Die Inflationsrate liegt bei über fünf Prozent. Haupttreiber sind die Preise für Sprit, Heizöl und Gas. Foto: dpa/Robert Schlesinger

Zum zweiten Mal geht ein von der Pandemie geprägtes Jahr zu Ende, mit dem viele Unternehmen zu kämpfen hatten. Turbulent ging es im Wirtschaftsleben aber auch abseits des Virusgeschehens zu.

Stuttgart -

A wie Arbeitsschutz

Vor Corona war es eine Orchideendisziplin, etwas für Spezialisten im Betrieb – seit fast zwei Jahren geht er jeden Beschäftigten ganz direkt an: der Arbeitsschutz. Für die Politik ist er ein zentrales Instrument, um wenigstens die Unternehmen, so gut es geht, vor dem Virus zu schützen. Mehrfach schon wurde die Corona-Arbeitsschutzverordnung erneuert; die aktuellen Regeln gelten bis zum 19. März 2022. Bisher funktionieren sie ordentlich, die Infektionsgefahr am Arbeitsplatz ist relativ gering. Das liegt daran, dass Arbeitgeber und Belegschaftsvertreter meist an einem Strang ziehen, wenn es um den Arbeitsschutz geht.

B wie Biontech

Das Unternehmen aus Mainz hat sich als Weltmarktführer für den Corona-Impfstoff etabliert – so fest, dass man in der deutschen Booster-Kampagne manchmal Mühe hatte, die Deutschen von der Qualität anderer Impfstoffe zu überzeugen. 2022 bringt eine große Herausforderung: Wird Biontech es schaffen, sein Vakzin rasch für die Omikron-Variante anzupassen?

C wie Coronabonus

Der Coronabonus hat sich als echter Hit erwiesen: Den Beschäftigten zahlloser Branchen wurde schon auf diversen Wegen eine Sonderzahlung gewährt. Möglich ist dies noch für drei Monate. Allerdings dürfen im Zeitraum vom 1. März 2020 bis 31. März 2022 insgesamt nicht mehr als 1500 Euro gezahlt werden – darüber hinaus wäre der Bonus nicht mehr steuer- und sozialabgabenfrei.

D wie Daimler Truck

Nach 125 Jahren ist ein Kapitel Industriegeschichte geschlossen worden. Die Nutzfahrzeugsparte mit dem Stern machte sich Anfang Dezember unabhängig von der Pkw-Sparte und ging am 10. Dezember als eigenständiges Unternehmen an die Börse. Es wird damit gerechnet, dass die Nutzfahrzeugsparte im neuen Jahr in die Liste der 40 größten Aktiengesellschaften in Deutschland (Dax) aufgenommen wird. Die Motivation für die Abspaltung ist das Kalkül, dass die beiden Sparten an den Börsen getrennt höhere Kurswerte erzielen, weil Mischkonzerne in der Regel Bewertungsabschläge hinnehmen müssen.

E wie Ever Given

Der Container-Riese Ever Given blockierte Ende März sechs Tage den Suezkanal. Zwölf Prozent des Welthandels laufen durch die Wasserstraße, die wichtig ist für den Warenfluss zwischen Asien und Europa. 400 Frachtschiffe stauten sich in beiden Richtungen. Leere Regale waren die Folge.

F wie Facebook

Whistleblower-Affäre bei Facebook: Ex-Mitarbeiterin Frances Haugen sagte vor dem US-Kongress aus, der Konzern unternehme aus Profitgier nichts gegen schädliche Inhalte auf seinen Plattformen. Kurz darauf gab sich Facebook einen anderen Namen. Die Dachmarke Meta soll über allen Diensten stehen. Ein Ablenkungsmanöver?

G wie Green Deal

Im Juli stellte die EU-Kommission ihr Klimapaket vor: Verbrennungsmotoren sollen von 2035 an nicht mehr auf den Markt kommen, sofern sie nicht emissionsfrei fahren. Hierzulande fürchtet man daher Arbeitsplatzverluste. Die Kommission will mit dem Paket die im April verschärften Klimaziele erreichen: Bis 2030 sollen die Emissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 sinken.

H wie Hartung

Der Wechsel an der Spitze von Bosch erfolgt mitten im Strukturwandel der Autoindustrie – und dürfte dennoch problemlos über die Bühne gehen. Anfang Januar nimmt Stefan Hartung (55) auf dem Chefsessel des weltgrößten Zulieferers Platz. Er folgt Volkmar Denner, der sich auf das Zukunftsthema Quanten konzentrieren wird. Problemlos ist der Wechsel, der im Juni offiziell wurde, weil der gut gelaunte Hartung den Konzern bestens kennt und ein Faible für Technologien hat.

