Der Mythos, der sich um das 24-Stunden-Rennen von Le Mans rankt, hat bereits in den 70er-Jahren das Kinopublikum elektrisiert. Nun lässt erneut ein Regisseur die Reifen rauchen.
EsslingenDonnernde Kisten, quietschende Reifen, spektakuläre Überholmanöver und katastrophale Unfälle – das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist eines der berühmtesten Langstreckenrennen der Welt. Und lange galt es auch als eins der gefährlichsten. Auf der Kinoleinwand lieferten sich 1971 Hollywood-Star Steve McQueen und der deutsche Schauspieler Siegfried Rauch ein halsbrecherisches Rennen in dem dokumentarisch anmutenden, fiktiven Drama „Le Mans“. Nun kommt mit „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ ein Rennsportfilm in die Kinos, der auf einer wahren Geschichte basiert: dem Prestige-Duell zwischen dem US-Konzern Ford und dem italienischen Sportwagen-Hersteller Ferrari.
Matt Damon spielt den Ex-Rennfahrer Carroll Shelby, der 1959 in Le Mans triumphierte und seine Karriere wenig später aus gesundheitlichen Gründen beenden musste. Doch Shelby ist ein Getriebener. Er erfindet sich neu, wird Autodesigner und -verkäufer und mischt im Motorsport weiter mit. Einer seiner Mechaniker, der geniale Ken Miles (Christian Bale) ist ebenfalls ein brillanter Rennfahrer, dessen Temperament einer großen Motorsport-Karriere im Wege zu stehen scheint. Für Shelby und Miles bietet sich die große Chance, als Ford beschließt, beim Rennen von Le Mans gegen den Seriensieger Ferrari anzutreten, um sein Image mit dem aufregenden Gefühl des Rennsports und – noch wichtiger – des Sieges aufzubessern. Dafür rekrutiert Ford Shelbys Team. Zuvor hatte der US-Autobauer vergeblich versucht, den renommierten, finanziell angeschlagenen Ferrari-Konzern zu übernehmen. Aus dem gescheiterten Coup erwächst eine persönliche Fehde zwischen den stolzen Bossen Henry Ford jr. und Enzo Ferrari. „Ford v Ferrari“ lautet daher auch der US-Titel dieses Films.
Shelby und Miles bleiben nur wenige Monate bis zum Rennen, um den Ford GT40 – heute ein Kultauto – wettbewerbsfähig zu machen. Die ungleichen Freunde müssen sich nicht nur mit zeitlichen und technischen Problemen herumschlagen, sondern auch mit „den Anzügen“ – den ungeliebten Bürokraten von Ford, die (ungewollt) oder absichtlich mit ihrer eigenen Agenda die Arbeit des Rennteams immer wieder behindern.
Josh Lukas spielt Fords Rennsport-Direktor Leo Beebe als fiesen Schnösel ohne Gefühl für den Sport. Köstlich ist Tracy Letts als Henry Ford jr. Etwas zu kurz kommt Jon Bernthal als sympathischer, kerniger Ford-Vize Lee Iacocca, der überhaupt erst die Idee dazu hatte, ins Renngeschäft einzusteigen. Obwohl sie auf realen Personen basieren, sind manche Nebenfiguren in „Le Mans 66“ etwas zu klischeehaft geraten. Dass die italienischen Ferrari-Piloten meist grimmig gucken und wie Bösewichte wirken, ist albern. Ob Beebe wirklich so durchweg unangenehm war, wie Lucas ihn darstellt? Schließlich wird die Geschichte aus der Sicht von Shelby und Miles erzählt, die Beebe nicht mochten. Shelbys damaliger Teamchef Charlie Agapiou und Miles’ Sohn Peter – beide kommen auch im Film vor – wirkten an „Le Mans 66“ als Berater mit.
„Logan“-Regisseur James Mangold hat einen sehr amerikanischen Film alter Schule gemacht, ein unterhaltsames und weitgehend unbeschwertes Drama mit nostalgischem Flair. „Le Mans – Gegen jede Chance“ hat nicht den Tiefgang früherer Werke Mangolds wie „Cop Land“ oder das Oscar-prämierte „Walk the Line“, punktet aber mit tollen Bildern im 60er-Jahre-Look, mitreißenden Rennszenen und seinen Hauptdarstellern, die hervorragend miteinander harmonieren. Die bewegende Geschichte der Männerfreundschaft zwischen Shelby und Miles ist zeitlos. Und man muss kein Motorsport-Fan sein, um beim spektakulären Finale auf der Rennstrecke von Le Mans mitzufiebern.
Matt Damon und Christian Bale sind die Hauptdarsteller in dem nostalgischen Rennsportdrama „Le Mans 66 - Gegen jede Chance“. Der sympathische Film von James Mangold basiert auf einer wahren Geschichte, die sich Hollywood kaum besser hätte ausdenken können.