Ist er fit, gesund und hat tolle Maße? Die Hundebesitzerin führt ihren Vierbeiner an der Jury vorbei. Foto: /Simon Granville

Vierbeiner mit Wuschelfell aus 20 Ländern sind zu Gast in Leonberg gewesen. Ihre Besitzer haben sich zur zweiten Auflage der Weltmeisterschaft der Internationalen Union für Leonberger Hunde getroffen. Für Zucht und Schau gelten harte Regeln, vor allem, was den Gesundheitsschutz betrifft.

Leonberger Hunde aller Altersklassen aus 20 Ländern Europas sind die Stars auf zwei Großereignissen am Wochenende in Leonberg gewesen. Vom einigen Wochen alten Welpen bis zu den mit zahlreichen Ausstellungen vertrauten Routiniers haben sich alle auf dem Gelände rund um das Vereinsheim beim Tiefenbachsee von ihrer besten Seite gezeigt. Dieses Mal hat hier nicht nur die traditionelle Clubsiegerschau der Leonberger Hunde stattgefunden, sondern auch die zweite Auflage der Weltmeisterschaft der Internationalen Union für Leonberger Hunde (IULH).

Für Susanne und Holger Munzlinger und ihre beiden Hunde, davon ein Leonberger, hat der große Trubel bereits am Mittwoch begonnen. Aus langjähriger Erfahrung haben sie sich nach Mitternacht mit ihrem Campingbus im nordrhein-westfälischen Oberhausen auf den Weg gemacht, um Donnerstag pünktlich auf dem Eltinger Vereinsgelände Bettelmannsreute ihr sprichwörtliches Zelt aufzuschlagen. Holger Munzlinger ist nämlich der Ausstellungsbeauftragte des Deutschen Clubs für Leonberger Hunde (DCLH) und für den glatten Verlauf der beiden Veranstaltungen zuständig. Seine Ehefrau Susanne Munzlinger, die beim Club für das Zuchtbuchamt und die Welpenvermittlung zuständig ist, leitet an beiden Schautagen das Ausstellungsbüro. Und in Eltinger Süden gibt es für beide reichlich zu tun – ehrenamtlich, aus Liebe zu den Vierbeinern, die der Grund für dieses Treffen von Menschen aus ganz Europa sind. Viele sind mit recht großräumigen Campingmobilen, -bussen und -anhängern angereist und da gilt es mit Peter Rühl so manches Logistikproblem zu lösen. Der ist der technischen Leiter der Ausstellung und der Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg im DHCL.

Auch Hunde aus Übersee dabei

„Eigentlich sollte es sich jede Besitzerin und jeder Besitzer eines Leonbergers sich mindestens einmal im Leben antun, hierher in die Heimat des Leonberger Hundes zu kommen“, sagt Holger Munzlinger. „Es herrscht hier ein besonderes Flair, wenn sich an die 200 Vierbeiner aus allen Herren Länder, es sind sogar schon welche aus Übersee und Japan da gewesen, ein Stelldichein geben“, schwärmt er.

In diesem Jahr ist der Samstag für die World-Championship-Ausstellung der Internationalen Union für Leonberger Hunde (IULH) reserviert gewesen. Die erste Auflage fand vor zwei Jahren im französischen Cluny statt, organisiert vom französischen Leonberger Verein. Die diesjährige Ausgabe wollte ursprünglich der Schweizer Club veranstalten, der gab die Organisation angesichts der Pandemie an den Russischen Club weiter, der dann im Herbst 2021 absagte. Somit hat der DHCL die Federführung übernommen. „Das ist gut so, denn in Russland wohnende Aussteller sind jetzt nicht zugelassen“, sagt Munzlinger. Das gelte aber nicht für Russen, die ihren Wohnsitz in anderen europäischen Ländern haben.

Wichtig für die Zucht

Die Clubschau des Deutschen Clubs für Leonberger Hunde, die alljährlich am letzten Wochenende im September in Leonberg abgehalten wird, fand am Sonntag statt. Sowohl bei der Weltmeisterschaft als auch bei der Clubschau werden die Tiere ab 9 Uhr in vier Ringen dem internationalen Richteteam zur Begutachtung vorgeführt. Die Sieger werden gegen 15.30 Uhr gekürt. Für Samstag waren bei Ausstellungsleiter Holger Munzlinger 192 und für Sonntag 198 Tiere gemeldet. Größtenteils sind es an beiden Tagen die gleichen Hunde, also warum zwei Ausstellungen? „Die IULH-Weltmeisterschaft ermöglicht es, neue Titel zu verleihen, zudem sind hier auch mehrere Kategorien an Welpen und Jungtieren zugelassen“, erläutert der Ausstellungsorganisator. Viele der hier und bei der Clubschau erworbenen Titel seien später wichtig, wenn es um eine mögliche Zucht geht.

„Nur mit gesunden Tieren soll Zucht betrieben werden“, sind sich Susanne und Holger Munzlinger einig. Für das Zuchtbuchamt und die Welpenvermittlung beim DCLH zuständig, führt Susanne Munzlinger akribisch Buch über jeden Deckakt, auch wenn er im Ausland stattfindet, und jeden Wurf. „Ich überprüfe, dass die Regularien der Zucht eingehalten werden – zum Wohl der Hunde“, sagt Susanne Munzlinger. Und so weiß sie, dass in den ersten drei Monaten in 2022 knapp 300 Leonberger Welpen geboren wurden. „Im Jahr sind es in der Regel zwischen 500 und 600 Welpen“, ergänzt Holger Munzlinger. Aktuell stehen deutschlandweit etwa 50 männliche Tiere in der offiziellen List der Deckrüden, etwa 120 Hündinnen sind für die Zucht gemeldet.

Tierärzte mit strenger Prüfung

Neu ist bei den Schauen, dass bei der Einlasskontrolle ein Tierarzt überprüft, ob die Tiere keine Qualzuchtmerkmale aufweisen. „Das übernimmt der Leonberger Tierarzt Marco Djordjevic und sein tierärztlicher Notdienst“, sagt Organisator Holger Munzlinger. Die Veterinäraufsicht liegt beim Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz Böblingen. Strengstens geachtet werde auch darauf, dass im Impfausweis der Hunde eine Impfung gegen Tollwut vermerkt ist. „In Deutschland ist die Tollwut ausgerottet, im benachbarten Polen beispielsweise aber nicht, also ist das wichtig“, sagt Munzlinger.

Lediglich 40 Prozent der Hunde an den beiden Ausstellungstagen kommt aus Deutschland. Die anderen Halterinnen und Halter sind aus den Niederlanden, aus Polen, Belgien, Frankreich, Luxemburg, Österreich, Ungarn, Bulgarien, Zypern, Italien, Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien, aus der Schweiz, der Tschechei oder auch der Slowakei nach Leonberg gekommen.

Sie alle wollen zeigen, dass der Leonberger auch unter den heutigen Wohn- und Lebensbedingungen ein angenehmer Partner ist, der ohne Schwierigkeiten überallhin mitgenommen werden kann und der sich durch ausgesprochene Kinderfreundlichkeit auszeichnet. Er gilt weder als scheu noch als aggressiv. Als Begleithund wird er als ein angenehmer, folgsamer und furchtloser Begleiter in allen Lebenssituationen eingestuft.