I wie Impfen

Corona-Schutzimpfungen haben die Republik im abgelaufenen Jahr beschäftigt wie kein anderes Thema. Dazu brauchte es die Mitwirkung der Unternehmen. Anders gesagt: Mit einer stärkeren Einbindung der Betriebsärzte, die mit einigen bürokratischen Hürden zu kämpfen hatten, wäre die Impfkampagne vermutlich zügiger vorangekommen.

J wie Johnson

Dem britischen Premier Boris Johnson gelang es, den Brexit mit dem Neujahrstag des Jahres 2021 endgültig zu vollziehen. Das Vereinigte Königreich schied damit geregelt aus der EU aus. Der von vielen befürchtete wilde Brexit wurde um Haaresbreite verhindert, weil sich Unterhändler von EU und britischer Regierung noch gerade rechtzeitig an Heiligabend 2020 auf ein Abkommen einigten. Unproblematisch ist die Scheidung dennoch nicht: Die EU-Grenze in Nordirland sowie die Fischerei im Atlantik sorgen für viel Streit.

K wie Kontogebühren

Der Bundesgerichtshof (BGH) entzog im April zahlreichen Gebühren-Erhöhungen durch Banken die Rechtsgrundlage. Mehrkosten, die durch Erhöhungen in den letzten drei Jahren aufgelaufen sind, wurden zum Teil erstattet. Wer die aktuellen Preise seiner Bank nicht akzeptieren will, dem bleibt aber weiterhin nur ein Kontowechsel.

L wie Lieferkette

Egal ob aus Südostasien, Osteuropa oder den USA – per Schiff, Lkw, Flugzeug oder Bahn landeten die Komponenten „just in time“ an den Bändern der Industrie. Lager gab es kaum. Nicht erst seit Corona ist Sand im Getriebe. Ob Halbleiter, Stahl oder Kunststoffe, vieles wird auch noch in den nächsten Monaten fehlen und die Produktion stillstehen lassen.

M wie Mietendeckel

Das Bundesverfassungsgericht hat im April den Berliner Mietendeckel für verfassungswidrig erklärt. Damit ist das Gesetz des Berliner Senats hinfällig, das in bestehende Mietverträge eingriff und verbindliche Obergrenzen für Mieten im Bestand einzog. Viele Mieter mussten nachzahlen.

N wie Nordstream 2

Eigentlich sollte schon lange Gas durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 fließen. Doch das Projekt ist Gegenstand so vieler widersprüchlicher geopolitischer und ökonomischer Interessen, dass es sich immer weiter verzögert. Berichten zufolge zieht Russland aktuell Truppen an der ukrainischen Grenze zusammen – die Nato droht im Gegenzug mit einem Aus für die Pipeline, um einen möglichen Krieg zu verhindern. Völlig aus der Welt ist das nicht, denn bisher erfüllt die Leitung nicht die EU-Vorgaben für eine Zertifizierung.

O wie Opel

Opel hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Im Oktober mobilisierte die IG Metall den Widerstand gegen die vom Mutterkonzern Stellantis geplante Ausgliederung der Werke Eisenach und Rüsselsheim aus der Opel GmbH. Die Gewerkschaft sprach von einem Kahlschlag, der indes mit politischer Unterstützung abgewendet werden konnte.

P wie Preisauftrieb

Die deutsche Inflationsrate liegt erstmals seit 1992 über fünf Prozent. Haupttreiber sind die Preise für Sprit, Heizöl und Gas. Im ersten Coronajahr war der Kraftstoffverbrauch eingebrochen, mit der Aufhebung der Reisebeschränkungen und der Erholung der Wirtschaft zogen die Preise dann kräftig an. Hinzu kam die Einführung der CO2-Abgabe. Die Nachfrage übertrifft auch bei anderen Gütern das Angebot. Zudem sind die Preise allein schon wegen der Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz gestiegen.

Q wie Qubit

Quantencomputer sind wahre Tausendsassas, weil sie für spezifische Berechnungen nur wenige Augenblicke brauchen, für die herkömmliche Rechner Hunderte Jahre benötigen würden. Der Grund: Ein Quantenrechner rechnet parallel – also nicht mit Bits, sondern Qubits (Quantenbits). 2021 hat im Südwesten die Zukunft begonnen. Der erste Quantencomputer in Europa wurde bei IBM in Ehningen (Landkreis Böblingen) eingeweiht.

R wie Rivian

Der US-Elektroautobauer Rivian hat beim Börsengang im November ein Kursfeuerwerk entfacht. Zeitweise war das erst 2009 gegründete Unternehmen mehr wert als VW. Diese hohe Bewertung wird von der Spekulation angeheizt, Rivian könnte einmal so erfolgreich werden wie Tesla. Die Begeisterung der Börsianer hat sich zuletzt aber abgekühlt, als das Unternehmen bekannt gab, die angepeilte Produktion von 1200 Pick-ups in diesem Jahr nicht ganz zu schaffen.

