Bleibt Karstadt in Esslingen? Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin

2022 war kein gutes Jahr für Esslingens einziges Kaufhaus. Erst kündigte der Eigentümer und Investor, dann stürzte wieder einmal der Konzern ab.

Bislang hat die Esslinger Karstadt-Filiale allen Standortdiskussionen der vergangenen Jahrzehnte getrotzt. Ob es dieses Mal auch wieder so sein wird, ist jedoch mehr als fraglich. Denn das Unheil droht von zwei Seiten.

Im Mai wurde bekannt, dass der luxemburgische Eigentümer und Investor bei der Weiterentwicklung von Parkplatz und Warenhaus nicht mehr weiter mit Karstadt plant. Obwohl ihm der Gemeinderat beim Bebauungsplan für sein umstrittenes Vorhaben deutlich entgegengekommen war. Woran die Gespräche letztendlich gescheitert waren ist unklar: Jedenfalls hatte BPI Esslingen einen auf Anfang 2022 befristeten Mietvertrag über einen kleineren Teil des Komplexes regulär auslaufen lassen und die beiden weiteren Verträge zum 1. April 2022 außerordentlich gekündigt – obwohl der Hauptmietvertrag über das Warenhaus noch eine Laufzeit bis Mitte 2026 mit zehnjähriger Verlängerungsoption hatte.

Noch bevor es am 18. November zu einem ersten Termin in dem Mietstreit vor dem Stuttgarter Landgericht kam, vermeldete der Mutterkonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) Ende Oktober/Anfang November, sich zum zweiten Mal seit 2020 in ein Schutzschirmverfahren flüchten und mehr als 40 seiner 131 Filialen schließen zu müssen. In einem Interview mit dieser Zeitung hatte die Esslinger Kaufhauschefin Gabriele Post noch im Mai betont, Karstadt wolle an seinem Esslinger Standort festhalten und sehe dort Potenzial. Auch den Gerichtstermin hatte der Konzern nicht gecancelt, sondern vor dem Richter für den Fortbestand des Mietverhältnisses gekämpft. Der Prozess soll am 31. Januar fortgesetzt werden.

Dennoch ist es derzeit schwer einschätzbar, ob GKK tatsächlich an der Esslinger Filiale festhalten will. Auch der Detmolder Online-Händlers Buero.de hatte angeboten, 47 Karstadt-Filialen für einen dreistelligen Millionenbetrag zu übernehmen und dort dann unter dem Namen „Schön hier“ weiterhin ein Warenhaussortiment anzubieten. Zu ihnen zählen auch die Häuser in Esslingen und in Leonberg, wie der Vorstandsvorsitzende unserer Zeitung gegenüber bestätigt hatte.

Vor wenigen Tagen wurde ein internes Papier publik, nach dem der Galeria-Konzern jetzt offenbar sogar 90 Filialen schließen und selbst in den dann noch verbliebenen Häusern Mitarbeiterstellen in beträchtlicher Höhe abbauen will.