Georg Belge und die Verwaltung der Stuttgarter Branddirektion zieht es in den Neckarpark. Foto: Leif Piechowski

Im Neckarpark bekommt die Branddirektion in den nächsten Jahren Neubauten für ihre Verwaltung und für eine Leitstelle. Die Feuerwache 3 an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt wird zwar auch erneuert, doch dort geht es eng zu.

Nach dem Neubau der Feuerwache 5 auf den Fildern geht die Stadt Stuttgart ein neues großes Bauprojekt für ihre Branddirektion an: Am 1. Dezember soll der Gemeinderat grünes Licht dafür geben, dass im Neckarpark fast 64 Millionen Euro in ein neues Führungszentrum für Sicherheit und Gefahrenabwehr mit der Integrierten Leitstelle Stuttgart (ILS) und einem Verwaltungsgebäude investiert werden.

Gebaut wird auf den Teilflächen Q16.1, 17 und 18 an der Benzstraße, wo die vier Etagen über der Erde künftig eine Art Lärmschutzriegel bilden könnten, der die im Neckarpark geplanten Wohnungen vor Lärm vom Veranstaltungsgebiet auf dem Cannstatter Wasen und an der Mercedesstraße abschirmt. Von den Neubauten selbst könnte zwar auch ein gewisser Lärm ausgehen, doch den will die Stadt dadurch beherrschen, dass die „Alarmausfahrt“ von bis zu sechs Einsatzfahrzeugen über die Benzstraße erfolgt, nicht über die Hanna-Henning-Straße auf der Rückseite der Gebäude. Mit einer herkömmlichen großen Feuerwache sind die Neubauten in puncto Lärmentwicklung auch nicht zu vergleichen.

Stadträte sind sehr angetan

In der Vorberatung im Technik-Ausschuss des Gemeinderats gab es schon große Zustimmung. Daher steht außer Zweifel, dass Anfang Dezember auch die Vollversammlung beschließen wird, diese Neubauten zu realisieren und dafür die städtischen Grundstücke wieder vom Immobilienmarkt zu nehmen. Die Ausschreibung war nämlich bereits gestartet worden, ehe immer mehr zur Gewissheit wurde, dass es auf dem Gelände der sanierungsbedürftigen Feuerwache 3 an der Mercedesstraße klemmt. Trotz Arrondierung durch ein kleines Grundstück der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) reicht der Platz nicht aus, um den dort untergebrachten Einrichtungen ein angemessenes Unterkommen zu gewährleisten. Da es am alten Standort auch keine Perspektive für die technische Aufrüstung des Einsatzleitsystems gibt, entstand die Idee, die ILS komplett auszulagern. Im Neckarpark soll zudem die zentrale Verwaltung der Branddirektion um ihren Leiter Georg Belge untergebracht werden.

Da rund 2200 Quadratmeter in dem Gesamtkomplex nicht für Verwaltung und Technik benötigt werden, wünschen sich die Ratsfraktionen und der Branddirektor „belebende Nutzungen“ im Erdgeschoss. Belge denkt dabei an ein „Schaufenster der Feuerwehr“: an eine Fläche, auf der die Feuerwehr mit ihren Funktionen und Aufgaben, mit ihrem Gerät und mit Tipps für den Brandschutz „greifbar werden“ soll.

Der Brandschutz erfordert auch an anderen Stellen hohen Geldeinsatz: Für den Neubau der Feuerwache 5 in Möhringen sind gut 50 Millionen Euro eingesetzt worden. Für den Neubau der Feuerwache 1 in Stuttgart-Süd hat der Gemeinderat Ende 2021 fast 34 Millionen Euro bewilligt. Und das ist längst nicht alles, was für die Feuerwehr geplant ist.

Das macht die ILS

Aufgaben
Die Integrierte Leitstelle Stuttgart (ILS) koordiniert als Zentrum der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr die Hilfeersuchen der Bevölkerung für die Bereiche Feuerwehr, medizinischer Rettungsdienst, Krankentransport und ärztlicher Notfalldienst. Zudem ist sie Alarmierungsstelle für die Einheiten des Katastrophenschutzes und gleichzeitig Oberleitstelle für den Rettungsdienst in Baden-Württemberg.

Arbeit
Zur Bewältigung der Aufgaben stehen rund um die Uhr mindestens fünf, tagsüber aufgrund des erhöhten Anrufaufkommens sogar elf Disponenten zur Verfügung. Bei speziellen Einsatzlagen wie Unwetter oder Großschadensereignissen kann die Anzahl der Disponenten innerhalb weniger Minuten um bis zu vier Personen aufgestockt werden. Die Mitarbeitenden leisten einen Mischdienst aus Leitstellentätigkeit und Tätigkeit auf einer Feuerwache bzw. im medizinischen Rettungsdienst, um den Bezug zur Praxis aufrecht zu erhalten.

Fallzahlen
Jährlich werden rund 600 000 Gespräche geführt, was im Durchschnitt einem täglichen Anrufaufkommen von 1644 eingehenden Telefonaten entspricht. Etwa 700 Telefonate entfallen täglich auf die europaweite Notrufnummer 112. Darunter sind vereinzelt auch E-Call-Notrufe aus Fahrzeugen.