Hanno Gräßer (links) und Wolfgang Epple Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Die Karriere des international renommierten Jazzmusikers Eberhard Weber hat einst in Esslingen begonnen. Zu ehren seines 80. Geburtstags plant der Verein Deutsches Jazzmuseum eine Ausstellung im Esslinger Stadtmuseum.

EsslingenWenn eine herausragende Persönlichkeit der internationalen Musikszene einen runden Geburtstag feiert, erweisen ihr viele die Ehre. Weggefährten erinnern sich an gemeinsame Momente auf der Bühne, Kritiker würdigen die kulturellen Verdienste, Fans holen ihre Lieblingsplatten aus dem Regal und schwelgen in Erinnerungen. So ist das auch, wenn der Jazzer Eberhard Weber auf acht Jahrzehnte seines Lebens zurückblickt. Eine besondere Würdigung planen das Esslinger Stadtmuseum und der Verein Deutsches Jazzmuseum zu Ehren des Weltklasse-Jazzers. Im Oktober wird im Stadtmuseum eine Ausstellung unter dem Titel „Eberhard Weber. Colours of Jazz“ eröffnet, die das künstlerische Schaffen jenes Musikers würdigt, der mit seiner unverwechselbaren Art, den Bass zu spielen, den modernen Jazz revolutionieren half.

Hanno Gräßer, der Vorsitzende des Vereins Deutsches Jazzmuseum, und sein „Vize“ Wolfgang Epple arbeiten seit Monaten mit Christian Rilling und dem Team des Stadtmuseums am Konzept jener Ausstellung, die Eberhard Webers Leben Revue passieren lassen und in einen größeren Kontext einordnen soll. „Jeder Raum wird einer seiner Lebensstationen gewidmet sein und parallel dazu die Entwicklung des deutschen Jazz in dieser Zeit dokumentieren“, verrät Epple und denkt dabei an Webers Anfänge in Esslingen, seine Zeit mit Volker Kriegel und der Frankfurter Szene, die Arbeit mit dem United Jazz und Rock Ensemble oder der Jan Garbarek Group, seine Erfolge als Solokünstler und natürlich die vielfältige Würdigung, die er ein ums andere Mal erfährt. Dass dabei Webers Heimatstadt eine wichtige Rolle spielen wird, liegt auf der Hand: Esslingen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Kristallisationspunkt des deutschen Jazz, internationale Stars waren (und sind bis heute) im Jazzkeller in der Webergasse zu Gast, und mit dem Verein Live-Musik, dem Kulturzentrum Dieselstraße und dem alljährlichen Jazzfestival gibt es viele, die diese Tradition heute hegen und pflegen.

Hanno Gräßer und Wolfgang Epple haben zahlreiche Erinnerungsstücke, Partituren, Plattencover, Zeitungsschnipsel, Fotografien und Zeichnungen von Volker Kriegel zusammengetragen, die Eberhard Webers Arbeit illustrieren. Vieles von dem, was da vom 23. Oktober bis 7. März zu sehen sein wird, könnte später die Dauerausstellung eines Deutschen Jazzmuseums zieren, das Epple und Gräßer gern in Esslingen sehen würden. Allen voran einige der legendären Instrumente, auf denen Weber im Laufe seiner langen Karriere gespielt hat. Da darf jener alte Bass nicht fehlen, mit dem Eberhard Weber als Schüler am Georgii-Gymnasium seine Liebe zu diesem Instrument entdeckt hatte. Und natürlich ist auch jener einzigartige Elektrobass zu sehen, den Weber mit konstruiert hatte und dem er Töne zu entlocken vermochte, wie man sie bis dahin nie gehört hatte. Dieses Instrument hat Eberhard Weber dem Verein Deutsches Jazzmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt – wenn der Traum von einer Erinnerungsstätte für die Geschichte des deutschen Jazz irgendwann wahr wird, soll dieses Instrument dort einen Ehrenplatz finden.

Manche der Exponate, die in der Ausstellung zu sehen sein werden, stammen aus Privatbesitz, andere steuern das Jazz-Institut in Darmstadt, der SWR oder das Stadtmuseum bei. Ein Jazz-Kino im Turmzimmer des Gelben Hauses soll die Begegnung mit Eberhard Weber auch zum visuellen Erlebnis machen, und wenn alles klappt, wird es auch einen interaktiven Raum geben, in dem die Ausstellungsbesucher vor einer Videoleinwand mit E-Schlagzeug, E-Bass oder Keyboard mit den Top-Stars der Szene virtuell jammen können. Und an Hörstationen und Bildschirmen soll Webers Werk auch in den einzelnen Ausstellungsräumen wirken. „Wir haben so viele Ideen und Exponate, dass wir noch gar nicht wissen, ob wir am Ende alles präsentieren können“, schmunzeln Wolfgang Epple und Hanno Gräßer.