S wie Staatshilfen

Rund 130 Milliarden Euro an Coronahilfen wurden laut Bundeswirtschaftsministerium bis Mitte Dezember an Unternehmen ausgezahlt, davon rund 55 Milliarden Euro in Form von Krediten der KfW. Hinzu kommen Hilfen der Länder und das Kurzarbeitergeld, das die Bundesanstalt für Arbeit 2020 und 2021 mehr als 40 Milliarden Euro kostete.

T wie Teamviewer

Im Vorjahr war das Unternehmen aus Göppingen ein Gewinner angesichts des Trends zum Heimbüro, für das die eigene Software maßgeschneidert war. In diesem Jahr rettete sich Teamviewer gerade noch in die schwarzen Zahlen. Grund waren etwa deutlich zu große Ausgaben für das Sponsoring von Manchester United und des Mercedes-Rennstalls in der Formel 1.

U wie Untersuchungsausschuss

Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages versuchte vergeblich zu klären, welche Rolle Politik, die Finanzaufsicht Bafin und die Wirtschaftsprüfer von EY beim Wirecard-Skandal spielten. Der insolvente Finanzdienstleister hatte 2020 mutmaßliche Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Der Insolvenzverwalter bezweifelt, dass es das Geld jemals gab. Aktionäre fordern Schadenersatz.

V wie Vonovia

Im dritten Anlauf hat Vonovia es geschafft: Das Immobilienunternehmen sicherte sich einen Anteil von 87 Prozent des Konkurrenten Deutsche Wohnen. Die beiden Unternehmen verfügen damit zusammen über einen Bestand von 500 000 Wohnungen im Gesamtwert von 80 Milliarden Euro – überwiegend in Deutschland. Dies entspricht in etwa einem Anteil von zwei Prozent an allen Mietwohnungen im Bundesgebiet. Gegenwind bekommt der Konzern vor allem in Berlin, wo ihm allein 115 000 Wohnungen gehören. Der Senat wurde per Volksentscheid aufgefordert, ein Gesetz zur Enteignung von Immobilienriesen zu verabschieden.

W wie Weltraumtourismus

Dreierschlag im selben Jahr: Amazon-Gründer Jeff Bezos, der Multiunternehmer Richard Branson und Tesla-Initiator Elon Musk haben 2021 ihre ersten Touristen ins Weltall (oder besser an dessen Rand) befördert. In Erinnerung bleiben werden da die Emotionen eines William Shatner alias Captain Kirk aus „Star Trek“, der bei Bezos gratis mitflog: Der Anblick auf die Erde sei schöner gewesen, als er sich das je habe vorstellen können, sagte er.

X wie Xu

Xu Jiayin, Gründer des chinesischen Immobilien-Konzerns Evergrande, gehörte bis vor wenigen Jahren zu den reichsten Männern des Landes. Nun steht das Unternehmen am Abgrund. Evergrande hat Schulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden US-Dollar (266 Milliarden Euro) und ist mit diversen Zahlungen im Rückstand. Die Schieflage des Konzerns löste im Herbst Befürchtungen aus, eine Immobilienkrise in China könne das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik gefährden und damit auch andere Länder in Mitleidenschaft ziehen. Die Regierung in Peking hat aber erste Schritte unternommen, um eine Destabilisierung der Wirtschaft zu verhindern.

Y wie Yearn Finance

Allein mit den Namen von Kryptowährungen ließe sich diese Seite füllen – für fast jeden Buchstaben im Alphabet gibt es mehrere. Die meisten sind allerdings weitgehend unbekannt, so auch Yearn Finance. Die älteste und bekannteste Kryptowährung, Bitcoin, erfreut sich trotz enormer Kursschwankungen wachsender Beliebtheit. Selbst die Sparkassen prüfen nun, ob sie ihren Kunden eine elektronische Geldbörse für den Handel mit Kryptowährungen anbieten sollen. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt teilte unlängst mit, die Beschlagnahme verschiedener Kryptowährungen bei Straftätern habe nach deren Verkauf über eine Bank rund 100 Millionen Euro in die Staatskasse gespült.

Z wie Zellfertigung

Lange Zeit hat die Autoindustrie Batteriezellen als Massenware abgetan, die auf dem Weltmarkt jederzeit preiswert gekauft werden können. Die Unternehmen haben dazugelernt: Denn die Fertigung der Energiespeicher ist gar nicht so trivial. Zudem könnten mit Hochlauf der E-Auto-Fertigung diese Teile knapp werden. Nicht nur Daimler, auch Porsche ist in die Zellfertigung eingestiegen – was Brüssel und Berlin honorieren. Künftig werden sogar in der Region Zellen gefertigt.