 kW/180 PS vorne sowie einem E-Motor mit 44 kW/60 PS an der Hinterachse und einem Akku im Mitteltunnel. Das bringt natürlich auch mehr Gewicht mit sich: Mit 1845 Kilogramm wiegt beispielsweise der Renegade 4xe satte 450 Kilogramm mehr, als die reine Benziner-Version. Auch das Ladevolumen wird durch den Einbau von E-Motor und Akku etwas reduziert, circa um fünf Prozent gegenüber dem Verbrenner: Beim Renegade sind es nun 330 bis 1277 Liter, beim Compass 420 bis 1230 Liter.

Die Batterie kann laut Jeep bei beiden Modellen nicht nur an üblichen Ladestationen in circa 100 Minuten (bei 7,4 kW), sondern auch an einer Haushaltssteckdose binnen fünf Stunden geladen werden (bei mindestens 10 Ampere Absicherung). Wie bei den meisten Elektroautos und PHEVs lässt sich der Ladevorgang sowohl über das Infotainment-System im Fahrzeug als auch über das eigene Smartphone steuern. Die Batterie hat eine Kapazität von 11,4 kWh und erlaubt bis zu 50 Kilometer rein elektrisches Fahren, wobei die Höchstgeschwindigkeit dann bei maximal 130 km/h liegt. Arbeiten beide Motoren zusammen, liegt die Systemleistung bei 140 kW/190 PS (Renegade) beziehungsweise 177 kW/240 PS (Compass).

Mit einer Schalterleiste vor dem Automatik-Wählhebel lassen sich die drei Betriebsmodi Hybrid, Electric und E-Save aktivieren. Alle Fahrmodi integrieren Rekuperation für das Nachladen der Hochvoltbatterie, also die Nutzung passiver Fahrphasen wie Schubbetrieb oder Bremsen. Erreicht die Batterie den Mindestladezustand, wird unabhängig vom gewählten Modus automatisch im Hybridmodus gefahren.

Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt im besten Fall in 7,1 Sekunden und die schnellste Variante erreicht 200 km/h. Dabei geben die Amerikaner den Verbrauch mit Werten zwischen 1,9 und 2,1 Litern (44 bis 48 g/km CO2. Ein starker Riemengenerator am Benziner liefert auch dann genügend Strom für den E-Motor, wenn der Akku leergefahren sein sollte.

Das Angebot an modernen Sicherheitssysteme an Bord umfasst je nach Ausstattungsversion unter anderem sechs serienmäßige Airbags, ESC mit elektronischer Überschlagsvermeidung, Rückfahrkamera, Kollisionswarnung), Spurhalteassistent, Adaptive Cruise Control (ACC), Totwinkel-Assistent mit hinterer Querbewegungserkennung sowie Verkehrszeichenerkennung. Einzigartig für ein kleines SUV sind die beiden Dachsysteme des Renegade, die ein Open-Air-Gefühl vermitteln: das große, zweiteilige, elektrisch betriebene Glas-Schiebe-Hubdach und das Dachsystem My Sky, das aus einem vorderen und einem hinteren Panel in leichter Fiberglas-Struktur besteht, die sich beide herausnehmen und im Gepäckraum verstauen lassen.

Der Jeep Renegade ist übrigens das erste Fahrzeug von Fiat Chrysler Automobiles (FCA), das gemeinschaftlich von italienischen und US-amerikanischen Ingenieuren und Designern entwickelt wurde, und der erste Jeep, der im süditalienischen Werk Sata in Melfi gebaut wird – und zwar ausschließlich dort, also auch für den Verkauf in den Heimatmarkt USA. Damit ist der Renegade der erste und bislang einzige Jeep, der aus einem europäischen Werk in die USA verkauft wird. Seit Februar 2020 läuft dort auch der Jeep Compass vom Band, dieser allerdings nur für die Märkte in Europa.