Bei einem Rohrbruch zeigt sich das italienische Krisenmanagement von der besten Seite, berichtet unserer Korrespondentin Almut Siefert.
Feierabend, Hände waschen, los zum Aperitivo. Aus dem Wasserhahn tröpfelt es traurig, dann kommt gar nichts mehr. Vor der Caffè-Bar unten im Haus sitzen Nachbarn: „Bei euch auch?“ Es wird mit den Daheimgebliebenen telefoniert: kein Wasser. Dafür wird Wein bestellt. Ein Anruf beim Versorger gibt dem spontanen, aber immer geselligeren Beisammensein die akustische Untermalung: 20 Minuten Warteschleifenmusik. Dann die Info: Es gab einen Rohrbruch, das ganze Viertel sei betroffen. Die Bar nicht, andere Wasserleitung. Die Frage, wie lange es denn dauern wird, schafft es nicht mehr durchs Telefon. So wird erst mal Wein geordert.
Wasserrohrbruch: erst mal essen gehen!
Zeitgleich hängt ein junger Mann auf dem Balkon gegenüber nur mit einem Hüfthandtuch bekleidet Wäsche auf – was zu wilden Spekulationen und Lachanfällen führt: Gibt es Trockenreinigung auch für den Körper? Immer mehr Menschen steuern die kleine Bar an, auf der Suche nach Informationen. Die Kein-Wasser-aber-Wein-Taskforce gibt geduldig Auskunft, aus den Berichten der anderen fügt sich das Bild zusammen: Bei Bauarbeiten an der Tram-Strecke um die Ecke ist es also geschehen. „Grande Casino“ – großes Chaos. Eine Frau biegt watend um die Ecke, die blaue Jeans bis zu den Waden auffällig dunkel. „Dabei hab ich an der niedrigste Stelle diesen reißenden Fluss überquert.“ Sie meint das gebrochene Wasserrohr.
Wein hilft auch hier. Die Gruppe beschließt, später essen zu gehen. Kochen kann eh niemand. Auf dem Handy blinkt ein Bericht des „Corriere della Sera“ auf. Von katastrophalen Szenarien ist zu lesen, von Rettungsaktionen aus den wogenden Fluten. Menschen mit Kanistern irren um die Häuser. Zu Hause angekommen, gluckert es bereits im Spülkasten, wenig später fließt das Wasser wieder. Wein hatten wir nun auch genug.