Der Glasfaser-Ausbau in Deutschland schreitet voran. Foto: dpa/Armin Weigel

Ein reiner Glasfaser-Anschluss? Vor wenigen Jahren war das noch ein Nischenprodukt in Deutschland, im Ausland war das mancherorts anders. Doch inzwischen macht die Bundesrepublik bei dem Thema Tempo, wie eine Branchenstudie zeigt.

Dank eines zügigen Glasfaser-Ausbaus haben immer mehr Menschen in Deutschland die Möglichkeit, daheim sehr schnelles und stabiles Internet zu bekommen. Wie aus der am Mittwoch publizierten Studie des Internet-Branchenverbandes VATM hervorgeht, werden es zum Jahresende voraussichtlich 12,3 Millionen Haushalte sein, bei denen Glasfaser bis in die Wohnung verfügbar ist (FTTH: Fiber to the Home). Ein Jahr zuvor waren es noch 8,5 Millionen und zwei Jahre zuvor 5,9 Millionen.

Das Angebot zieht an, die Nachfrage ist allerdings relativ gering: Bisher hat nur etwa ein Viertel der FTTH-Haushalte die Anschlüsse aktiviert, der Rest verzichtet auf entsprechende Verträge. Das dürfte auch daran liegen, dass Glasfaser-Verträge relativ teuer sind.

2030 soll Glasfaser laut Bundesregierung überall verfügbar sein

Die Studie macht deutlich, dass ein Ziel der Bundesregierung, bis 2025 jedem zweiten Haushalt und Unternehmen einen Glasfaser-Anschluss zu ermöglichen, allmählich in greifbare Nähe rückt. In Deutschland gibt es rund 42 Millionen Haushalte. „Das Ziel wird relativ locker erreichbar sein“, sagte VATM-Präsident David Zimmer. Die Frage sei aber, wie es danach weitergehe und bis wann man „an der letzten Milchkanne“ ankomme.

2030 soll Glasfaser laut Bundesregierung überall verfügbar sein, wo die Menschen leben und arbeiten. „Das ist ähnlich wie beim Bergsteigen: Die ersten Höhenmeter sind relativ einfach und mit zunehmender Höhe wird es immer schwieriger“, so Zimmer. Studienautor Torsten Gerpott sagte, die 50 Prozent bis 2025 seien gut machbar. Aber: „100 Prozent werden wir nie erreichen.“

Gigabit-Speed beim Download bieten nicht nur reine Glasfaser-Anschlüsse, sondern auch Fernsehkabel. Bei denen liegt Glasfaser zwar nicht auf der letzten Strecke bis in die Wohnung, aber bis zum Verteilerkasten in der Straße. In diesem Bereich - der sogenannten Docsis-3.1-Technik - ist das Ausbaupotenzial erschöpft, der Studie zufolge könnten 25,8 Millionen Haushalte Gigabit-Verträge über Fernsehkabel abschließen und damit etwa gleich viele wie 2021. Bei Fernsehkabel-Internet gibt es im Vergleich zu FTTH wesentlich größere Schwankungen, wenn viele Nachbarn gleichzeitig im Netz sind. Das ist ein Nachteil daran. Der Vorteil: Es ist billiger als FTTH-Verträge.

Von den verfügbaren FTTH-Anschlüssen liegt etwa die Hälfte dort, wo auch Docsis 3.1 zu haben ist: Die dortigen Bewohner haben also die Wahl zwischen zwei Technologien, um einen Gigabit-Vertrag zu bekommen. Zählt man diese Gigabit-Doppelungen raus, so haben bereits 31,7 Millionen Haushalte gigabitfähige Anschlüsse verfügbar und damit 2 Millionen mehr als 2021.

Die Marktanalyse belegt ein steigendes Interesse am schnellen Internet

Die Marktanalyse belegt zudem ein steigendes Interesse am schnellen Internet und somit eine höhere Zahlungsbereitschaft. 2020 schlossen nur 2,8 Prozent der gigabitfähigen Haushalte Verträge über ein Download-Tempo von einem Gigabit pro Sekunde oder mehr ab, 2021 stieg dieser Wert auf 4,1 Prozent. In diesem Jahr liegt er schon bei 5,8 Prozent.

Eine weitere Erkenntnis der vom VATM in Auftrag gegebenen Studie des Beratungsunternehmens Dialog Consult: Der Datenhunger von Deutschlands Internetnutzern zieht weiter an. Die Autoren schätzen das in diesem Jahr über das deutsche Festnetz verschickte Datenvolumen auf 122 Milliarden Gigabyte und somit 20,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Jeder Breitbandanschluss kommt im Schnitt auf 274,4 Gigabyte monatlich.