Was dauert das so lange? Lahmes Internet daheim sorgt für Frust an allen Fronten. Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose

Spätestens Corona hat gezeigt, wie wichtig ordentliches Internet ist. Besonders ärgerlich: Die gebuchte Bandbreite bleibt daheim auf der Strecke. Doch da lässt sich Abhilfe schaffen.

Hannover - Schlaue Hausgeräte und Fernseher, Film- und Musikstreaming, Online-Games und obendrauf noch das Homeoffice: Immer mehr Geräte daheim sind vernetzt und benötigen eine stabile Internetanbindung. Denn egal, ob bei der Arbeit oder beim Entertainment: Der Frust ist groß, wenn das Internet hakt.

„Die Gründe für eine instabile Netzanbindung können vielfältig sein, oft aber liegt es auch an der Verteilung des Signals in den Räumen“, sagt Ernst Ahlers vom Fachmagazin „c't“. Vor allem die drahtlose Verteilung via WLAN sorge oft dafür, dass bei Smartphones, Fernsehern oder Tablets deutlich weniger Bandbreite ankomme, als der Internetanschluss eigentlich hergibt. „WLAN ist bequem, aber diese Funktechnik ist letztlich eine Krücke. Das Kabel ist und bleibt der Königsweg“, sagt Ahlers. Ein Grund hierfür sei, dass auch das WLAN ein sogenanntes Shared Medium ist. Die dafür genutzten Frequenzen teilen sich alle Nutzer immer mit ihren Nachbarn, was zwangsläufig zu Bandbreite-Schwankungen führe.

Wann immer es geht, sollten stationäre Geräte daher via LAN-Kabel direkt an den Router angeschlossen werden. Ahlers: „Das entlastet das WLAN auch zugunsten der mobilen Geräte.“

Ein anderer Grund für ein schwaches Heimnetz kann der Standort des WLAN-Routers sein. „Im besten Fall sollte der Router etwa in Hüfthöhe zum Beispiel in einem Regal positioniert sein, von wo aus das Signal dann gut verteilt werden kann“, empfiehlt Ahlers. Auch bauliche Eigenheiten können das WLAN-Signal beeinträchtigen. „Ein Aquarium etwa behindert das Signal ebenso wie eine Altbau-Wand, in der ein Drahtgeflecht verbaut wurde. Auch bedampfte Glasscheiben sind ein Hindernis“, sagt der Experte. Im Idealfall kann ein WLAN-Router etwa bis zu 30 Meter weit funken.

Wird das Internetsignal durch bauliche Eigenheiten verschlechtert, können Repeater helfen, die das WLAN-Signal des Routers empfangen und ihrerseits auch ein WLAN aufbauen, um die Datenpakete in beiden Richtungen zu makeln. Handelt es sich um einfache Repeater mit nur einem Funkmodul für beide Richtungen, halbiert sich der Datendurchsatz.

„Soll das Signal beispielsweise über zwei Stockwerke verteilt werden, empfiehlt es sich, das Netzwerk zu erweitern“, rät Ahlers. Hier eignet sich ein sogenanntes Mesh-System – ein aus mindestens zwei Komponenten bestehendes Drahtlos-Netzwerk, das nur einen WLAN-Namen hat und alle am WLAN angemeldeten Geräte managen kann.

Denn die Komponenten „reden“ miteinander und stimmen sich ab, wer welches Endgerät versorgt. „Wenn man sich dann im Haus bewegt, wird das Smartphone sich immer automatisch das stärkste Signal suchen“, so Ahlers. Mesh-Komponenten haben zudem mindestens zwei, manchmal sogar drei Funkmodule. Voraussetzung ist jedoch, dass die Geräte untereinander kompatibel sind. Daher sei es sinnvoll, Router und Repeater immer von einem Hersteller zu kaufen, rät Ahlers.

Eine mögliche Alternative sind auch Powerline-Adapter. Hier wird das Signal über das Stromnetz transportiert. Das kann hilfreich sein, wenn beispielsweise ein Gerät im Keller oder Dachgeschoss ans Internet angeschlossen werden soll.

„Die Schwachstelle hier ist das Stromnetz, denn das ist verzweigt und entsprechend störanfällig ist auch das Signal“, gibt Ahlers zu bedenken. Powerline-Adapter sollten daher immer direkt an den Wandsteckdosen angebracht werden, nicht an Mehrfachsteckdosen. Wer Powerline in einem Mehrfamilienhaus nutzt, teilt sich zudem die Stromleitung – und damit die mögliche Bandbreite – mit allen Nachbarn, die auch Powerline nutzen.

Wer das bestmögliche Internetsignal in allen Räumen möchte, kommt also um Kabel nicht herum. „Ideal sind für die Verkabelung CAT 5e oder CAT 6 Kabel, damit sind Bandbreiten von einem Gigabit und mehr möglich“, sagt Ahlers. Glasfaserkabel seien für die Heimverkabelung hingegen nicht notwendig, zumal sie deutlich empfindlicher seien.

Und wenn selbst mit LAN-Kabel weniger Tempo am Endgerät ankommt, als der gebuchte Tarif verspricht? „Die Provider sind gemäß einer EU-Vorschrift dazu verpflichtet, ihren Kunden die Minimal-, Mittel- und Maximalwerte zu einem Anschluss mitzuteilen“, sagt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Gebe es hier deutliche Abweichungen, sollten Kunden dies genau dokumentieren und den Anbieter hiermit zunächst konfrontieren. „Am besten nutzt man den Speedtest der Bundesnetzagentur und hält sich an deren Vorgaben für die Durchführung“, rät Bradler.

„Dem Internetanbieter sollte zunächst die Möglichkeit gegeben werden, nachzubessern. Ändert sich aber trotz wiederholter Aufforderung nichts, hat der Verbraucher das Recht, fristlos zu kündigen und er kann dann gegebenenfalls auch Schadenersatz verlangen“, sagt Bradler.

Breitbandmessung der Bundesnetzagentur unter http://dpaq.de/bGWPB