Sowohl für die „alten Haudegen“ wie auch für die Youngster von Swit Szaflary waren die EZ-Pokal-Begegnungen ein Erlebnis. Foto: /Herbert Rudel

Der polnische Drittligist Swit Szaflary hat dem 29. EZ-Handballpokal internationales Flair verliehen. Dafür nahm die Mannschaft eine weite, nicht immer vergnügungssteuerpflichtige Reise auf sich.

Gut 15 Stunden auf der Straße, in zwei vereinseigenen Kleinbussen, mehr als 1000 Kilometer allein für die Anfahrt, eine schneebedeckte Autobahn schon bei Krakau und dann noch einmal bei Chemnitz: Das Team des polnischen Drittligisten Swit Szaflary nahm einiges auf sich, um beim EZ-Handballpokal antreten zu können – und damit erstmals in der Geschichte des Turniers für internationales Flair zu sorgen.

„Wir lieben den Handballsport“, lautete die simple Erklärung von Andrzej Adamczyk, warum die anstrengende Reise angetreten wurde. Und der Spieler der ersten Mannschaft, zugleich Präsident des Clubs aus dem Südosten Polens, ergänzte: „Wir freuen uns sehr, hier dabei sein zu dürfen.“ Und zumindest ein klein bisschen Sightseeing gab auch noch: Am Samstagfrüh ging’s in Stuttgart direkt in die Jugendherberge, aber nur zum Gepäckabstellen. Danach stand ein Besuch im Mercedes-Benz-Museum an, ein Stadtrundgang zum Marienplatz, mit der Zacke hinauf nach Degerloch und danach noch ein bisschen höher auf den Fernsehturm.

Trainingseinheit zum Wachwerden

Am Samstagabend, als der erste Turniertag im Sportpark Weil bereits gelaufen war, stand dann noch eine lockere Trainingseinheit auf dem Programm. „Ein bisschen zum Ausschütteln und zum Wachwerden“, sagte Adamczyk mit Blick auf den Sonntag, an dem vier Gruppenspiele anstanden. „Wir sind schon ein bisschen nervös, weil das für unser Team etwas Neues ist“, fügte er hinzu.

Möglich gemacht hat „das Neue“ Maciej Garpiel, der in Stuttgart lebt und nach eigenem Bekunden „vor zwei Jahren eher zufällig mal beim EZ-Pokal vorbeigeschaut hat“. Ihm habe das Turnier vom Ablauf ebenso wie vom Niveau her gut gefallen und durch seine Affinität zum Handball – Maciej Garpiels Vater Jerzy spielte vor gut 30 Jahren in der 2. Bundesliga für den TV Gelnhausen – sei es kein Problem gewesen, den Kontakt herzustellen. „Ein paar der Jungs aus Szaflary kannte ich, so war’s ganz einfach“, betonte der „Reiseleiter“, der alles perfekt organisiert hatte.

Auch gegen den TV Plochingen hielten die Gäste aus Polen zunächst gut dagegen. Foto: Herbert Rudel

Einfach war es für die weit gereisten Gäste beim EZ-Pokal hingegen nicht: Nach vier Niederlagen, drei deutlichen gegen den Neuhausen, die SG Heli und Plochingen sowie einer knappen gegen Reichenbach, war nach der Vorrunde Schluss. „Eine wichtige Erfahrung für uns war das Turnier in Esslingen trotzdem“, erklärte Adamczyk.

Für Swit Szaflary, das stellte er klar, stehe genau dieses „Erfahrung sammeln“ im Vordergrund – und mehr noch als für die erste Mannschaft für den Nachwuchs. Denn der genieße im erst 1984 gegründeten Verein den Vorrang: „Das Wichtigste ist bei uns die Jugendarbeit.“ Dass die Erwachsenen in der 3. Liga auflaufen, sei in erster Linie wichtig, um den Kindern eine Perspektive zu bieten. Dementsprechend fuhren auch einige Youngster mit ins Schwabenland, die die Zuschauer in Weil zeitweise begeisterten.

Jugendarbeit steht im Fokus

Mehr als 250 Kinder zwischen vier und 18 Jahren aus dem 3000-Seelen-Ort Szaflary spielen Handball, alle Altersklassen sind besetzt. Es gibt eine Akademie, die Camps und internationale Turniere ausrichtet, mit dem früheren polnischen Nationalkeeper Sławomir Szmal als Paten. 16 Trainerinnen und Trainer sorgen für einen geregelten Übungs- und Spielbetrieb, der mit der sportlich-motorischen Grundlagenarbeit anfängt. Kommuniziert wird in erster Linie und generationengerecht über Social Media, vor allem über Instagram (@reczna.szaflary).

„Für uns geht es darum, die Jugend aus unserem Ort zu pushen, für das Handballspielen vorzubereiten und zu begeistern“, sagte Adamczyk. Auch für erste Mannschaft sei es beim EZ-Pokal, neben dem Erlebnis, um die Vorbereitung gegangen. „Am nächsten Samstag geht unsere Saison weiter. Da müssen wir zeigen, dass wir etwas draufhaben“, ergänzt der Vereinspräsident.

Am Montag ging es dann wieder zurück in die Heimat – und zur Arbeit: in zwei Kleinbussen, mehr als 1000 Kilometer, aber wenigstens ohne Schneechaos auf den Straßen.